Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
Vom Netzwerk:
witterten.
    Als ich an Juna dachte, spuckte ich instinktiv aus. Dieses verdammte Mädchen!
    Genau betrachtet, war an Junas Verrat natürlich nichts Außergewöhnliches. Das Mädchen hatte die Umstände für ihre Interessen genutzt. Die Fänger hätten uns ohnehin beide festgehalten, so hatte Juna mit ihrem Geschrei vom Mecha-Korpus immerhin erreicht, dass man sie erst einmal in Ruhe ließ und sich ganz auf mich konzentrierte. Für sie brachte das noch den Vorteil mit sich, dass sie einen Beschützer gegen mehrere eintauschte. Obwohl man diesen Typen hier ganz sicher nicht trauen konnte. Sie musste immer damit rechnen, dass Burnos sie bei der erstbesten Gelegenheit niederschlagen, ausrauben und im Müll verscharren würde. Aber immerhin bestand auch die Chance, dass seine Gier und die Aussicht auf mehr Geld ihn davon abhielten.
    Ich überlegte immer noch, während ich wieder auf das Gitter kletterte, Sip unter den Armen hochhob und ihn zur Luke schleifte. Ehe ich ihn durch die Öffnung nach unten fallen ließ, zog ich ihm noch das Hemd aus, dann verschloss ich die Luke wieder mit dem Schloss. Auf den ersten Blick hätte man denken können, dass der Mensch dort unten am Boden der schlafende Gefangene war und Sip seinen Wachposten verlassen hatte. Vielleicht würde ich auf diese Weise etwas Zeit gewinnen.
    Meine Hand schmerzte heftig und ich konnte die Finger kaum bewegen. Wenigstens hatte ich den Blutfluss stoppen können. Ich band mir die andere Hemdhälfte um die Hüften, steckte den Stiel der Peitsche in den improvisierten Gürtel, nahm noch einen Schluck aus dem Flachmann und ging los – fürs Erste nur weg von dem Haus, den Fängern und von Juna Galo.
    Ein länglich gewundener Berg, eher ein Wall, trennte die Kuppe von einer großen brachliegenden Fläche. Ich versteckte mich auf dem Gipfel dieses Walls, um in Ruhe beobachten zu können, was auf der anderen Seite vor sich ging. Dort unten bewegten sich glänzende Geschöpfe hin und her – sie sahen aus wie dicke Würmer von etwa einem Meter Länge. Offenbar hatten sie kleine Beine. Die Viecher tummelten sich rund um einen großen dunklen Hügel, gelegentlich verschwand ein Tier darin, andere kamen herausgekrochen.
    Wahrscheinlich war das dort unten ein Warzenhügel, und die glänzenden Geschöpfe waren – Kriecher. Ich wollte ihnen auf keinen Fall über den Weg laufen; selbst aus dieser Entfernung und im schwachen Mondlicht wirkten sie bösartig und gefährlich.
    Wenig später sah ich den Beweis dafür mit eigenen Augen: Von rechts drangen ein Heulen und Röcheln zu mir, und ich wandte den Blick dorthin – eine größere Gruppe Kriecher zerrte etwas Lebendiges zu ihrem Bau. Auf den ersten Blick war es ein Mensch, aber dann erkannte ich, dass es sich um einen Mutanten handelte, ein Wesen, wie Juna und ich es an der Eisenbahnbrücke gesehen hatten. Die Kriecher transportierten ihn, indem sie, sich zu mehreren dicht um ihn drängend, einen glänzenden Ring um ihn bildeten. Ich hatte keine Ahnung, wie sie ihr Opfer festhielten, da sie keine Pfoten zu haben schienen. Jedenfalls zuckte und röchelte das Wesen nur hilflos, ohne die geringste Chance, den Bestien zu entkommen.
    Als sie den Mutanten in den Warzenhügel schoben, stieß er ein letztes verzweifeltes Stöhnen aus. Die Viecher verschwanden wie durch Zauberhand, vermutlich durch verschiedene in der Dunkelheit nicht sichtbare Öffnungen. Dann wurde unten alles still.
    Ich kroch auf allen vieren wieder den Abhang hinunter. Hier konnte ich nicht bleiben, die Fänger waren in nächster Nähe, und den Warzenhügel auf der anderen Seite zu passieren, wäre viel zu riskant. Ich würde einen großen Bogen um ihn machen müssen. Was war denn eigentlich mein nächstes Ziel? Ich musste Grauer Brand so schnell und so weit wie möglich hinter mir lassen. Und in dieser unbekannten und offensichtlich gefährlichen Welt überleben. Ich musste versuchen, so viel wie möglich von ihr zu verstehen und schließlich einen Ausweg aus ihr finden.
    Die Empfindung, dass alles um mich herum absolut unwirklich war, hatte sich noch immer nicht gelegt. Immer wieder erfasste mich ein Gefühl, als ob ich mich in einem fortgeschrittenen Level einer künstlichen Welt befände. Obwohl meine Hand sehr real wehtat und mir von dem heftigen Schmerz sogar übel war. Ich fasste an meine Stirn, sie war heiß. Alles extrem realistisch für eine virtuelle Welt. Es wäre nicht schlecht, die Hand anständig zu desinfizieren und mit einer sauberen Binde

Weitere Kostenlose Bücher