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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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Blut pulsierte in den Adern. Derartige Effekte ließen sich bereits ziemlich gut durch den Einsatz von Telehelmen und sensorischen Anzügen erzeugen. Auch wenn diese sicher nicht dem neuesten Stand der Technik entsprochen hatten. Wer wusste schon, was mit hoch entwickelten Technologien alles möglich war.
    Ich blickte auf das brachliegende, verödete Land vor mir. War das nur eine verdammte Matrize? Zum Teufel mit den Mutafagen und dem ganzen Gesocks!
    Eins war mir jedenfalls klar: Ich durfte Juna Galo um keinen Preis aus den Augen lassen. Ganz egal, was geschehen würde – sie war der Schlüssel zu der Tür, hinter der sich die Lösung versteckte. Ich hatte das starke, unmissverständliche Gefühl, dass ich mich hier niemals zurechtfinden würde, wenn ich aus irgendeinem Grund von diesem Mädchen getrennt werden sollte. Ich würde zwischen Müllhalden und Brachen umherirren, mit Fängern und Obdachlosen, mit allen möglichen Bestien, Mutafagen und Echsen kämpfen müssen, bis mich irgendwann einer abknallen oder mir den Kopf abreißen würde.
    Ohne den Blick von dem Gelände vor uns zu wenden, tastete ich nach der Flasche zwischen den Sitzen, zog mit den Zähnen den Korken ab, spuckte ihn aus und nahm einige Schlucke – Fusel.
    »Tut deine Hand noch weh?«, fragte Juna verschlafen. »Schlimm?«
    Ich nahm noch einen Schluck. Der Fusel war stark und in meinem Kopf begann es zu rauschen. Scheißegal, hier gab es keine Straßenpolizei und auch keine Überwachungskameras.
    »Trink«, sagte ich und hielt ihr die Flasche hin.
    Juna nahm einen kleinen Schluck, suchte den Korken zwischen ihren Füßen hervor, verschloss die Flasche und legte sie zurück. Dann ließ sie sich wieder in den Sitz sinken und schloss die Augen.
    Ich blickte misstrauisch zu Juna hinüber. Wusste sie etwa Bescheid? Kannte sie das Geheimnis dieser Welt, den Grund für mein Auftauchen hier, wusste sie, wer ich in Wirklichkeit war?
    Nein, es wäre paranoid, das zu glauben. Aber wer hatte ihr dieses Tattoo gestochen?
    Bei seinem Anblick hatte ich mich nur mit Mühe zurückhalten können, das Mädchen nicht an den Schultern zu packen, um endlich die Wahrheit aus ihr herauszuschütteln. Nur ein Gedanke hatte ich mich zurückgehalten: Wenn es sich um eine Verschwörung handelte, würde sie mir einfach ins Gesicht lügen. So oder so hatte ich keine Möglichkeit, zu überprüfen, ob das, was sie mir erzählte, die Wahrheit war oder nicht. Ich musste vorsichtig agieren. Daher erwähnte ich die Tätowierung erst eine ganze Weile später und möglichst beiläufig. Zu dem Zeitpunkt waren wir schon im Sender unterwegs. Das Mädchen war überrascht, rieb sich die Haut am Halsansatz und erklärte, dass sie die Zeichnung bereits seit frühester Kindheit hätte. Dann runzelte sie die Brauen und fügte hinzu:
    »Seltsam, wo du davon sprichst, fällt mir wieder ein … Ich habe meinen Vater früher selbst oft danach gefragt, aber er hat mir nie eine richtige Antwort gegeben.«
    Timerlan. Timerlan Galo, das Oberhaupt des Mecha-Korpus, also der Mechanischen Korporation. Deren Basis sich in Arsamas befand. Und wir waren jetzt irgendwo zwischen Arsamas und Moskau. Ich versuchte mir eine Landkarte vorzustellen, die Lage der Städte zu rekonstruieren, erinnerte mich, dass hier in der Gegend auch Wladimir, Murom, Rjasan liegen mussten … Und die Oka? Südöstlich von Moskau verlief doch die Oka. Oder waren wir schon zu nahe an der Hauptstadt?
    Oder war die Oka ausgetrocknet?
    Vielleicht gehörte ja das Flussbett, das wir mit der Eisenbahnbrücke überquert hatten, zur Oka.
    Ich lenkte den Wagen über das stellenweise morastige Ödland, umfuhr Waldstücke und Häuserruinen. Könnte ich Juna Galo vormachen, dass ich durch die Nekrose mein Gedächtnis verloren hatte? Dass ich mich an nichts mehr erinnerte, seit ich dort auf dem Hügel aufgetaucht war? Dann könnte ich sie bei Bedarf jederzeit bitten, mir diese Welt zu erklären.
    Nein, erst mal noch nicht. Ich traute ihr nicht. Zwar schien ihre Entschuldigung von heute Vormittag halbwegs aufrichtig, aber wenn ihr erst bewusst wäre, wie ahnungslos ich war, würde sie das vermutlich skrupellos ausnutzen.
    Wir bewegten uns abwechselnd über festen Erdboden und durch Morast und Pfützen vorwärts. Ich drehte das Lenkrad, um einen riesigen Warzenhügel zu umfahren, der sich auf dem Dach eines Gebäudes auftürmte. Das Gebäude war bis zu den Fenstern in die Erde eingesunken. Plötzlich fing Juna an zu sprechen:
    »Ich werde dir

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