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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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gepresst wurde.
    Er zischte wieder und spuckte mir ins Gesicht. Ich baumelte unter ihm. Meine von Stacheln aufgerissene Handfläche blutete heftig, ich spürte, wie mir das Blut den Arm hinunter bis zur Schulter lief. Wenn Sip auf dem Rücken gelegen hätte, hätte die Kette ihn erwürgt, aber so drückte sie vorerst nur in seine Halswirbel. Er hatte keine Chance aufzustehen.
    Jetzt stemmte er eine Hand gegen einen Gitterstab, fasste mit der anderen nach seinem Gürtel, wo ein Messer steckte. Ich holte tief Luft, dann krümmte ich den Rücken und zog die Beine mit einem Ruck hoch zu den Gitterstäben.
    Ich presste die Plastiksohlen meiner Mokassins mit aller Gewalt ins Gesicht des Fängers. Er zuckte zusammen und im selben Augenblick bekam er das Messer zu fassen. Mit nach unten hängendem Kopf stemmte ich die Beine nach oben und versuchte sie auszustrecken. Sip röchelte, sein Hals bog sich immer mehr. Er versuchte mit dem Messer nach mir zu stechen, traf mich aber wegen der Stäbe nicht richtig und schnitt nur in meine Hosenbeine.
    Meine linke Hand brannte wie Feuer, ununterbrochen lief Blut meinen Arm hinab. Ich kniff die Augen zusammen und streckte mit einem dumpfen Schrei die Beine aus.
    In Sips Hals knackte es, sein Kopf fiel lose nach vorne, das Messer glitt aus seinen Fingern.
    Ich zog meine Beine wieder an, ließ sie nach unten baumeln und sprang auf den Boden der Höhle. Die linke Hand pulsierte heftig vor Schmerz, die Stacheln hatten mehrere tiefe Schnitte in der Handfläche hinterlassen. Solche Wunden hören nicht von selbst auf zu bluten, ich musste sie unbedingt verbinden, aber Plastik war dafür völlig ungeeignet. Ich brauchte Stoffstreifen.
    Vor meinen Augen begann alles zu verschwimmen. Sip lag über dem Gitter, die Hände baumelten durch die Gitterstäbe herab. Ich hob sein Messer vom Boden auf, schob es zwischen meine Zähne, dann sprang ich wieder hoch und packte mit der rechten Hand einen der Gitterstäbe. Ich legte auch die Finger der linken Hand um einen Stab, wobei ich versuchte, die Handfläche nicht mit zu belasten, zog mich heran und begann in der Kleidung des Punks herumzuwühlen.
    In seiner Hosentasche stieß ich auf den Schlüssel. Ich hangelte mich die Stäbe entlang zur Luke, musste einige Zeit rumstochern, bis ich mit dem Schlüssel ins Schloss traf, schloss es auf und schlug die Luke zurück.
    Mit letzter Kraft kletterte ich nach draußen, dann wurde ich bewusstlos. Die Anstrengung und der Blutverlust forderten ihren Tribut.
    Als ich wieder zu mir kam, kauerte ich immer noch am Rand der Höhle, das Messer lag neben mir und meine Handfläche blutete nach wie vor. Vermutlich war ich nur kurz bewusstlos gewesen, wenige Minuten. Ich überwand meine Schwäche, nahm das Messer, kroch zu dem Punk auf dem Gitter und trennte die Hälfte seines Hemdes ab. Dabei entdeckte ich einen am Gürtel befestigten Flachmann, löste ihn, öffnete den Verschluss und roch daran. Dann goss ich den Inhalt zur Hälfte in meine verletzte Handfläche.
    Es brannte so höllisch, dass ich nur mit Mühe einen Aufschrei unterdrücken konnte. Als die Flüssigkeit in der Handfläche getrocknet war, umwickelte ich die Hand mit dem Hemd. Dann trank ich einige Schlucke aus dem Flachmann.
    Der Fusel brachte mich einigermaßen zu Verstand. Ich durchsuchte den Leichnam, ohne etwas Brauchbares zu finden. Als Nächstes kletterte ich vom Gitter herunter und begann mich umzusehen.
    Nicht weit entfernt von der Höhle steckte eine brennende Fackel in der Erde. Vage konnte ich das Gelände der Müllhalde erkennen, in nächster Nähe ragte das zweistöckige Haus auf. Von dort waren gedämpfte Stimmen zu hören, fahles Licht drang nach draußen. Ich hätte versuchen können, mich anzuschleichen, die Wachen auszuschalten und einen Wagen kurzzuschließen, um damit abzuhauen. Die Fahrzeuge wirkten ziemlich primitiv und bestanden vermutlich nur aus drei Pedalen, einem Getriebe und einer Gangschaltung. Aber die Fänger würden den Motorenlärm hören und sich gleich an meine Fersen heften. Und wie lange würde ich in diesem nächtlichen Labyrinth herumirren können? Wahrscheinlich würde ich ziemlich bald in einem Hügel stecken bleiben oder in eine Höhle rasen. Das war keine Lösung.
    Nein, ich musste zu Fuß verschwinden und darauf hoffen, dass Burnos nicht so bald jemanden schickte, der Sip ablösen sollte. Und darauf, dass all die Mutafage und Kriecher und buckeligen Hyänen, von denen Juna gesprochen hatte, mich nicht

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