Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
Vom Netzwerk:
wurden. Der Priester stieß der Bestie mit einem lauten Stöhnen den Fuß ins Gesicht. Der Mutant flog gegen die Wand, ich umfasste Luka an den Schultern und zog ihn hoch. Er schob mich weg und wandte sich zur Draisine, die an uns vorbeigerollt war.
    Juna streckte ihm die Hand entgegen. Ich sprang hoch. Die Backe des Priesters blutete heftig, sein Ohr war fast in zwei Teile zerrissen. Er schwankte, doch das Mädchen und ich fassten ihn unter den Armen und zerrten ihn auf die Draisine.
    »Wir brauchen einen Arzt.« Juna beugte sich über Luka Stiditsch, der gegen die Hebel für Handbetrieb gelehnt dasaß und die Beine unter der Vorderbank ausgestreckt hatte. »Hörst du, Rasin, wir brauchen sofort einen Arzt!«
    »Wo sollen wir den hernehmen?«, brummte ich.
    »Hast du verstanden, Söldner? Tschak! Er kann sterben. Der Wundbrand hat schon begonnen. Die Nägel des Mutanten waren verdreckt. Ist euch das klar? Vielleicht war da sogar Leichengift drunter! Wir müssen nach oben mit ihm und einen Arzt finden! Wofür habe ich euch angeheuert?!«
    Ich schüttelte den Kopf, tauschte einen Blick mit Tschak und wandte den Kopf wieder nach hinten. Die Draisine ratterte durch den Tunnel, unter ihren Rädern floss Wasser dahin. In das Motorengeräusch mischte sich ein ungutes Klirren. Zweimal war der Motor schon ausgegangen, und mit ihm der Scheinwerfer. Dem Mönch war es nur mit Mühe gelungen, ihn wieder zum Laufen zu bringen. Nach dem zweiten Mal sagte ich:
    »Wir kommen kaum noch von der Stelle! Los, Potschtar, soll Tschak sich nach vorne setzen. Lass uns zwei mit dem Hebel arbeiten. Funktioniert der Scheinwerfer auch bei Handbetrieb?«
    »Nein«, entgegnete der Mönch. »Der Scheinwerfer leuchtet nur mit Diesel … Ich wollte den Dynamo schon lange reparieren, aber ich komme einfach nicht dazu.«
    In den Innentaschen von Potschtars abgetragenem Mantel verbarg sich allerhand Nützliches, unter anderem eine Art Notfallset. Zwar waren weder Wasserstoffperoxid noch Promedol darunter, aber immerhin fand ich eine seltsam riechende Creme, eine Nadel, einen groben Faden und behelfsmäßiges Verbandsmaterial, das aus gut ausgekochten Stofffetzen bestand. Tschak sagte:
    »Lasst mich nur machen, ich denk mir schon was aus!« Er schob Juna ungerührt zur Seite und machte sich daran, Luka Stiditsch zu verarzten. Er nähte den tiefen Riss in der Backe zu und brachte Kompressen an Hals und Kopf an. Der Mönch verlor viel Blut, bis es dem Zwerg endlich gelang, mit Hilfe von Binden, Tampons und einer Tinktur aus Potschtars Apotheke den Blutfluss zu stillen. Der Priester konnte nicht sprechen, er stieß nur immer wieder undeutliche Laute aus. Als er schließlich versuchte aufzustehen, wäre er beinahe von der Draisine gestürzt. Juna setzte ihn wieder auf den Boden und hielt stützend seine Schultern.
    Unter Lukas Umhang entdeckte ich eine Patronentasche mit drei Dutzend Patronen für die Pistolen. Zehn gab ich Tschak zusammen mit der einen Waffe, den Rest behielt ich für mich. Juna nahm Lukas langen Dolch an sich.
    »Gleich bleiben wir stehen«, verkündete Potschtar und beugte sich über den Motor.
    »Woher weißt du das? Hörst du das am Motorengeräusch?«, fragte Tschak misstrauisch.
    Der Mönch legte einen Hebel um und drehte das Rad an seinem Schaltpult. Am Boden der Draisine zischte etwas, das Fahrzeug nahm noch einmal Fahrt auf. Luka Stiditsch röchelte heiser, und Juna beugte sich über ihn, aber der Priester schob das Mädchen beiseite und seine Augen blickten zu mir.
    »…Licht …Licht geht aus«, brabbelte er.
    »Ja, sobald wir stehen bleiben, wird es dunkel«, stimmte ich ihm zu.
    »Wir brauchen … Feuer …«
    Plötzlich fuhr Tschak dazwischen:
    »Jemand verfolgt uns. Hört ihr das auch?«
    Wir verstummten. Durch das Klopfen der Räder, das Klirren und Knattern des Motors war noch ein Geräusch zu hören, als würde jemand mit Nägeln über die eisernen Schienen kratzen.
    Mit langen krummen Nägeln. Und Krallen.
    Dann hörten wir ein dumpfes Flüstern, sehr leise und undeutlich, dann ein kaum hörbares Rasseln. Es hörte sich an, als ob sich die Verursacher dieser Geräusche hinter der Wand bewegten, die Draisine in einem Paralleltunnel begleiteten.
    »Sie sind nicht hinter uns«, sagte ich zu Tschak, »sondern neben uns.«
    »Nein, da ist auch jemand.« Er zeigte mit dem Finger nach hinten.
    Ich horchte.
    »Ich kann nichts hören.«
    »Dann sperr deine Ohren weiter auf, Mann. Ich sag es dir: Da kommt jemand hinter uns her.

Weitere Kostenlose Bücher