Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
Vom Netzwerk:
aus dem Tunnel.
    Luka Stiditsch reagierte am schnellsten. Während der Zwerg und ich gerade erst von der Draisine gesprungen waren, rannte er bereits zurück in Richtung Tunnel. Mit unseren Rücken verdeckten wir das Licht des Scheinwerfers, im Tunnel war es fast völlig finster. Irgendetwas bewegte sich dort, raschelte, Steine klapperten laut. Wieder hörte ich einen unterdrückten Schrei. Ich schob Tschak zur Seite, hob die Pistole mit dem Schalldämpfer auf, die Juna verloren hatte, und lief eilig in den Tunnel hinein.
    Es wurde etwas heller, ohne dass ich deshalb viel erkennen konnte. Vor mir ertönten zwei Schüsse, wieder schrie Juna. Ich begann zu rennen.
    Das Mädchen saß wenige Meter weiter vorne gegen die Wand gelehnt, die Knie gegen die Brust gepresst und hatte den Blick auf einen auf den Schienen ausgestreckten Körper geheftet. Darüber beugte sich gerade Stiditsch, mit der Pistole noch im Anschlag.
    Ich blieb neben dem Priester stehen, Tschak kam ebenfalls von hinten angerannt.
    Der Kopf des Mutanten wurde schon von kleinen Wellen umspült. Er erinnerte an das tote Wesen auf der Eisenbahnbrücke, nur wirkte dieser hier kränklich, schmutzig, blass und hatte überhaupt keine Behaarung … Ich beugte mich etwas vor, denn ich hatte etwas Ungewöhnliches bemerkt: zwischen den langen, dünnen Fingern mit Nägeln wie Krallen wuchsen durchsichtige Schwimmhäute.
    Lukas Kugeln hatten das Geschöpf, das an einen Affen erinnerte, im Gesicht erwischt. Es hatte hervorstehende eulenartige Augen, die mit durchsichtigen Häutchen überzogen waren. Eine Kugel war in den Wangenknochen eingedrungen, die andere hatte die Nase gestreift.
    »Bist du verletzt?«, fragte ich Juna.
    Das Mädchen schwieg, und Luka antwortete statt ihr:
    »Er hat ihr nur einen Kratzer verpasst.«
    »Wohin wollte es mit dir?« Ich streckte ihr die Hand entgegen.
    Juna blickte mich einige Sekunden lang an, dann ergriff sie meine Hand und stand auf. Sie berührte mit den Fingern einer Hand die andere Schulter, wo längliche Risse im Stoff zu sehen waren.
    »Ich weiß es nicht. Er hat mich einfach durch den Tunnel gezerrt. Seine Haut war so kalt …«
    Von hinten hörten wir durch das Gluckern und Plätschern jetzt das Husten und Knattern der Draisine. Ich wandte mich an Tschak:
    »Hast du so ein Monster an der Decke im anderen Tunnel gesehen?«
    »Mhm«, entgegnete der Zwerg finster, während er seinen Ohrring im Ohr drehte. »War das etwa dasselbe?«
    »Wie soll er denn vom anderen Ende des Saals in diesen Tunnel geraten sein?«
    »In der Decke sind überall Löcher. Hast du das nicht gesehen? Wahrscheinlich ist oben irgendein Durchgang, da verlaufen dicke Rohre. Als ich auf ihn geschossen hab, hat er sich dorthin verdrückt, ist über dem Saal durchgekrochen und auf der anderen Seite wieder runtergekommen.«
    »Verschwinde, verschwinde«, schrie Potschtar, der auf uns zufuhr. »Schafft diese Bestie, diese gottlose Bestie fort!«
    Die Draisine verlangsamte ihre Fahrt, und die Bremsen quietschten erbärmlich, wie wir es bereits kannten. Das Mädchen kletterte auf das Fahrzeug und setzte sich auf die hintere Bank. Der Zwerg trippelte hinter ihr her, und Luka und ich beugten uns vor, um den Kerl zur Seite zu heben, da hoben sich plötzlich die durchsichtigen Häutchen von seinen Augen.
    Alles ging sehr schnell. Die kleine Hand des Mutanten flog in die Höhe, er krallte seine Nägel in Lukas Backe, mit der andern Hand schlug er dem Priester auf den Kopf. Gleichzeitig zog er die Beine an, streckte sie ruckartig wieder aus und versetzte mir mit seinen langen Füßen einen heftigen Stoß in den Bauch. Ich fiel rücklings ins Wasser und prallte mit dem Nacken gegen eine Schiene. Über mir schrie Juna, Potschtar krächzte heiser. Die eisernen Räder der Draisine rollten geradewegs auf mein Gesicht zu, und ich warf mich in letzter Sekunde zur Seite. Einen Moment später sah ich mich nach dem Mutanten um. Dieser stand über den auf dem Rücken liegenden Luka, drückte mit der einen Hand dessen Kehle zu und schlug mit der anderen.
    Ich stürzte los, hob die Pistole. Das Scheusal wandte bereits den Kopf in meine Richtung, der Schalldämpfer zeigte auf das faltige graue Ohr, und ich drückte den Abzug. Der Verschluss klirrte, spuckte mit einem dumpfen Laut eine Hülse aus und schon hatte die Kugel ein Loch in den Schädel geschlagen, wie von einem Hammerschlag. Der Mutant kippte zur Seite, seine Hand rutschte von Lukas Hals, wo tiefe Kratzspuren sichtbar

Weitere Kostenlose Bücher