Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
Yvonne? Wie die nächsten Übungsstunden verliefen, darüber würde er sich mit dem jungen Mann schon einig werden.
„Dann wäre ja alles geklärt.“ Mit einem freundlichen Lächeln wandte sich Kiara ab und steuerte dem Badezimmer zu, um sich den Schlamm von den Händen zu waschen. Ob sie mit Leon danach zu Mittag essen würde, wollte sie danach entscheiden.
Felix blieb auf dem Gang zurück. Er hörte seinen Magen knurren und beschloss missmutig, ebenfalls etwas zu essen und dann ins Büro zu fahren, um zu sehen, wie weit seine Gesellen mit den Vorbereitungen für das neue Projekt gekommen waren.
Einen Fuß schon auf der Treppe, zögerte Felix. Wie sollte er sich nur Yvonne gegenüber verhalten? Morgen zur Massage gehen und so tun als ob nichts gewesen wäre? Aber wenn sie sich nun tatsächlich weigerte, ihn zu massieren. Die Möglichkeit bestand, denn sie schien sehr böse über seine Worte gewesen zu sein. Er kämpfte mit sich. Sollte er mit ihrer Chefin sprechen und sie bitten, Yvonne eine Entschuldigung zu übermitteln? Oder ihr Blumen mitbringen? Nein, das ginge vermutlich zu weit. Die Physiotherapeutin war im Club angestellt und er hier Stammkunde. Wenn er darauf bestand, musste sie ihn weiter behandeln, wenn sie nicht riskieren wollte, nach einer Beschwerde entlassen zu werden.
Der Gedanke, dass sie eigentlich keine Wahl hatte, bereitete ihm jedoch keine Befriedigung. Viel lieber hätte er gehabt, dass alles so wäre, wie vor seinen unbedachten Anschuldigungen. Dieser verdammte Wald- und Wiesenarzt hatte ihm mit seiner Vermutung einen Floh ins Ohr gesetzt und er war leider darauf angesprungen!
Automatisch wandte Felix seine Schritte zum Büro der Abteilungsleiterin. Er wusste zwar noch nicht, was er der sagen sollte, aber ...
Bevor Felix an die Tür klopfen konnte, öffnete die sich unvermutet und Myrtel Ragewitz trat heraus.
„Herr Altmühl, schön, Sie zu sehen! Wollen Sie zu mir oder warten Sie auf eine Behandlung bei Yvonne?“
„Ja ... nein ... also, nicht direkt ...“, stammelte der Überraschte.
„Soll ich mir jetzt etwas davon aussuchen?“ Myrtel lachte hellauf, als sie in das etwas hilflos wirkende Gesicht des Kunden sah.
Der riss sich zusammen.
„Ich habe erst morgen einen Massagetermin bei Yvonne, aber ... ich dachte ... ich müsste ... ich habe sie verärgert, daher wollte ich ...“ Wieder fehlten dem sonst so Selbstsicheren die Worte. Wie sollte er sein Anliegen deutlich machen, ohne sich etwas dabei zu vergeben?
Myrtel glaubte zu verstehen. Nicht mehr nur mit sich und ihrer Krankheit beschäftigt, brach sich etwas von ihrer Menschenkenntnis Bahn.
Sie schmunzelte wissend. Kunden wie dieser Altmühl kamen wie alle anderen aus verschiedenen Gründen in den Club: um sich behandeln zu lassen, Sport zu treiben oder um Anschluss zu finden. Während sich die Jungen, Attraktiven damit keinen Zwang auferlegten und hemmungslos miteinander flirteten, sah man den seriösen älteren Herren nicht an der Nasenspitze an, dass sie liebend gern dasselbe getan hätten, es sich jedoch nicht so recht trauten.
So wie sich Felix Altmühl aufführte, wollte er von Yvonne mehr als nur eine Linderung seiner körperlichen Leiden. Und dabei schien er so viele zu haben ... aber Moment mal! Wahrscheinlich waren die sogar nur ein Vorwand, recht oft mit der Therapeutin zusammenzutreffen! Myrtel konnte sich an keinen Kunden erinnern, der so häufig kam und hartnäckig darauf bestand, von einer bestimmten Angestellten betreut zu werden.
Sie schmunzelte vergnügt. „Wenn es Ihre Zeit erlaubt, trinken Sie doch einen Kaffee mit mir“, bot sie dem Verdutzten an. Obwohl Myrtel wusste, dass es nicht gern gesehen wurde, eigentlich sogar verboten war, dass das Personal mit Clubmitgliedern privat verkehrte, zuckte sie in Gedanken die Schultern. Es gab Dinge, die wichtiger waren als Clubregeln. Ob am Ende etwas daraus wurde, das mussten die beiden mit sich abmachen. Aber immerhin konnte sie den bewussten Anstoß geben.
„Ich höre, Sie sind mit Yvonne sehr zufrieden“, unternahm Myrtel den ersten Vorstoß, als sie kurz darauf mit Altmühl bei einer Tasse Kaffee zusammensaß. Der Kunde hatte sich zögernd darauf eingelassen und war ihr ins Büro gefolgt.
„Ja, sehr. Sie hat wunderbar heilende Hände“, schwärmte Felix. „Aber sie will mich nicht mehr behandeln“, fügte er etwas kläglich hinzu.
Myrtel sah ihn erstaunt an. „Warum das denn? So etwas ist in der ganzen Zeit, in der sie hier im Club
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