Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
arbeitet, noch nicht vorgekommen. Was haben Sie ihr getan?“
Felix rang mit sich, dann berichtete er von seiner Begegnung mit Yvonne auf dem Gang.
„Oh, oh!“ Myrtel erkannte die Möglichkeit, die sich hier bot, und seufzte theatralisch auf. „Da haben Sie was Schönes angerichtet. Bei allem, was ihren Beruf betrifft, ist Yvonne Perfektionistin, da versteht sie keinerlei Spaß – und erst recht keine Kritik. Und Ihre war noch dazu völlig aus der Luft gegriffen. Oh, oh!“
Felix senkte schuldbewusst den Blick.
„Wenn ich wüsste, wie ich das wiedergutmachen kann ... Vielleicht, dass Sie ihr sagen, dass es mir leid tut ... oder Blumen?“
Gleich hatte sie ihn soweit. Myrtel tat, als dächte sie angestrengt nach.
„Vielleicht aber auch ...“
„Ja?“ Felix knetete nervös seine schlanken Finger.
„Laden Sie sie ein. In ein schickes Lokal. Zum Essen oder zu einem Glas Wein. In netter Umgebung können Sie mit ihr über alles reden. Aber nur, wenn Ihnen wirklich daran liegt, sie zu versöhnen.“
„Natürlich liegt mir daran. Aber ich kann doch nicht einfach ... Und wenn sie nun ‚nein‘ sagt?“
In Anbetracht der Tatsache, dass Yvonne auf seine Einladung, ihn zu der Einweihung des Altarbildes zu begleiten, mit keiner Silbe reagiert hatte, war sich Felix nicht sicher, dass sie einem banalen Date in einem Restaurant zustimmen würde. Außerdem: Er mit ihr allein? Wollte er das überhaupt? Darüber hatte er noch nicht ernsthaft nachgedacht. Gewiss mochte er sie, weil sie es verstand, gut zuzuhören, weil ihre Hände seine Schmerzen linderten. Er horchte in sich hinein.
„Ich weiß wirklich nicht ...“, zögerte er.
„Ach kommen Sie“, packte Myrtel den Stier bei den Hörnern. „Haben Sie sich mal gefragt, warum Sie tagaus, tagein den Club aufsuchen? Warum Sie nur von Yvonne behandelt werden wollen, obwohl all unsere Physiotherapeutinnen erstklassig sind. Warum Ihnen so viel daran liegt, sie zu versöhnen, obwohl sie nur eine Angestellte ist?“
Vom Bombardement der Fragen, die ihm Myrtel an den Kopf warf, fühlte sich Felix überfordert. So schnell konnte er zu keiner Entscheidung kommen.
„Es ist vielleicht doch keine gute Idee, Frau Ragewitz“, entwand er sich feige.
„Schade. Ich denke, Sie wären ein nettes Paar.“ Myrtel zuckte mit den Schultern. Sie konnte den Mann nicht zu seinem Glück zwingen.
Um die eingetretene Stille zu überbrücken, betrachtete Felix sein Gegenüber etwas genauer. Irgendwie schien ihm die Frau verändert. Nicht mehr mürrisch und einsilbig, wie er sie in den vergangenen Monaten erlebt hatte. Im Gegenteil sah sie ganz passabel aus. Wenn sie lächelte, war sie sogar recht hübsch zu nennen. Sie musste etwas jünger sein als Yvonne. Außerdem war sie deren Chefin. Ihr Wort galt.
Ein Gedankenblitz schoss ihm durch den Kopf.
„Sie haben Recht. Es ist doch eine gute Idee. Ich werde es tun, aber nur, wenn Sie uns begleiten. Ich lade Sie auch ein, wenn es sein muss und Sie es sich sonst nicht leisten können. Sie kommen mit Ihrem Mann. Oder Freund. Oder Freundin, was weiß ich. Zu viert wird ein Abend im Restaurant wesentlich ungezwungener, falls Yvonne doch nicht so interessant ist wie erhofft.“ Er konnte sich diese Bemerkung nicht verkneifen, um seine Gefühle herunterzuspielen. „Meinen Sie nicht?“
Myrtel runzelte die Stirn. Sie hatte es ja gewusst. Typisch Mann. Er wollte schon, wusste aber nicht wie – und fürchtete sich vor einer Niederlage.
Jetzt hielt sie den Schwarzen Peter in der Hand. Wo sollte sie so schnell einen passenden Partner hernehmen? Aber wer weiß, bis zu dem Rendezvous war noch ein wenig Zeit. Ihr würde schon etwas einfallen. Außerdem: Wenn sie ablehnte, würde der alte Altmühl garantiert einen Rückzieher machen.
„Einverstanden!“
„Und wer bringt es Yvonne bei?“, fragte Felix erleichtert.
„Sie natürlich!“ kam es gleichzeitig aus beider Mund.
Myrtel lachte, Felix verzog nur den Mund. Doch schließlich ließ er sich von Myrtels Lachen anstecken. Es fegte sowohl ihre als auch seine geheimen Vorbehalte hinweg.
XI
Das Yankee-Stadion wirkte wie eine riesige Kathedrale, oder wie ein gigantisches Amphitheater mit Hunderten Sitzreihen über- und nebeneinander. Die meisten Plätze waren am Tag des großen Spiels gegen die Gegner aus Texas noch leer, dennoch hatten sich zahlreiche Fans in einigen der vorderen Reihen niedergelassen, um ihren Idolen beim Training vor dem Match zuzujubeln.
Jack lehnte entspannt
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