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Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Titel: Tempel der Träume - Der Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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immer völlig verdattert, bevor sie sich langsam wieder fing und ihm in die Halle folgte.
    Sie reichte Ricarda das Telefon und stellte sich stumm und wie unter Schock stehend neben die Kollegin, wo sie das Shooting schweigend weiter verfolgte.
    In der nächsten Pause versuchte sie, dem Fotografen aus dem Weg zu gehen und wich auch seinen Blicken aus. Als sie dem Model Amy aus dem Kleid half, lächelte das Mädchen sie mitfühlend an.
    „Hat Greg dich angemacht?“, fragte Amy.
    „Wie kommst du darauf?“, erwiderte Samira erschrocken.
    „Das macht er bei allen. Du darfst gar nicht weiter darauf eingehen. Ignorier ihn, dann hört er irgendwann auf. Du kannst natürlich seine Einladung annehmen und zu ihm gehen, aber es lohnt sich nicht. Er ist ein lausiger Liebhaber.“
    „Woher weißt du das?“
    „Sowas spricht sich rum“, lächelte die junge Frau verschmitzt. Sie hatte hell-blonde Locken und grüne Augen, die wie das Meer funkelten. Sie ist sehr hübsch, dachte Samira, und wird trotzdem nur als Durchschnitt bezeichnet. Wie schön muss man dann sein, wenn man hervorstechen will?
    „Du bist neu in dem Geschäft?“, fragte nun auch Amy.
    Samira nickte. „Ich hatte einen Wettbewerb gewonnen, aber als ich hier ankam, wusste niemand davon. Nun bin ich Praktikantin und wohne in einem heruntergekommenen Motel, wo man mir die Sachen geklaut hat.“
    „Das ist ja schrecklich!“, rief Amy aus. „Warum ziehst du nicht in eine Wohnung?“
    „Die ist zu teuer, ich habe mich schon umgeschaut, das könnte ich mir niemals leisten von dem bisschen Geld, das ich bei dem Praktikum verdiene.“
    Amy antwortete nicht, sondern legte den Kopf schief und musterte ihr Gegenüber gründlich. Schließlich nickte sie wohlwollend. „Ich denke, du bist ganz entspannt und locker, du würdest passen.“
    „Passen wofür?“
    „Ich teile mir mit zwei anderen Mädels eine Wohnung, die eine ist aber vorigen Monat nach New York gezogen, ihr Zimmer noch nicht wieder besetzt. Wenn du willst, kannst du gerne bei uns einziehen.“
    „Wie viel würde das kosten?“
    Amy nannte ihr eine Summe, die akzeptabel war, so dass Samira wieder strahlte.
    „Abgemacht“, sagte sie glücklich.
    „Abgemacht“, erwiderte Amy. „Und vergiss Greg. Ich stell dir mal Männer vor, die wirklich was draufhaben.“
    Samira nickte begeistert.
     
    Als sie am Abend in ihr Motelzimmer zurückkam und gut gelaunt anfing, ihre Sachen für den Umzug zu packen, fiel ihr Blick auf ihr Handy. Ihr Freund Luca hatte schon wieder mehrfach versucht, sie anzurufen, doch sie hatte es vermieden, mit ihm zu sprechen.
    Zögerlich nahm sie das Telefon zur Hand und rief ihn endlich zurück.
    Es war früh am Morgen in Berlin, fast noch Nacht. Schlaftrunken ging er an den Apparat. Doch Samiras Stimme ließ ihn sofort hellwach werden.
    „Mann, Samira, du hast dich so lange nicht gemeldet. Ich habe mir schon Gedanken gemacht. Was war los?“
    „Nur ein paar Verständigungsschwierigkeiten, sonst nichts weiter. Es ist alles bestens“, log sie. Sie wollte ihm nicht sagen, dass alles wie eine große Katastrophe angefangen hatte. Um ehrlich zu sein, hätte sie ihn am liebsten erst wieder gesprochen, wenn alles in Ordnung und sie am Ziel ihrer Träume war.
    „Bist du schon Model? Kann ich dich im Fernsehen sehen?“
    „Nein, noch nicht, ich arbeite noch dran. Aber bald wird es soweit sein. Dann sag ich dir rechtzeitig Bescheid.“
    „Samira, ich vermisse dich“, sagte er plötzlich leise. „Du fehlst mir.“
    „Du mir auch“, log sie erneut. „Aber die Zeit unserer Trennung wird schneller rum sein, als du denkst.“
    „Das dauert mir trotzdem viel zu lange. Weißt du, ich dachte, ich nehme mir Urlaub und komme dich besuchen.“
    „Nein, Luca, das ist nicht so günstig, ich habe überhaupt keine Zeit, bin ständig unterwegs. Das ist keine gute Idee, wirklich nicht.“ Panisch versuchte sie, nicht so zu klingen, als ob sie ihn abwimmeln wolle. „Spar dir das Geld lieber. Wir sehen uns schon früh genug.“
    „Ich habe schon gebucht, mein Liebes. Ich komme in ein paar Wochen.“
    Er nannte ihr das genaue Datum, doch Samira hörte schon gar nicht mehr richtig hin.
    „Tut mir leid. Ich muss los, Luca.“ Bestürzt legte sie auf.

X
     
     
    Felix stand eine ganze Weile unschlüssig vor der Notaufnahme des Krankenhauses. Während er versuchte, seinen Zorn über das eben Erlebte in den Griff zu bekommen, beobachtete er, wie die Sanitäter eine Trage aus dem Rettungswagen hoben,

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