Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
Promi sein Dinner endlich fertiggekocht, aber sie bekam nicht mit, ob es schmeckte.
Dann, kurz nach Mitternacht, hielt sie überrascht inne und starrte gebannt auf den Computerbildschirm.
Das konnte doch nicht wahr sein!
KAPITEL 6
Verführung
I
„Er hat Zähne wie ein Kaninchen“, flüsterte die zehnjährige Lea kichernd.
„Und auch solche Ohren“, ergänzte Kiara, denn in diesem Moment wuchsen dem Mann auf der Bühne riesige Plüschohren.
Lea quiekte vor Vergnügen. „Dabei wollte er doch ein Kaninchen aus dem Hut zaubern, jetzt wird er selbst zu einem“, lachte sie.
„So kann es manchmal gehen im Leben“, antwortete Kiara und sah zu dem Zauberer, der auf der Bühne so allerlei Kunststücke vollbrachte und die Kinder im Theater damit zum Lachen brachte. Auch viele Erwachsene schmunzelten bei seinen Tricks, nur Kiara war abgelenkt. Sie konnte sich nicht so richtig auf das Geschehen konzentrieren, weil ihr viele Dinge im Kopf herumschwirrten. Sie hatte Holger ihr Geheimnis erzählt. Er hatte so lange gebohrt, bis ihr nichts weiter übrig geblieben war, ihm die Wahrheit zu sagen. Nun konnte sie nur hoffen, dass er die Tatsachen über ihre Vergangenheit nicht überall hinausposaunte. Sie wollte auf keinen Fall, dass die Schande ihrer abrupt endenden Kindheit überall bekannt wurde. Das wäre furchtbar! Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie ihre Freunde und Bekannten mit Fingern auf sie zeigten, sie verurteilten oder gar auslachten. Auch wenn sie eigentlich nichts dafür konnte, irgendwie fühlte sie sich immer noch mitschuldig. Als hätte sie versagt, nicht genug aufgepasst, sich nicht genug gewehrt. Sie schämte sich dafür, dass sie Opfer eines so skrupellosen Menschen geworden war und keine Chance hatte, ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Und sie sorgte sich, dass so etwas Privates wie der erste Sex durch diesen Vorfall an die Öffentlichkeit gezerrt werden könnte. Bei dem Gedanken stieg die Schamesröte in ihr Gesicht. Sie hatte keine Erfahrung mit Männern, Sex war für sie etwas sehr Intimes und Persönliches, aber auch etwas Großes, Mysteriöses und vor allem Unbekanntes. Für Kiara wäre es eine Katastrophe, wenn jeder darüber Bescheid wüsste, wie unerfahren sie war. Das durfte auf keinen Fall passieren!
Schnell löste sie sich von diesen unangenehmen Gedanken. Holger würde es sicherlich niemandem erzählen. Hoffentlich konnte er etwas über Dirk Nieburg in Erfahrung bringen, das ihr weiterhalf. Außerdem hatte sie Leon darauf angesetzt, für sie ein paar Dinge aus der Vergangenheit des Clubs herauszufinden. Auch das war nicht ganz ohne, denn wenn er mit seinen Fragen zu viel Aufsehen erregte, konnte das den Täter womöglich warnen. Sie hoffte, dass er diskret vorging. Ihm gegenüber hatte sie wenigstens ihre Absichten sehr gut verschleiert.
Lea kicherte erneut im Sitz neben ihr. Der Zauberer auf der Bühne versuchte, eine Frau in zwei Hälften zu sägen, doch jedes Mal ging die Säge entzwei. Die Frau schnarchte in der Kiste schon laut vor Langeweile und verdoppelte sich mit jeder zerbrochenen Säge. Der Zauberer verlor langsam die Geduld, wobei als Unterstreichung der seltsamen Szene immer mehr Nebel auf die Bühne kroch.
Kiara sah zu ihrer Mutter hinüber, die auf der anderen Seite von Lea lächelnd der absurden Handlung folgte. Es tat ihr leid, dass sie ihr nicht erzählt hatte, weshalb sie wirklich im „Pour Elles“ angefangen hatte. Aber sie wusste, dass ihre Mutter ihrem Alleingang sofort einen Riegel vorgeschoben hätte. Vielleicht zu Recht? War es wirklich gefährlich? Würde der Täter ihre Nachforschungen vielleicht zu einem abrupten Ende bringen, indem er ihr etwas antat? Vielleicht sogar vor Mord nicht zurückschrecken, um sie zum Schweigen zu bringen und seine Tat zu verbergen?
Kiara begann, in weitere Grübeleien zu verfallen, als sie einen Stoß in ihren Rippen spürte. Leas Ellenbogen rammte sanft mehrmals in sie hinein.
„Er meint dich, Mama“, sagte Lea aufgeregt. „Sag was!“
„Was?“, schreckte Kiara aus ihren Gedanken auf.
„Sie sind wohl meiner Vorstellung, den Taten des weltberühmten Hieronymus, nicht gebührend gefolgt. Ts ts ts“, schüttelte der Zauberer in gespielter Empörung den Kopf. Er stand direkt vor ihr. Sie saß in der zweiten Reihe am Gang, wo sich der Mann von ihr unbemerkt aufgebaut hatte. Nun löste er den Bick von ihr und schaute in das Publikum. „Was machen wir da, Kinder? Kopf ab?“
„Nein!“, riefen einige, andere
Weitere Kostenlose Bücher