Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
kennt, Hauptsache, wir sind dabei.“ Sie lächelte Samira aufmunternd an. „Es ist wichtig, so viele Partys wie möglich zu besuchen, um Kontakte zu knüpfen. Kontakte sind alles. Denkst du, Angelina Jolie wäre da, wo sie ist, wenn ihr Vater nicht schon Kontakte zur Filmszene gehabt hätte? Niemals, wollen wir wetten?“
Samira schüttelte den Kopf. „Nein, du hast bestimmt Recht.“
„Ganz sicher hat sie Recht“, murmelte Jeannie. „Angelina hätte es alleine niemals geschafft.“
Sie lief in ihrem typischen, leicht schlendernden Gang auf das Haus zu, aus dem Partylärm dröhnte.
„Und was sage ich, wenn ich Kontakte knüpfen will?“, wollte Samira wissen, als sie an der Seite von Amy Jeannie folgte.
„Du verwickelst dein Gegenüber in ein Gespräch und horchst dabei unauffällig darauf, was es macht. Wenn er oder sie unbedeutend ist, ein erfolgloser Schauspieler oder ein Model ohne Aufträge, lässt du sie stehen und knöpfst dir den nächsten vor. Irgendwann triffst du jemanden, der etwas zu sagen hat und dich voranbringen kann, ein Agent vielleicht, ein Designer, Produzent oder Regisseur. Dann bist du natürlich nett und zeigst dich von deiner besten Seite, flirtest, wenn er – oder sie – darauf abfährt, und du lässt dir die Kontaktdaten geben. Bis dahin musst du unbedingt kommen. Wenn er deine haben will, bringt dir das unter Umständen gar nichts, weil du dann warten musst, dass er dich anruft. Und darauf willst du nicht warten, glaube mir. Es ist immer besser, wenn du ihn kontaktieren oder mit deinen Bewerbungsunterlagen zuschütten kannst.“
„Alles klar“, nickte Samira.
„Wie siehst du aus?“ Amy warf noch einen kritischen Blick auf Samira. Sie zupfte an deren Top, damit es noch ein bisschen tiefer hing und ihr Dekolletee besser zur Geltung brachte. Dann warf sie eine von Samiras Haarsträhnen über deren Schulter, damit sie bei jeder Bewegung verführerisch über ihre Haut glitt. Schließlich nickte sie zufrieden. „Gut so. Auf ins Gefecht!“
Die beiden folgten Jeannie, die sich direkt auf den Weg zu einer Bar im Erdgeschoss gemacht hatte, ins Haus. Ein Türsteher musterte sie. Als Amy einen Namen nannte, der sie auf die Gästeliste gesetzt hatte, nickte der Mann. Dann standen sie in einem großen Raum, der fast wie eine Kirche wirkte. Der Boden bestand aus dunklem Marmor, die Wände streckten sich mit Gemälden bedeckt in die Höhe. Die schmalen Fenster hatten gotische Formen und hielten buntes Glas, das wie ein Mosaik angeordnet war.
„Beeindruckend“, flüsterte Samira.
Amy wiegte abschätzend den Kopf. „Ich habe schon bessere Häuser gesehen, aber es ist nicht schlecht.“
Sie stiegen zusammen die Treppe in das Obergeschoss hinauf, wo sich die meisten Besucher aufhielten. Es mussten an die hundert Leute sein, die sich auf den dunklen Ledersesseln und den passenden Sofas lümmelten oder im Gespräch vertieft im Raum standen. Die meisten sahen braungebrannt und durchtrainiert aus. Die Mehrheit der Frauen zeigte Gesichter, die wie eingefroren wirkten, da die Mimik mit Hilfe von Botox lahmgelegt war. Stimmengemurmel und Lachen durchfluteten den Salon, im Hintergrund säuselte leise Musik.
„Wir teilen uns jetzt auf“, sagte Amy und schwenkte nach links ab, um unverzüglich mit dem Knüpfen von Kontakten zu beginnen.
Samira hörte ihre Worte jedoch kaum noch. Sie hielt den Atem an, als sie die Aussicht aus dem Fenster bemerkte. Tief unter ihr lag Los Angeles, das Glitzern und Funkeln der Lichter breitete sich wie in Teppich vor ihr aus. Darüber, direkt vor ihren Augen, lag der Garten des Anwesens mit dem Pool, in dem sich ebenfalls Besucher amüsierten.
Etwas abseits, tiefer am Hang entdeckte sie ein eigentümliches Gebilde, das wie ein abgestürztes UFO aussah.
Sie drückte ihre Nase an die Scheibe, um besser sehen zu können.
„Das Haus nennt sich Chemosphere“, hörte sie plötzlich eine sonore Stimme neben sich sagen. Ein attraktiver Mann um die Fünfzig hatte sich zu ihr gesellt und ihren Blick bemerkt. „Es gehört einem deutschen Verlagstycoon.“
„Es ist wirklich ein Haus?“, fragte Samira vorsichtig nach. „Kein UFO?“
Der Mann lachte. „Ja, definitiv. Es wurde vor mehr als fünfzig Jahren gebaut und wird ausschließlich von Menschen bewohnt.“
„Beeindruckend“, murmelte Samira bewundernd. „Ich weiß allerdings nicht, ob ich darin wohnen möchte.“
„Worin möchtest du denn wohnen?“, fragte der Mann und lächelte, als wäre sie ein
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