Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
zusammen nach New York gehen, dort hast du genauso viel Chancen auf die große Karriere wie hier.“
Amy schüttelte heftig den Kopf. „Nein! Ich hasse New York! Dort ist es laut, eng und es stinkt! Außerdem ist das Wetter dort schlechter. Ich möchte hier bleiben. Hier gibt es das Meer, Palmen, Sonne und schönere Menschen.“
„Du würdest dich auch an die New Yorker gewöhnen. Amy, du könntest ...“
Er kam nicht weiter. Amy unterbrach ihn heftig. „Ich bleibe hier! Ich habe nicht Seattle verlassen, um in das stinkende New York zu gehen. Ich will auch meine Freunde hier nicht im Stich lassen. Wenn du weggehen willst, dann ohne mich.“
Sie stürmte davon, eine perplexe Samira und einen genervten Gregory zurücklassend.
„So geht das schon seit Wochen“, erklärte er. „Ich denke, ich muss ihr gleich folgen und sie beruhigen. Aber vorher ...“ Er holte eine kleine Schnupftabakdose aus der Hosentasche. „Hier, falls du was willst.“ Er reichte sie ihr.
„Was ist das?“, fragte Samira.
Gregory antwortete nicht, sondern öffnete das Döschen. Feines, weißes Pulver kam darin zum Vorschein.
„Oh“, erwiderte Samira überrascht. „Das meinst du!“
„Was ist? Willst du was?“
Samira antwortete nicht, sondern starrte unsicher das kleine Döschen mit seinem heiklen Inhalt an.
Er zog erstaunt die Augenbrauen nach oben. „Du hast es noch nie genommen?“
Samira schüttelte den Kopf.
„Warte, ich zeige dir, wie es geht.“
VIII
Das New Yorker Polizeirevier sah genauso aus, wie man es aus zahlreichen Filmen kannte. Vielleicht noch ein wenig trostloser.
Jack wurde in einen kargen Raum geführt und an einen Tisch gesetzt.
„Ich warte, bis mein Anwalt kommt“, sagte er, als ein Detective sich zu ihm gesellte und die Tür schloss.
„Ist das der Anwalt von Lionel Grayse?“
Jack nickte. Er hatte sich nach seinem Angriff auf den Baseball-Fan schnell wieder beruhigt und sich besorgt um den Verletzten gekümmert, bevor der Krankenwagen und auch ein Polizeiwagen eintrafen. Lionel hatte sofort seinen Anwalt angerufen, damit der sich des Falles annahm.
„Er müsste jeden Moment hier eintreffen.“
„In der Zwischenzeit kann ich Ihnen ja schon mal sagen, was Ihnen vorgeworfen wird. Sie haben ...“
In diesem Moment ging die Tür auf und ein kleiner dicker Mann mit einer leuchtenden Glatze trat ein. Der Kopf sah aus, als hätte er ihn extra poliert und glänzte mit den gewienerten, schwarzen Schuhen um die Wette. Der Anzug des Mannes war makellos. Nicht eine Fussel war zu sehen.
„Hi Jack, ich bin Edvard Franzens. Sie haben hoffentlich nichts gesagt?“ Der Mann reichte Jack eine kleine, plumpe Hand, bevor er sie ihm auf die Schulter legte.
„Nein. Ich bin auch gerade erst hierher gebracht worden.“
„Gut“, erwiderte der Anwalt. „Wir spazieren nämlich sofort wieder hier heraus. Sie haben kein Unrecht begangen, es handelt sich lediglich um ein kleines Fehlverhalten. Und dafür gibt es lediglich ein Bußgeldverfahren. Also, Sie können aufstehen und gehen, Jack.“
„Moment“, mischte sich der Detective ein. „Es handelt sich definitiv um schwere Körperverletzung, und die ist strafbar. Das Opfer liegt im Krankenhaus und wird ärztlich behandelt. Wir haben mehrere Zeugen, die bestätigen, dass ihr Mandant ohne ersichtlichen Grund auf den Mann losgegangen ist. Wir haben sogar Aufnahmen der Überwachungskameras. Die Bilder werden derzeit ausgewertet. Das reicht für eine Vorführung vor der Grand Jury. Sie spazieren hier nicht so einfach raus.“
Der Anwalt schluckte kurz, dann setzte er sich neben Jack. „Muss es unbedingt die Grand Jury sein? Können wir die Sache nicht anderweitig aus der Welt schaffen? Mein Mandant besitzt Vermögen, er könnte das Opfer großzügig entschädigen. Großzügiger, als wenn er verurteilt würde.“
„Das müssen Sie mit dem Staatsanwalt klären, nicht mit mir. Der wird sich sicherlich gern mit Ihrem Mandanten im Gefängnis in Verbindung setzen.“
„Gefängnis?“, fuhr der Anwalt auf. „Wissen Sie nicht, wen Sie vor sich haben? Das ist ganz offensichtlich eine Drohung und widerspricht ...“
„Bevor Sie weitersprechen“, unterbrach ihn der Detective, „möchte ich Sie bitten, die unnötigen Tiraden sein zu lassen. Sie kennen die Strafprozessordnung. Sie wissen genau, dass wir den Verdächtigen achtundvierzig Stunden festhalten dürfen. Es liegt der Verdacht einer Straftat vor, bitte respektieren Sie das Gesetz.“
Der Anwalt
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