Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
Hand und wandte sich zur Tür. Von dort aus betrachtete sie noch einmal den Schlafenden. Er hatte seinen Zweck erfüllt, seine Sache ganz ordentlich gemacht, außerdem – und das war viel wichtiger –hatte er ihr die Hemmungen vor Intimitäten mit einem Unbekannten genommen. Das nächste Mal würde sie einem Date sehr viel selbstbewusster entgegentreten, ob mit ihm oder einem anderen Mann. Sie wusste nun wieder, was sie wert war.
Auf der Treppe schlüpfte Myrtel in ihre Schuhe, ging zum Empfang und bat den Portier, ihr ein Taxi zu rufen. Den neugierigen Blick des Uniformierten ignorierte sie.
‚Gute Nacht, Paul‘, dachte sie ohne Reue oder das kleinste bisschen Wehmut, als das Taxi vor dem Gebäude hielt.
X
Das Wochenende war viel zu schnell vorüber, aber Kiara fühlte sich ausgeruht und erfrischt, als sie am Montag das „Pour Elles“ betrat. Die Zeit mit ihrer Tochter hatte ihr gut getan. Auch dass die drei Jonas-Frauen mal wieder etwas gemeinsam unternommen hatten, war Balsam für ihre gequälte Seele gewesen. Es war ihr tatsächlich gelungen, die Sorgen bei der Suche nach dem Täter für eine Weile zu vergessen.
Allerdings hatte sie nicht viel Zeit, die Ruhe in sich nachklingen zu lassen. Denn kaum hatte sie das „Pour Elles“ betreten und die Stufen zum ersten Stock hinter sich gebracht, ließ eine Stimme sie innehalten.
„Hey, Kiara“, rief Leon, der aus dem Fitnessbereich getreten war. „Können wir uns kurz unterhalten? Ich weiß so Einiges, was dich sicher interessieren wird.“
Er hob verschwörerisch die Augenbrauen. Offenbar hatte er sich tatsächlich auf die Aufgabe gestürzt, etwas über die Leute des „Pour Elles“ herauszufinden.
Kiara stieg die Stufen wieder hinab und ging auf ihn zu. „Ich habe in wenigen Minuten einen Kundentermin, jetzt ist es also schlecht. Aber vielleicht zum Feierabend?“
Er grinste. „Klar. Das kann bis dahin warten. Wir sehen uns später.“ Er wandte sich mit einem Augenzwinkern ab und ging zurück in den Fitnessbereich.
Kiara spürte ein unangenehmes Gefühl in sich aufkommen, als sie sich wieder auf den Weg in den ersten Stock machte. Er hatte gegrinst, als würde er sich mehr versprechen von diesem Treffen. Das musste sie richtigstellen. Er sollte sich nicht einbilden, dass seine Neigung für sie auf Gegenseitigkeit beruhte, denn damit würde alles viel zu kompliziert und verworren. Das durfte nicht sein. Sie war ihm in den vergangenen Tagen schon viel zu sehr entgegengekommen, war mit ihm Mittagessen gegangen, hatte sich bei ihm sogar untergehakt. Vermutlich hatte sie dadurch in ihm die Hoffnung geschürt, es könnte mehr daraus werden. Aber das wollte sie nicht. Er war nett und auch attraktiv, aber nur ein Kollege. Sie empfand nichts für ihn. Und das sollte auch so bleiben. Sie wollte in diesem Club lediglich nach einem Verbrecher suchen, nicht nach einem Mann fürs Leben. Deshalb würde sie sich mit Leon hier im Club treffen, nirgends sonst, damit er nicht auf falsche Gedanken kam.
Als sie den Gang im ersten Stock erreicht hatte, stockte ihr Schritt. Sie hörte zwei Stimmen, die miteinander sprachen, und zwar in einem heftigen Ton. Sie kamen aus einem der Büros des Managements, Kiara konnte die Stimme des Chefs Aaron Logan ausmachen.
Sie sah sich um. Es war niemand zu sehen. Die Kundin, deren Behandlung sie gleich übernehmen musste, war entweder noch nicht eingetroffen oder saß geduldig im Wartebereich. Die Gelegenheit schien günstig.
Vorsichtig schlich Kiara an das Büro heran, bis sie verstehen konnte, was gesagt wurde.
„... wird sich schon wieder bessern“, sagte Aaron Logan beschwichtigend. „Es wäre gut, wenn wir eine neue Abmachung eingehen könnten.“
„Noch eine? Du vertröstest mich schon seit vielen Monaten. Meine Auftraggeber warten nicht gerne so lange auf ihr Geld. Irgendwann werden sie einen deiner Clubs einfach übernehmen und dich auf die Straße setzen.“
„Ich sage doch, dass der Club gut läuft“, beharrte Logan mit fast flehender Stimme. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir wieder flüssig sind und die Gelder zahlen können. Momentan muss ich erst einmal wieder das deutsche Finanzamt befriedigen, die Unsummen von mir verlangen. Das hat man nun davon, dass man Arbeitsplätze schafft. Aber ich habe leider noch keinen Dreh gefunden, die lästigen Steuern zu vermeiden.“
„Das Finanzamt interessiert mich nicht, Aaron“, erwiderte der Fremde unwirsch. „Die Schulden müssen beglichen
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