Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
werden. Wenn du das aus den Einnahmen des Clubs nicht kannst, musst du eben andere Wege finden, das Geld aufzutreiben. Was macht eigentlich Jack? Wird er dir auf die Schliche kommen?“
„Er hat Probleme mit seinem Bein, darf sie aber wegen seines Images als Spitzensportler und verschiedener Werbeverträge nicht zugeben. Ich habe ein Gerücht um seine schlechte Gesundheit an die Presse durchsickern lassen, damit er beschäftigt ist vor der Meute zu fliehen. Er ist jetzt wie erhofft in Amerika bei seiner Mutter. Jack hat keine Ahnung von den Geschäften hier und wird mir dabei auch nicht in die Quere kommen.“
„Dann sieh zu, dass du finanziell auf die Beine kommst. Etwas Zeit gebe ich dir noch, danach erfahren meine Auftraggeber, die Presse und Jack von deiner Unfähigkeit, einen Club zu leiten. Und von noch ein paar anderen Dingen.“
Aaron Logan knirschte mit den Zähnen. „Ich habe verstanden. Willst du jetzt nicht doch einen Whiskey?“
„Nein, aber du könntest mir die Adresse von dem scharfen Mädchen geben, von dem du vorhin gesprochen hast ...“
Vorsichtig, um keinen lauten Schritt zu tun, schlich Kiara rückwärts den Gang zurück, auf die Behandlungsräume zu. Ihr Herz klopfte laut. Was sie da gehört hatte, auch wenn es sie nichts anging, gefiel ihr nicht. Der Club steckte offensichtlich in großen finanziellen Schwierigkeiten, aus welchen Gründen auch immer. Dafür lieferte der Chef sogar seinen Sohn den Bluthunden von der Presse aus.
Als sie sich weit genug von dem Büro entfernt hatte, drehte sie sich um, wobei sie jedoch fast mit einem Mann zusammenprallte.
„Mit Ihnen will ich sprechen“, dröhnte Felix Altmühl, bevor seine Stimme abbrach und er zu Keuchen begann.
„Was kann ich für Sie tun?“, fragte Kiara ahnungslos, während der Mann anklagend die Hand hob und auf sie deutete.
„Sie sind doch schuld! Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt, jetzt bin ich mir sicher. Wegen Ihnen geht es mir schlechter als je zuvor. Bald wird mein letztes Stündlein geschlagen haben und Sie haben mich auf dem Gewissen!“
Kiara blieb bei diesen Anschuldigungen der Mund offenstehen. „Wovon reden Sie?“, fragte sie perplex. „Wir haben doch schon mit Leon vereinbart, dass sie in der Rückenschule kürzer treten müssen, obwohl es nicht daran liegen kann.“
„Es wird immer schlimmer. Seitdem Sie mich zu diesem dubiosen Fitnesszirkel geschickt haben, geschehen seltsame Dinge mit mir. Ich kann mich von einem Augenblick auf den anderen nicht bewegen, sehe Sachen, die nicht vorhanden sind und habe Herzrasen. Meine Gesundheit ist sowieso schon angeschlagen, aber das hier wird mir den Rest geben!“ Seine Stimme überschlug sich fast. Er keuchte vor Anstrengung und Aufregung. Es wirkte sehr überzeugend.
„Setzen Sie sich erst einmal hin“, riet ihm Kiara besorgt. „Sie müssen sich schonen.“
Felix nickte. „Ich muss mich schonen“, ächzte er, „das ist richtig.“
Kiara führte ihn zu der Bank neben dem Springbrunnen, wo sich der Mann mit einem Stöhnen niederließ.
„Kann ich Ihnen einen Kaffee bringen?“, fragte sie.
„Kaffee? Sind Sie wahnsinnig? Dann bekomme ich gleich einen Herzanfall! Bringen Sie mir ein Wasser, aber nicht zu kalt, damit mein Kreislauf nicht unnötig zu tun hat, um es aufzuwärmen. Und bloß nicht aus der Leitung. Die Berliner Wasserleitungen sind zum Teil uralt, ich möchte nicht wissen, was da alles rumschwimmt.“
Kiara nickte und verschwand in der kleinen Küche neben dem Umkleidezimmer für die Mitarbeiter, wo eine Kiste mit Perrier für die Kunden stand. Im Kühlschrank befanden sich auch immer ein paar Flaschen, aber der Mann hatte ja ausdrücklich ein Wasser mit Zimmertemperatur gefordert. Sie holte ein Glas aus dem Schrank und brachte beides dem Kunden.
Altmühl keuchte noch immer. Feine Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
„Vielleicht haben Sie sich ein Virus geholt?“, vermutete Kiara, doch der Mann schüttelte den Kopf.
„Das würde sich anders anfühlen. Dann kratzt zuerst der Hals, dann fängt die Nase an zu laufen, dann kommt der Husten. Viren kenne ich.“
„Es muss ja nicht unbedingt ein normales Grippevirus sein, vielleicht ein ...“
Felix Altmühl ließ sie gar nicht ausreden. „Wovon sprechen Sie? Welches andere Virus?“ Seine Augen waren entsetzensstarr. „Oh nein, vielleicht Tollwut? Ich habe in einer Kirche gearbeitet, wo Taubendreck herumlag. Und Fledermäuse gab es im Turm. Oh mein Gott, das Marburg-Virus? Das
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