Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
wäre mein Ende!“ Er wurde blass und wischte mit zitternder Hand über seine Stirn.
Kiara versuchte, ihn zu beruhigen. „Nein, Sie haben weder Tollwut noch ein hämorrhagisches Fieber. Ich meinte, dass es sich vielleicht um ein harmloses anderes Erkältungsvirus handelt, das möglicherweise mutiert ist und daher andere Symptome möglich sind.“
„Oh Gott. Die Welt ist voller Gefahrenquellen.“ Er lehnte sich an die Lehne der Bank an, die Augen zur Decke gerichtet. Er griff sich an den Hals und röchelte leicht, als hätte er zu einem richtigen Husten keine Kraft mehr.
Kiara beobachtete ihn stirnrunzelnd. Der Mann hatte ganz offensichtlich ein Problem. Allerdings konnte das durchaus aus seinem Kopf kommen und nichts mit Viren, eingeklemmten Nerven oder anderen Störenfrieden zu tun haben.
In diesem Moment klappte eine Tür. Kiara sah auf und bemerkte, dass der Naturdoktor Dirk Nieburg aus seinem Zimmer trat und auf sie zukam. Kiaras Herz schlug eine Spur schneller bei seinem Anblick. Aber nicht aus Sympathie.
„Ich warte schon auf Sie, Herr Altmühl“, sagte der Mann, als er neben der Bank stand. „Geht es Ihnen nicht gut?“ Seine Stimme klang besorgt.
„Nein, mir geht es nicht gut!“, krächzte Felix Altmühl, bevor er sich räusperte. „Und ich denke, mein Unwohlsein hat etwas mit diesem Club zu tun. Es fühlt sich so ungewohnt an, so völlig anders. Ich habe schon alle medizinischen Bücher gewälzt, die ich besitze, und das sind einige, aber keine Krankheit passt auf meine Symptome. Vielleicht habe ich etwas Neues, was noch niemand erforscht hat. Ein unbekanntes Virus. Möglicherweise bin ich sogar das Opfer von heimlichen Experimenten. Jemand spielt sein düsteres Spiel mit mir.“ Er wollte sich erheben, fiel aber ächzend wieder auf die Bank zurück.
Dirk Nieburg verdrehte die Augen, als er zu Kiara hinübersah. Sie versuchte, seinen Blick zu ignorieren und wandte sich an den kranken Kunden.
„Kommen Sie, Herr Altmühl, ich bringe Sie zum Behandlungszimmer.“ Sie half dem Mann auf die Beine, wobei sie der Naturdoktor mit ganzen Kräften unterstützte.
Gemeinsam hievten sie Altmühl hinüber zum Behandlungsraum, wo er sich ächzend auf die bequeme Liege fallen ließ. Danach ging Kiara zurück zur Tür, Dirk Nieburg folgte ihr.
„Wie wäre es mit einem Drink heute nach der Arbeit?“, fragte er mit einem charmanten Lächeln. „Wir wollten doch das ausgefallene Essen von neulich nachholen. Zudem würde ich liebend gern etwas mehr über Sie erfahren. Sie scheinen ein Herz für ältere Männer zu haben. Das gefällt mir.“ Sein Lächeln vertiefte sich.
Kiara gab sich Mühe, sich den Ekel nicht anmerken zu lassen, den sie bei diesen Worten empfand. Das Gerücht, dass Nieburg wegen Vergewaltigung vorbestraft sei, ließ ein Treffen mit ihm in einem anderen Licht erscheinen. Sie musste unbedingt mehr über ihn erfahren, bevor sie ihn traf, da sie fürchtete, sich sonst aus Versehen zu verraten.
„Danke für die Einladung, aber es passt heute schlecht. Ich bin bereits verabredet“, antwortete sie mit einem bedauernden Lächeln. Und das war nicht einmal gelogen.
„Dann unbedingt ein anderes Mal“, sagte er, „ich kann in dieser Beziehung sehr hartnäckig sein.“
„Ich werde es mir merken“, erwiderte Kiara und wandte sich ab. Noch einer, den sie sich vom Halse halten musste. Und bei dem war es sogar nötiger als bei jedem anderen.
Als sie zum Feierabend nach Leon Ausschau hielt, entdeckte sie ihn vor der Tür zum Fitnessbereich. Neben ihm stand die rothaarige Schönheit Josephine.
Mit einem gewissen Unbehagen ging sie auf die beiden zu.
„Da ist sie ja“, sagte Leon mit seinem typischen breiten Grinsen bei ihrem Anblick. Er machte sich definitiv Hoffnungen.
„Ja, da ist sie“, bestätigte Josephine. „Du wurdest schon sehnsüchtig erwartet“, fügte sie in Kiaras Richtung hinzu.
„Aber wie ich sehe, war ihm nicht langweilig“, konterte Kiara freundlich.
„Nein, ganz bestimmt nicht“, erwiderte der junge Mann.
„Aber jetzt lass ich euch beiden Turteltäubchen mal allein“, sagte Josephine, gab Leon ein Küsschen auf die Wange, bevor sie sich mit einem Lächeln in Richtung Schwimmbad ging und hinter dem Pfeiler verschwand.
„Wo wollen wir hin?“, fragte Leon. „Ich würde einen coolen Schuppen in meinem Kiez vorschlagen. Gute Musik, gutes Bier. Na, was meinst du?“
Kiara schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, ich habe keine Zeit, mit dir auszugehen. Ich
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