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Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Titel: Tempel der Träume - Der Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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haben wollte. Sie fand sich zu alt, zu unbedeutend, zu unauffällig und unspektakulär. Und zu unglücklich.
    Glücklicherweise verschwanden diese Gefühle meistens nach ein paar Stunden und machten der nächsten Welle von Euphorie Platz. Bis die sich kurz darauf ebenfalls verabschiedete.
    Als Kiara an dem Abend an ihre Tür klopfte, um sich zu verabschieden und in den Feierabend zu gehen, befand sich Myrtel gerade in einem Zustand der Sehnsucht. Sie war müde und wünschte sich so sehr, ihren Kopf an die Schulter eines Mannes legen zu können, ihm von ihrem anstrengenden Tag zu erzählen und gemeinsam mit ihm etwas Leckeres zu kochen. Ob sie so einen Mann auch im Internet finden würde?
    „Du siehst aus, als ob du einen Drink gebrauchen könntest“, sagte Kiara, als sie zu ihrer Chefin ins Büro trat.
    Myrtel versuchte ein Lächeln. „Damit könntest du Recht haben. Das klingt nach einer guten Idee.“
    „Ich habe nicht viel Zeit“, schränkte Kiara ein, „meine Familie erwartet mich, aber ein Drink muss sein. Ich muss mich ein wenig abreagieren.“ Die Wahrheit war, dass Kiara noch immer ein schlechtes Gewissen hatte, dass sie die ältere Kollegin belogen hatte, was ihre Tochter betraf. Sie hatte wirklich keine Zeit, Lea wartete auf sie, aber sie wollte ihre Schwindeleien gerne wieder gutmachen, indem sie Myrtel eine kleine Freude bereitete.
    „Ach, ein süffiger Cocktail reicht mir schon“, erwiderte Myrtel und sah ein weiteres Mal auf ihr Handy. Keine Nachricht von Paul. Sie verzog, ein bisschen enttäuscht, aber vor allem angewidert von den eigenen Erwartungen, das Gesicht.
    „Erwartest du einen Anruf?“, fragte Kiara neugierig. „Gute Nachrichten?“
    Myrtel verkniff sich ein beschämtes Lächeln und überlegte, was sie sagen sollte. Eigentlich wollte sie ihr Privatleben von der Arbeit fernhalten. Aber auf der anderen Seite hatte Kiara verdient zu erfahren, was aus ihrem Vorschlag geworden war. Immerhin war sie diejenige, die den Anstoß dazu gegeben hatte.
    „Nur von einem Mann“, erwiderte sie leichthin, während sie den Mantel anzog.
    „Hoffentlich nicht von deinem!“, erwiderte Kiara sarkastisch und löschte das Licht. Danach verließen beide das Büro.
    „Nein, natürlich nicht von Dieter!“, erwiderte Myrtel geheimnisvoll. „Von einem anderen.“
    Kiara blieb mit offenem Mund stehen, so dass sie ebenfalls innehalten musste.
    „Du hast es wirklich getan?“, fragte Kiara mit vor Aufregung weit aufgerissenen Augen.
    „Ich weiß nicht, was du meinst.“ Myrtel versuchte, cool zu bleiben, doch sie schaffte es nicht. „Ja, ich habe es getan“, hängte sie daher schnell dran. „Sonntagnacht habe ich mich mit einem Mann getroffen.“
    „Wie war es?“, wollte Kiara wissen und setzte ihren Weg zum Ausgang des Clubs fort.
    „Interessant.“
    „Interessant? Was soll das denn heißen?“
    Myrtel räusperte sich verschämt, bevor sie mit der Sprache rausrückte. „Er sah auf dem Bild besser aus als in Wirklichkeit, aber trotzdem immer noch gut. Wir haben uns getroffen, etwas getrunken und sind dann in einem Hotelzimmer gelandet.“
    „Nein!“
    „Doch. Dort haben wir ... es ... getan. Du weißt schon.“
    „Ja, ich weiß. Und?“
    „Was und?“
    „Wie war es?“
    „Interessant.“
    „Ach, komm“, protestierte Kiara über die vage Antwort. Die beiden liefen die Treppen hinunter auf den Ausgang zu. „Du musst erzählen, wie es dazu kam, wie er war und alles.“
    „Es hat sich einfach so ergeben“, erwiderte Myrtel. Sie konnte es sich eigentlich nicht einmal mehr selbst erklären, wie es dazu gekommen war. „Es hat einfach gepasst, denke ich. Er wollte, ich wollte, und da passierte es.“
    „Und sonst?“
    „Was willst du denn noch wissen?“
    „Wie es sich angefühlt hat, als er dich geküsst hat. Wie du dich dabei gefühlt hast? Was er gemacht hat? Hat er gesagt, dass er dich liebt? Ich möchte alles ...“
    In diesem Augenblick fiel Kiaras Blick auf eine Person, die gerade das „Pour Elles“ betrat und auf den Türsteher zusteuerte. Sie hielt jedoch inne, als sie Kiara erblickte.
    „Schwester!“, rief Lea und stürmte auf Kiara zu.
    „Was machst du denn hier?“, fragte die junge Frau perplex, als das Kind seine Mutter nun eng umarmte.
    „Es ist so schön, dich zu sehen!“, erwiderte die Kleine statt einer Antwort.
    Kiara schob sie von sich. „Bist du etwa alleine hierher gefahren? Bist du wahnsinnig?“
    „Aber ich wollte doch nur meine Schwester besuchen! Und mit

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