Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
großen Schluck seufzte sie tief und lächelte Amy an. „Ich habe heute mit Diana gesprochen. Ich soll eine Sedcard für die Agentur machen lassen.“
„Gut!“ Amy nickte anerkennend. „Das ist ein erster, wichtiger Schritt. Dann haben sie dich wenigstens in der Kartei, falls mal ein Kunde anfragt.“
„Ich weiß nur nicht, wo ich die machen lassen kann, ohne dass es mich ein Vermögen kostet.“
„Darum kümmere ich mich“, schlug Amy vor, „ein Freund von Jeannie ist Fotograf, der macht dir die Bilder zum fairen Preis. Und drucken lassen kannst du sie in dem Copyshop, in dem ich jobbe.“
Amy hatte drei Nebenjobs neben der Arbeit als Model: Sie kellnerte am Wochenende tagsüber in einem Bistro am Strand in Venice Beach, wo sie Waffeln servierte. An den Abenden verlieh sie DVDs in einer Videothek. Und in der Woche arbeitete sie in einem Copyshop. Nur so war es möglich, die hohen Lebenshaltungskosten für Los Angeles zu verdienen.
„Das wäre super“, rief Samira und lief aus der Küche in ihr Zimmer, wo sie sich für den Abend fertig machte. Die schlechte Stimmung der Mitbewohnerin hatte sie nicht bemerkt.
Nur eine halbe Stunde später stand sie in einem kurzen roten Kleid, seidig gekämmten Haaren und mit einem eleganten Make-up im Gesicht wieder vor Amy.
„Wir können.“
Ohne zu antworten lief Amy aus dem Haus auf das Cabrio zu, das auf der Straße parkte.
Endlich fiel Samira auf, dass Amy weniger strahlend wirkte als sonst. Auch sprach sie weit weniger als üblich. „Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte sie vorsichtig. „Ist es, weil ich zu spät gekommen bin? Ich wollte noch etwas Zeit nacharbeiten, weil Diana Washington so nett war, sich anzusehen, was ich kann.“
„Nein, das ist es nicht“, erwiderte Amy kurz angebunden und stieg ins Auto.
„Wo ist Jeannie?“, fragte Samira.
„Sie hat heute ein Date mit einem Typen, der sie vielleicht voranbringen kann, ein Regieassistent. Meiner Meinung nach ist der allerdings nur auf das Eine aus, aber das wird sie schon hinkriegen.“ Sie ließ den Motor an und startete den Wagen. Mit einer rasanten Beschleunigung fuhr sie auf die Straße Richtung Sunset Strip.
„Was hast du dann?“
Amy schwieg einen Moment, als würde sie überlegen, wie sie die Nachricht für Samira verpackte. „Gregory und ich, wir haben uns getrennt“, erwiderte sie schließlich.
„Oh!“, sagte Samira betroffen. „Das tut mir sehr leid.“
Amy nickte wortlos.
„Ist es wegen der New York-Sache?“, wollte Samira wissen.
„Ja. Er wird nächste Woche umziehen.“
„Wow, das ging aber schnell.“
„Mich wundert es nicht. Seit Monaten redet er von nichts anderem. Ich war das Einzige, was ihn zurückgehalten hat. Nun hat er mich abserviert.“
„Das tut mir sehr, sehr leid, ehrlich.“
Amy schniefte leise, während Tränen über ihre Wangen liefen. „Shit“, murmelte sie, „mein Make-up verschmiert.“
„Ich hoffe, du findest schnell wieder einen Mann“, versuchte Samira, die Freundin zu trösten, doch die winkte ab.
„Ich habe eigentlich gar keine Zeit dafür. Die Karriere ist wichtiger. Was soll’s, ein Problem weniger.“
Sie schniefte einmal laut, dann wischte sie die Tränen vorsichtig mit einer Hand weg, wobei sie Acht gab, die Schminke nicht zu verwischen.
Samira dachte an Luca, der zu Hause darauf wartete, dass sie sich meldete. Und der bereits einen Flug nach Los Angeles gebucht hatte, um sie in Kürze zu besuchen. Um ehrlich zu sein, dachte sie nur noch selten an ihn und vermisste ihn gar nicht. Zu viele neue Eindrücke waren auf sie eingestürzt, zu viele neue Leute hatte sie kennengelernt.
„Mein Freund will mich demnächst besuchen kommen, aber ich habe überhaupt keine Lust auf ihn“, gab sie schließlich zu.
Amy sah zu ihr und schmunzelte. „Das solltest du ihm so nicht sagen, das mögen die Kerle gar nicht.“
„Ich weiß.“
„Sag ihm lieber, dass du zu beschäftigt bist, um dich um ihn zu kümmern.“
„Ich fürchte, das wird ihn nicht abhalten.“
„Vermutlich nicht. Aber dann hast du wenigstens schon eine plausible Ausrede, ständig mit mir auf Tour zu gehen statt mit ihm.“
Samira lächelte. „Gute Idee.“
Sie waren am Sunset Strip angekommen, wo Amy vor einem Club anhielt. Sie stiegen aus, während ein Valet den Wagen in einer Tiefgarage parkte.
Es war zum Glück früh genug, so dass sich noch keine lange Schlange vor dem Club gebildet hatte. Die beiden konnten ungehindert eintreten.
Im Inneren des
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