Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Titel: Tempel der Träume - Der Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
Vom Netzwerk:
Schmunzeln huschte über die Lippen von Diana Washington.
    Samira kam wieder zum Stehen und setzte sich aufrecht in den Sessel in der Ecke des Büros. Sie wischte mit den Händen sanft über ihr Gesicht, als wolle sie das Lächeln löschen. Als ihre Züge wieder sichtbar waren, wirkte sie wie eine andere Frau, älter und reifer, ernst und fast ein wenig traurig. „Ich preise Tabletten gegen Wechseljahrsbeschwerden an, gegen Darmkoliken und Kopfschmerzen.“ Ihre Hände lagen dabei zuerst ruhig und leicht übereinander auf ihrem Unterbauch, danach griffen sie an ihren Kopf. Sie verzog ganz leicht den Mund und die Augenbrauen, als hätte sie wirklich Kopfschmerzen. Sie sah so überzeugend leidend aus, als könne sie eine ganze Packung Medikamente gebrauchen.
    Diana nickte unmerklich.
    Sofort stand Samira wieder auf und lief ein paar Schritte im typischen Modelgang zur Tür und wieder zurück, dann das Ganze noch einmal. Sie lachte zuerst dabei, beim nächsten Mal blieb sie ernst, als wären alle Emotionen aus ihrem Antlitz gewischt.
    „Wollen Sie mich nackt sehen?“, fragte sie auf einmal unvermittelt, als sie wieder vor ihrer Chefin stand.
    Diana Washington schüttelte den Kopf. „Nein, das ist nicht nötig.“
    „Dann zeige ich Ihnen noch, dass ich auch tanzen kann und ein paar weitere Posen ...“
    „Das musst du nicht tun“, unterbrach sie Diana. „Ich habe genug gesehen.“ Sie stand von der Schreibtischkante auf. „Hast du uns schon deine Sedcard oder dein Modelbuch gegeben?“
    Samira schüttelte den Kopf. „Nein, die besitze ich leider nicht.“
    Sie hatte zwar in Deutschland im vergangenen Jahr eine solche Sedcard anfertigen lassen, aber als sie die in dieser Agentur üblichen gesehen hatte, wusste sie, dass sie mit ihrer niemals eine Chance haben würde.
    Bei der Sedcard handelte es sich um ein Blatt, das als eine Art Bewerbungsbogen des Models diente. Ein Steckbrief der jungen Frau mit einem großen, schönen Foto samt Namen als Blickfang auf der einen Seite und den Daten des Models und ein paar kleineren Fotos, die die Vielseitigkeit des Models zeigen, auf der Rückseite. Von Körpergröße über Gewicht bis hin zu Augenfarbe, Brustumfang und Schuhgröße gehörten alle messbaren Daten über die Person dazu.
    Samiras Sedcard war in einem kleinen DIN A 5-Format angelegt gewesen und aus einem dünnen Papier, die amerikanischen waren jedoch größer und auch viel schicker. Außerdem hatte sie nur ziemlich schlichte Schnappschüsse ausgewählt, auf den Karten der Models in der Agentur handelte es sich jedoch um professionelle Hochglanz-Cover-Fotos. Mit denen hätte sie niemals konkurrieren können.
    Ein Modelbuch hingegen – das heißt, eine Sammlung großformatiger Aufnahmen, die die Stärken des Models hervorhoben, und eine Mischung aus Arbeitsproben und speziell für das Buch gemachten Aufnahmen– besaß sie noch gar nicht. Professionelle Models fügten noch Zeitungsausschnitte über ihre Auftritte bei, um zu dokumentieren, wo und für wen sie bereits gearbeitet hatten.
    „Du solltest beides anfertigen lassen und bei uns hinterlegen. Hin und wieder fragen Kunden nach unverbrauchten Gesichtern. Zwar nicht nach absoluten Anfängern, aber das kannst du ja ganz sicher ein wenig verschleiern.“ Diana Washington lächelte.
    Samira atmete erleichtert auf. „Dann finden Sie mich ganz okay?“
    „Aus dir kann was werden“, erwiderte die Frau. „Ich werde es auf jeden Fall im Hinterkopf behalten, dass du großes Interesse an einem Job hast, und auch Talent, falls es Anfragen in der Art geben sollte. Ist das in Ordnung für dich?“
    Samira nickte freudig. „Ich werde auf jeden Fall weiter üben. Ich wohne mit zwei anderen Models zusammen, die mir viel beibringen. Sie sind so etwas wie meine Ausbildung.“
    „Gut. Weiter so.“ Diana Washington schmunzelte erneut, wurde aber danach wieder ernst. „Und jetzt zurück an die Arbeit. Die fünf Minuten sind vorüber.“
    Samira nickte dankbar und verließ mit einem erleichterten Lächeln das Büro ihrer Chefin.
     
    Als Samira eine Stunde später als sonst in ihrem neuen Zuhause ankam, wartete Amy bereits in der gemeinsamen Küche auf sie. Doch die Freundin wirkte ernster als sonst.
    „Da bist du ja endlich“, sagte sie kurz, während sie sich einen Orangensaft eingoss. Ihr Abendessen. „Wir müssen los.“
    „Ich bin gleich fertig“, erwiderte Samira und nahm Amy die Flasche aus der Hand, bevor sie sich selbst ein Glas einschenkte. Nach einem

Weitere Kostenlose Bücher