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Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Titel: Tempel der Träume - Der Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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zum anderen, wo er umdrehte und zurücklief. Immer wieder hin und her. Zwischendurch hüpfte er aufgeregt oder fasste sich an den Kopf.
    „Morgen Abend“, murmelte er. „Morgen Abend. Ich muss ganz cool bleiben. Ganz cool, dann schaffe ich es. Kiara wird, nein, die Zielperson wird mir an den Lippen kleben. Es wird so sein, denn sie will ja was von mir. Zwar nur Infos, aber das ist ja ein Anfang. Ein Anfang für mehr. Ich muss nur ganz ruhig bleiben. Und tief sprechen. Ich habe morgen Dienst bis sechs, danach muss ich mich beeilen und sofort zu ihr in den Club fahren, um sie abzuholen. Das wird eng. Wochenende wäre wirklich besser gewesen, aber es ist besser als gar nichts.“
    Er holte tief Luft und blieb einen Moment stehen. Erschrecken spiegelte sich in seinem Gesicht. „Sollte ich ihr etwa eine Blume mitbringen?“ Schnell nahm er seinen hektischen Gang wieder auf. „Dann hält sie mich für ein Weichei. Das geht nicht. Aber sie würde sich bestimmt freuen.“
    Eilig rannte er zu seinem Computer, um in dem Onlineseminar nach Ratschlägen für derartige Probleme zu schauen. Das würde noch eine lange Nacht werden.

VI
     
     
    Der Mann trug ein dickes Pflaster auf der Stirn, außerdem noch eins am Hinterkopf. Ein Auge war blau, die Nase gebrochen, der linke Arm eingegipst. Er stöhnte laut, als er sich auf den Stuhl im Büro der New Yorker Staatsanwältin setzte. Seine Gattin war bei ihm. Eine dralle Frau um die Vierzig, deren platinblonde Haare einen deutlich mehr als zwei Finger breiten Ansatz der ursprünglichen schwarzen Haarfarbe zeigten. Sie hatte ihre Fingernägel knallig pink lackiert und trug einen farblich passenden Pullover dazu. Über dem monströsen Busen baumelte als Kette ein Holzkreuz.
    Hinter ihr betrat eine hagere Frau das Büro, die nicht mehr weit entfernt von der Pensionierung zu sein schien. Ihre kurzen grauen Haare hatte sie auftoupiert. Trockene Haut spannte sich über ein knochiges Gesicht. Als sie der Staatsanwältin die Hand reichte und sie begrüßte, kamen gelbe Zähne zum Vorschein. Sie roch stark nach kaltem Rauch. Um bei einem Vergleich aus dem Märchenland zu bleiben, hätte sie eine böse Hexe sein können. Sie sah Jack jedoch wohlwollend an, als sie sich ihm gegenüber setzte.
    „Ich bin ein Leichtathletik-Fan“, gestand sie mit einem scheuen Lächeln. „Ich kenne alle Erfolge Ihrer Laufbahn.“ Sie wurde jedoch sofort wieder ernst. „Das tut aber nichts zu dieser Sache. Ihre Berühmtheit gibt Ihnen nicht das Recht, meinen Mandanten zu verprügeln.“
    „Ich weiß“, erwiderte Jack kleinlaut. „Es tut mir auch leid.“
    Jacks Anwalt legte wieder einmal warnend seine Hand auf Jacks Arm, damit der sich nicht erneut mit einem Geständnis um alle Chancen auf Freilassung brachte. Doch die Staatsanwältin ergriff das Wort und machte jegliche Warnung unnötig.
    „Ich habe Herrn Theodores, dem Tatopfer, Ihren Wunsch zugetragen, die Angelegenheit mit einem finanziellen Ausgleich aus der Welt zu schaffen und deshalb das Vergehen als Belästigung und damit als minderschwer zu akzeptieren. Er hat sich offen für diesen Vorschlag gezeigt.“
    Jack nickte erleichtert in die Richtung des Mannes, der Jack mit kühlem Blick musterte.
    „An welche Summe haben Sie gedacht?“, fragte Edvard Franzens die verwitterte Anwältin des Opfers.
    Sie sah fragend zu dem Mann, der kaum sichtbar nickte. „2,5 Millionen Dollar“, schlug sie schließlich vor.
    Jack hielt vor Schreck die Luft an. Edvard Franzens wurde blass, fing sich aber schnell wieder. „Ist das nicht ein bisschen hochgegriffen? Mein Mandant ist eine Privatperson, kein Konzern, der gut versichert ist und sich Millionenbeträge als Schadenersatz leisten kann.“
    Die hagere Anwältin schüttelte den Kopf. „Ihr Mandant ist vermögend, ich habe Erkundigungen eingezogen. Er besitzt mehrere Millionen durch Werbeverträge und Investitionen. Die genannte Summe wird ihn kaum berühren. Zudem ist sie durchaus gerechtfertigt. Mein Mandant hat ein Schädel-Hirntrauma erlitten, eine Niere wurde gequetscht, drei Rippen sind gebrochen, das Nasenbein und das Jochbein angebrochen. Es ist noch nicht einmal geklärt, ob er jemals wieder arbeiten kann. Und auch nicht, ob er sein normales Aussehen wiedererlangen wird. Da ist die geforderte Summe sogar eigentlich viel zu gering. Sie kommen gut dabei weg.“
    „Nach diesen Verletzungen kann er schon wieder hier erscheinen?“, fragte Franzens ungläubig.
    „Ich reiche Ihnen gerne ein Attest der

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