Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Titel: Tempel der Träume - Der Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
Vom Netzwerk:
einige Jobs beworben, aber nur Absagen erhalten.
    Weiterhin wollte sie fragen, wie man es anstellte, mit der Kamera zu flirten. Sie hatte das schon oft gehört und zu Hause in ihrem Zimmer heimlich versucht, aber es war ihr nicht gelungen. Es fühlte sich jedenfalls nicht wie Flirten an, eher wie krampfhaftes Blinzeln und Schmollen.
    Zudem sollte sie Elizabetha fragen, wie sie so schlank blieb und die Hungerattacken bekämpfte, ob sie aufgeregt war, bevor sie den Laufsteg betrat, wie sie mit Fans und ihren Freunden umging und wie sie es schaffte, Müdigkeit nicht zu zeigen.
    Und natürlich gab es noch viel, viel mehr, was Samira wissen wollte. Vielleicht blieb noch Zeit dafür.
    In der ersten Pause gab es jedoch keinen ruhigen Moment für ein Gespräch. Da klagte Elizabetha über Durst und bestellte bei Samira eine Flasche Mineralwasser der Marke Vivian. Zudem forderte sie, dass die Klimaanlage höher gedreht wurde, weil ihr zu warm war.
    In der zweiten Pause verlangte sie ein Mittagessen vom Chinesen, nur Gemüse, keinen Reis, keine Sojasauce, dafür etwas Hühnerfleisch, aber Bio. Außerdem wollte sie etwas Zitrone in ihr Wasser.
    In der dritten Pause endlich blieben Samira ein paar Minuten, um mit Elizabetha zu reden, da das Set umgebaut wurde.
    „Ist alles zu deiner Zufriedenheit?“, fragte sie, als sie zu ihr an den Stuhl trat und ein weiteres Wasser reichte. Direkt mit der Tür ins Haus zu fallen, wagte sie nicht.
    „Ja, alles in Ordnung. Also, was willst du wissen?“, fragte das Supermodel unverblümt.
    „Seit wann machst du den Job?“ Diese Frage platzte nur so aus ihr heraus.
    „Seit fünf Jahren. Ich habe angefangen, als ich fünfzehn war. Damals ist meine Mutter immer mitgereist. Das war echt nervig.“ Sie verdrehte die Augen.
    „Macht es dir noch Spaß?“
    „Manchmal“, nickte Elizabetha. „Oft ist es sehr anstrengend, und manchmal langweilig. Aber es ist auch lustig. Wenn du nette Leute im Team hast, macht es Spaß.“
    „Wie komme ich zu Arbeitsproben, wenn ich nicht gebucht werde?“
    Das Model lächelte weise. „Indem du ein bisschen trickst. Warte.“ Sie erhob sich und rief in die Runde der Mitarbeiter: „Ich brauche ein längere Pause. Ihr könnt inzwischen Samira hier als Stand-in nehmen.“
    Der Fotograf, ein grauhaariger Mann in dunklem T-Shirt mit Namen Victor Katzenberg, schüttelte energisch den Kopf. „Elizabetha, das geht nicht. Wir müssen unbedingt heute fertig werden. Wir haben morgen noch das Shooting am Strand und in der City. Die Straße ist von der Stadt gemietet, die Zeiten müssen wir auf jeden Fall einhalten.“
    „Das schaffen wir schon“, beruhigte ihn Elizabetha. „Ich brauche meine Pause, sonst dauert es länger. Punkt. Samira ist hier.“ Sie schob Samira auf den Fotografen zu.
    „Was machst du da?“, flüsterte Samira erschrocken und versuchte, sich zu sträuben. „Was soll das?“
    „Du sitzt in der Position, in der ich normalerweise sitze, während sie einleuchten und Probeaufnahmen machen. Die Bilder lässt du dir geben und schreibst in dein Modelbuch, dass du mit Victor Katzenberg gearbeitet hast, Seite an Seite mit mir. So bekommst du dein Modelbuch zusammen.“
    Samira nickte verstehend. „Alles klar. Dann gehe ich.“
    „Lass dich nicht verschrecken.“
    „Danke.“
    „Wenn du irgendwann zur Konkurrentin wirst, werde ich dich fertigmachen, aber bis dahin ...“ Elizabetha zwinkerte ihr zu.
    Samira lief langsam auf das Set zu, wo der Fotograf mit seinem Assistenten unruhig wartete. Die Bühnenarbeiter waren noch mit dem Umbau beschäftigt, aber Victor gab ihr schon Anweisungen, wohin sich Samira stellen sollte, damit die Scheinwerfer eingerichtet werden konnten.
    Sie folgte seinen Befehlen und spürte die Wärme der Scheinwerfer auf ihrer Haut. Als er sie aufforderte, den Kopf nach hinten zu werfen und mit der Hand in den Haaren zu spielen, kam sie sich vor, als wäre sie wirklich schon ein richtiges Model. Es fühlte sich großartig an, vor allem, als sie das Klicken des Fotoapparates hörte.
    Schließlich kehrte Elizabetha zum Set zurück. „Gib ihr den Chip mit den Probeaufnahmen“, ordnete sie an, als der Fotograf die Speicherkarte wechselte.
    „Sie bekommen ihn wieder“, murmelte Samira, doch der Mann winkte ab.
    „Ich stelle ihn dem Kunden in Rechnung. Danke für die Hilfe“, erwiderte er.
    Samira nickte freudig und zwinkerte nun ihrerseits Elizabetha zu. Die lächelte freundlich, bevor sie sich ganz den Anweisungen des

Weitere Kostenlose Bücher