Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
Ärzte nach. Aber wenn Sie feilschen wollen, müssen Sie aufpassen, dass Sie keinen Fehler machen. Wir werden nicht davon abweichen. Mein Mandant hat nichts zu verlieren, Ihrer schon. Und am Ende wird es vielleicht sogar noch teurer.“
Franzens schwieg und sah zu Jack. Der saß wie versteinert auf seinem Stuhl und sah zu der knochigen Frau und dem Verletzten, in dessen blutunterlaufenem, verletzten Auge Gier zu erkennen war. Dann wanderte sein Blick zur Staatsanwältin, die ihn abwartend betrachtete. Er nickte.
Die hagere Anwältin lächelte zufrieden. Ein beträchtlicher Teil der Summe würde auf ihr Konto wandern. Auch der Geschlagene wirkte, als würde der Ausgang der Verhandlungen ganz seinen Vorstellungen entsprechen.
Die Staatsanwältin bemühte sich, einen neutralen Gesichtsausdruck zu zeigen. Sie stand auf.
„Dann hätten wir das hier geklärt. Jack, Sie bekennen sich damit der Belästigung schuldig und zahlen als Strafe zweieinhalb Millionen Dollar an den Geschädigten. Ich werde die Angelegenheit noch mit dem Richter besprechen, aber ich gehe davon aus, dass er bei der Sache mitgehen wird.“
Jack nickte. „Vielen Dank. Das heißt, ich kann nach Berlin zurückkehren?“
Die Frau nickte. „Das dürfen Sie.“
Nun erhob sich auch Jack.
„Ich schicke Ihnen die Kontodaten meines Mandanten“, sagte die Dürre an Edvard Franzens gerichtet, der ihr seine Karte reichte.
„Viel Glück und gute Besserung“, wünschte die Staatsanwältin Jack und dem Mann mit den Verletzungen, „Ihnen beiden.“
Jack wollte dem Geschädigten die Hand reichen, doch der beachtete sie nicht. Der Mann wandte sich ab und ging zur Tür, ohne sich noch einmal umzudrehen.
VII
Elizabetha Fernandez zeigte sich freundlicher als erwartet. Als sie mit dem Wagen der Agentur am Set eintraf, lächelte sie einnehmend in die Runde und reichte Samira sogar die Hand, um sich dafür zu bedanken, dass es mit dem Abholen so reibungslos geklappt hatte.
„Das freut mich, dass du keine Probleme hattest“, erwiderte Samira und musterte das Supermodel heimlich. Es war fast eine Handbreit größer als Samira, obwohl die Deutsche auf stattliche 1,77 cm kam. Elizabetha trug Leggings und ein weites T-Shirt, das sie in der Taille mit einem Gürtel zusammengebunden hatte. Dazu flache Stiefel und einen Strohhut. Ihre grauen Augen wirkten wach und sympathisch, ihre Haut makellos.
„Irgendeine Gewerkschaft in London hatte mit Streik gedroht, ihn aber zum Glück nicht durchgeführt“, seufzte sie erleichtert. „Nicht dass ich den Leuten keine besseren Gehälter gönnen würde, aber bitte nicht, wenn ich gerade nach Los Angeles fliegen muss.“ Sie lächelte. Sie sah umwerfend aus.
Samira musste zugeben, dass sie von solch einer Ausstrahlung nur träumen konnte. Elizabetha hatte ihre Apartments, den guten Ruf und sogar ihr Auftreten als Diva mehr als verdient.
„Wenn es danach ging, müsste ich ebenfalls streiken, aber ich fürchte, dann wäre ich meinen Job sofort los und ein höheres Gehalt weiter entfernt als die letzte Galaxie.“
Das Mädchen lachte. „Das glaube ich dir. Wie war doch gleich dein Name?“
„Samira.“
Sie musterte die junge Deutsche. „Du siehst aus, als wärst du eine Kollegin und nicht eine von der Agentur.“
Samira spürte, wie bei diesen Worten eine leichte Röte in ihre Wangen stieg. „Ich habe noch keine Erfahrung, daher arbeite ich in der Agentur, hoffe aber, eines Tages auch als Model gefragt zu sein. Obwohl ich sicher niemals so toll wie du wirken werde.“
Elizabetha wischte mit der Hand den letzten Satz aus der Luft. „Das ist Unfug. Je mehr Erfahrungen du sammelst, desto selbstbewusster wirkst du, desto mehr Ausstrahlung bekommst du. Ich denke, Frauen sind am schönsten, wenn sie wissen, was sie wollen und wissen, was sie wert sind. Dann leuchten sie förmlich. Das kann man alles lernen.“
„Ich weiß noch nicht mal, wie man ein Modelbuch anlegt.“
Elizabetha schmunzelte. „Wenn ich hier fertig bin und noch Zeit habe, darfst du mir ruhig Fragen stellen.“
„Ehrlich? Das wäre super!“
„Gerne.“ Damit wandte sich die Schönheit ab und widmete sich der Arbeit am Set.
Samira blieb mit einem glücklichen Lächeln zurück und überlegte fieberhaft, welche Fragen sie der jungen Frau stellen konnte. Sie musste wissen, woher sie Arbeitsproben für ihr Modelbuch bekommen konnte, wenn sie nie die Gelegenheit hatte, als Model zu arbeiten. Sie hatte sich in den vergangenen Tagen für
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