Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
wir los?“
„In fünf Minuten.“
„Wir können auch sofort fahren, ich habe hier nichts mehr zu tun.“
„Was ist mit der Rede?“
„Die kommt doch erst am Ende. Bis dahin bin ich zurück.“
„Gut, dann fahren wir.“
Lothar Richardson gab einem Mann, der sich dezent in Jacks Nähe aufgehalten hatte, ein Zeichen. Er löste sich von seinem Platz, und die drei gingen zusammen aus dem Club, wobei Jack stärker hinkte als zuvor. Er verzog unwillkürlich das Gesicht, gab sich jedoch Mühe, es nicht zu zeigen. Schnell verdrängte er den Schmerz und zeigte sein Lächeln, das man aus den Medien und von seiner Autogrammkarte her so gut kannte.
Vor dem „Pour Elles“ wartete bereits eine dunkle Limousine auf ihn.
Mühsam stieg er ein und seufzte tief, sobald er in den weichen Sitz sinken konnte. „Das lange Stehen ist gar nicht gut für mein Bein.“
Lothar nickte, als er sich zu ihm setzte. „Wann ist der nächste Arzttermin?“
„Montag wird ein weiteres MRT gemacht und dann kommt die Auswertung.“
„Und du denkst, du kriegst grünes Licht, wieder mit dem Training zu beginnen?“
Jack antwortete nicht, sondern nickte. „Ich bin mir sicher. Dann soll er mir was spritzen, was den Schmerz bekämpft. Wenn ich jetzt nicht mit dem Training anfange, kann ich die Weltmeisterschaft vergessen. Es muss sein.“
„Verstehe. Was sagen wir in der offiziellen Presseerklärung?“
„Dass die Heilung gut voran geht und das Training planmäßig aufgenommen wird. Das Übliche.“
„Alles klar.“
Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück, bis der Fahrer anhielt und sie vor einem riesigen Backsteinbau an der Spree aussteigen ließ. Ein Sicherheitsmann des Senders nahm Jack Logan und Lothar Richardson in Empfang und führte sie zu einem Fahrstuhl, der sie unter das Dach führte. Dort wurden sie von zwei hübschen Mädchen erwartet. Das ein trug ein Telefon in der Hand und sagte in den Lautsprecher „Jack Logan ist eingetroffen“, sobald Jack den Fahrstuhl verließ. Das andere führte ihn zu einem kleinen Raum, wo es ihn vor einen Spiegel setzte und eilig sein Gesicht puderte.
„Bin ich spät dran?“, fragte er. „Ich bin extra fünf Minuten vor der Zeit losgefahren.“
„Kein Problem, wir sind ein bisschen zu früh, weil ein Talkgast nichts mehr zu sagen wusste. Aber das ist schon in Ordnung. So ist eben das Livefernsehen. Zur Not spielen wir einen Spot zur Überbrückung ein.“
Nur fünf Minuten später waren sie fertig, und Jack hinkte zum Studio. Er überlegte einen Moment, dann überreichte er dem Mädchen die Krücke.
„Es geht auch ohne.“
Er hörte, wie der Moderator seinen Namen verkündete, dann lief er so normal wie nur möglich auf den freien Stuhl zu, auf dem er Platz nehmen sollte. Doch kaum hatte er die Bühne betreten, bereute er seine Entscheidung, die Krücke stehenzulassen, zutiefst. Er verspürte solche Schmerzen, dass ihm die Tränen in die Augen schossen. Doch er durfte es sich nicht anmerken lassen.
Er hielt die Luft an und lief weiter. Dann setzte er sich. Der Schmerz verging. Danach wagte er es, wieder auszuatmen.
„Alles in Ordnung, Jack?“, fragte der Moderator, als der Beifall des Studiopublikums abflaute, ein vorsichtiges Lächeln auf den Lippen. Er schien bemerkt zu haben, dass mit Jack etwas nicht stimmte.
Doch Jack winkte ab.
„Ja, alles bestens. Ich komme nur gerade von einem Modelwettbewerb, der heute in dem Wellnessclub, der mir und meinem Vater gehört, stattfindet. Es ist mir nicht leicht gefallen, all die hübschen jungen Frauen einfach so zu verlassen. Aber hier bin ich!“ In den Jahren vor den Kameras hatte Jack gelernt, wie aus der Pistole geschossen zu reagieren, zu lügen und den Menschen zu sagen, was sie hören wollten. Es fühlte sich schon fast wie eine zweite Haut an. Eine Haut, die manchmal zwickte und zwackte, aber Teil seines Lebens geworden war.
„Das verstehe ich!“, lachte der Moderator. „Danke, dass Sie trotzdem gekommen sind.“
„Gerne.“ Jack lächelte gewinnend in die Kameras.
„Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Können wir uns auf ein Comeback freuen?“
„Aber natürlich!“, strahlte Jack. „Ich freue mich auch schon drauf. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie mir die Wochen seit dem Unfall auf den Keks gehen. Ich kann nur den Oberkörper trainieren, bald sehe ich aus wie Popeye auf dünnen Stelzen, wenn das so weitergeht. Und mein Vater wollte mich schon für die Arbeit im Club engagieren. Können
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