Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
einige ihrer noch im Wettbewerb stehenden Mitkonkurrentinnen irritiert zu ihr sahen, und sie glaubte sogar, dass die rassige, dunkelhaarige Schönheit hämisch grinste, aber das war ihr egal. Sie brauchte Kiara.
„Ich versuch es“, erwiderte die Freundin schließlich einsichtig und legte auf.
„Was seht ihr mich so an?“, fragte Samira die anderen Mädels trotzig, bevor sie wieder das zerschnittene Oberteil betrachtete. Jetzt war sie sich sicher, dass die Dunkelhaarige triumphierend glotzte, aber der würde sie es schon noch zeigen.
Nur wenige Augenblicke später erschien Myrtel Ragewitz. „Noch eine Minute, Mädels“, sagte sie in den Raum und wollte die Tür wieder schließen. Doch Samira hielt sie zurück.
„Sie wollten mir Nadel und Faden bringen, damit das geflickt werden kann.“ Anklagend hielt sie das Shirt in die Höhe. „Wenn nun deswegen mein Traum zerstört wird...“ Sie hatte Tränen in den Augen.
„Es tut mir leid“, murmelte Myrtel und erinnerte sich daran, dass sie dem Mädchen helfen wollte. Aber jetzt war es zu spät. „Es geht bestimmt auch ohne.“
„Sollen die Leute meine Brust durchrutschen sehen?“ Samira klang verzweifelt. „Ich kann so nicht rausgehen!“ Sie steckte ihre Faust durch das Loch in dem Stoff, das tatsächlich direkt in Brusthöhe lag.
„Nimm mein Shirt“, flüsterte Kiara, die in diesem Moment hinter Myrtel in den Raum gehuscht war
„Sie dürfen hier nicht sein!“, rief Myrtel, als sie Kiara entdeckte.
Doch Samira hielt die Frau zurück. „Es ist ein Notfall. Ein Notfall!!!“
Myrtel kämpfte mit sich. Wenn sie das Mädchen durchließ und dies jemand aus der Chefetage erfuhr, bekam sie Ärger. Doch wenn sie nach den Regeln spielte und die Besucherin nach unten schickte, hatte sie hier eine verzweifelte Teilnehmerin, die es nicht verdient hatte, wegen so einer Geschichte den Wettbewerb zu verlieren. Zumal es wirklich so aussah, als hätte jemand das Shirt mutwillig zerschnitten.
„Okay, tauschen Sie die Shirts“, erlaubte sie schließlich. Das löste zwar einen heftigen Protest bei der Dunkelhaarigen aus, aber in Samiras Augen kehrte die Hoffnung zurück.
„Danke“, murmelte Kiara Myrtel zu, die jedoch nicht antwortete, sondern sich abwendete. Sie wollte mit der Angelegenheit nichts mehr zu tun haben.
„Sobald du durch bist, gehen wir“, sagte Kiara entschlossen, während sie sich ihr One-Shoulder-Top auszog und Samira reichte. „Die sind hier alle dermaßen unhöflich, es ist wirklich keine Freude, dabei zu sein.“
„Das ist mir egal“, erwiderte Samira und zog sich hastig das Top über. „Ich bin vielleicht bald in L.A.“
Sie warf einen hasserfüllten Blick zu der Dunkelhaarigen, die immer noch missbilligend die Augenbrauen zusammengezogen hatte.
„Danke für dein Mitgefühl“, sagte Kiara und zupfte an dem zerstörten Shirt. Nun konnte jeder ihre Brust sehen. „Hast du noch etwas anderes zum Anziehen?“, fragte sie.
„Nein, das war doch das Problem. Nur das Kleid der ersten Runde, dann das Sportzeug für die zweite und einen Bikini für die dritte und letzte Runde. Und als ich herkam, hatte ich nur den alten Pullover an. Du erinnerst dich vielleicht.“
Kiara erinnerte sich. Der ging wirklich nicht. Es war also wirklich ein Notfall gewesen. Das One-Shoulder-Top wirkte zwar auch nicht sonderlich sportlich, sondern eher edel, aber an Samira konnte man mit viel Fantasie sogar einen Lappen als Sportkleidung durchgehen lassen.
Aber das bedeutete, dass Kiara nun in dem zu einer Umkleidekabine umfunktionierten Therapieraum sitzen bleiben musste, bis Samira wiederkam. In der Mitte des Zimmers stand eine Massageliege, an der Seite hing eine Sprossenwand. Gymnastikbälle rollten umher, und auch ein paar Turnmatten lagen auf dem Boden.
„Ich warte hier auf dich“, sagte Kiara, als sich die Tür wieder öffnete und Myrtel zurückkehrte.
„Es geht los. Eine nach der anderen raus“, sagte die Frau, und die Teilnehmerinnen liefen aufgeregt hintereinander in den Flur.
Dann schloss sich die Tür.
***
Es gab Momente, da hasste Jack Logan seinen PR-Mann. Und es gab Momente, da liebte er ihn. Meistens überwiegten die Momente der Abneigung, aber heute war definitiv eine Ausnahme.
„Jack, denke daran, dass du um neun einen Liveauftritt beim Fernsehen hast“, sagte der Mann mit Namen Lothar Richardson. Und Jack hätte ihn dafür am liebsten umarmt.
„Nein, das vergesse ich nicht“, erwiderte er. „Wann müssen
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