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Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Titel: Tempel der Träume - Der Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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Fluch der Jonasfrauen durchbrichst. Aber das hat wieder nicht geklappt.“
    „Welcher Fluch?“
    „Dass wir alle keinen Mann an unserer Seite haben. Deine Großmutter verlor ihren Mann im Krieg, ich den meinen, weil er mich mit dir nach der Geburt sitzenließ. Und dir ist das passiert.“
    „Und was war mit Urgroßmutter?“
    „Sie brannte mit einem Soldaten durch, der dann unterwegs von einem Zug überrollt wurde.“
    „Ehrlich?“
    „Ehrlich.“
    „Dann ist es wohl wirklich ein Fluch. Das ist ja gruselig.“
    Die Mutter schmunzelte. „Ja, sehr gruselig. Wir müssen dafür sorgen, dass er einen großen Bogen um Lea macht. Und vielleicht schaffst du es auch noch, einen netten Mann zu finden, der bei dir bleibt. Du bist noch jung.“
    „Weißt du, was das Verrückte an der ganzen Geschichte ist? Ich habe zwar eine Tochter und bin Mutter, aber ich weiß gar nicht, was Liebe ist. Ich habe nie einen Mann richtig geküsst oder mit ihm Sex gehabt, von dem Ereignis mal abgesehen. In meinem Inneren bin ich noch Jungfrau.“
    Die Mutter drückte sie innig an sich.
    „Du wirst die Liebe noch kennenlernen, ganz bestimmt. Ich wünsche es mir sehr für dich.“
    „Danke, Mama.“
    Kiara hielt ihre Mutter für einen Moment schweigend ganz fest. Dann gab die ältere Frau einen Kuss in das Haar ihrer erwachsenen Tochter. „Und vielleicht bekommt Lea sogar eines Tages noch ein Geschwisterchen. Es gehört nämlich noch etwas zu dem Fluch dazu: dass wir Frauen alle Einzelkinder sind.“
    „Ich werde versuchen, den Fluch zu brechen“, lächelte Kiara und löste sich von der Mutter.
    „Das würde mich sehr freuen. Und nun geh ins Bett. Du siehst scheußlich aus.“
    „Danke, Mama, und gute Nacht.“
    „Gute Nacht.“
    Kiara wandte sich ab und schlich auf Zehenspitzen in Leas Zimmer, wo die Kleine friedlich in ihrem Bettchen ruhte. Dann ging sie in den schmalen Raum nebenan und schlief nach langem Ringen mit den Erinnerungen auch endlich ein.
     
    ***
     
    Jack Logan beschlich das ungute Gefühl, das er jedes Mal bekam, wenn er Krankenhäuser, Arztpraxen und Untersuchungsräume betrat. In ihnen kam er sich immer so unfähig und inkompetent vor, wie ein Krüppel. Er wusste, dass die Ärzte ihm helfen wollten, doch aus irgendeinem Grund vermutete er oftmals das Gegenteil, als würden sie über sein Leben bestimmen wollen. Im Laufe seiner Karriere hatte er bereits eine Menge Mediziner verschlissen, auch verschiedene Physiotherapeuten ausprobiert. Letztlich hatte er sich für einen Arzt in einer kleinen Privatklinik im Berliner Westen entschieden, der ihn in Deutschland betreute. Er hieß Prof. Dr. Gold, und wurde seinem Namen mehr als gerecht. Er nahm ein goldenes Honorar und besaß goldene Hände, wenn es um Jacks Knochen und Sehnen ging. Die Sehnenentzündung in der Schulter, die Jack im vergangenen Jahr zwickte, hatte er kuriert, auch den Bänderriss am Knie operiert. Wenn es nach Jack ging, könnte Dr. Gold auch seinen muckernden Backenzahn behandeln, aber dafür fühlte sich der Professor dann doch nicht zuständig.
    Heute wollte Prof. Dr. Gold sich noch einmal das operierte Bein von Jack ansehen, und der Patient hinkte den schicken Gang entlang, an dessen Wänden antike Schränkchen mit hübschen Blumenvasen darauf standen. Darüber hingen Gemälde zeitgenössischer Maler. Durch die großzügigen Fenster drang die Frühlingssonne warm und strahlend in das Gebäude und sammelte sich wie eine Pfütze aus Licht auf dem Parkett.
    „Herr Logan, bitte kommen Sie gleich hier entlang“, zwitscherte eine junge Krankenschwester, die Jack auf dem Flur entgegenkam. Sie öffnete eine Tür zu seiner Rechten, die in einen kleinen Umkleideraum führte.
    „Sie können hier Ihre Hose ausziehen, alles Metall ablegen. Die Uhr bitte auch. Wenn Sie etwas zu trinken oder etwas anderes benötigen, klopfen Sie einfach an diese Tür. Wir sind hier nebenan.“
    Sie lächelte einnehmend.
    „Danke, ich kenne die Prozedur“, erwiderte Jack und setzte sich auf den bereitgestellten Stuhl, bevor er die Krücke an die Wand lehnte.
    „Natürlich, Herr Logan. Wenn Sie fertig sind, können Sie in den Untersuchungsraum eintreten. Es ist alles für Sie vorbereitet.“
    „Alles klar. Bis gleich.“
    Er zog die Hose aus, entledigte sich aller metallischen Gegenstände an seinem Körper, dann wollte er ohne Krücke in den Untersuchungsraum hinken, doch es war zu schmerzhaft. Also nahm er die Krücke wieder auf und hinkte auf eine Tür zu, auf der in

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