Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Titel: Tempel der Träume - Der Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
Vom Netzwerk:
in dem Buch mit den Terminen ihrer Abteilung. Ihr Finger wanderte die Namen und Daten entlang, bis er in einer Spalte hängenblieb: Stefanie von Herzogenberg. Sie war die Kundin, die sich bei Aaron Logan über Kiara beschwert hatte. Und sie hatte in genau einer halben Stunde einen Termin im Raum nebenan.
     
    Die Frau kam im eleganten Designer-Kostüm aus dem „Beauty“-Bereich und stöckelte die Treppe nach oben, auf Myrtel zu.
    „Sie sind doch die Verantwortliche für alles, was die Gesundheitsstrecke betrifft“, sagte die Kundin, als sie Myrtel erkannte. „Ich hatte heute Morgen angerufen und wollte eigentlich etwas früher behandelt werden, noch vor meinem Arzttermin, aber erst fühlte sich niemand zuständig und dann sagte mir jemand, dass zurzeit keine Möglichkeit dazu besteht. Ich wurde nur kurz dazwischengeschoben. Das kann doch wohl nicht wahr sein! Wo bin ich denn hier? Das sollte sich schleunigst ändern, sonst muss ich etwas dagegen unternehmen.“ Ihre Stimme klang äußerst ungehalten.
    Myrtel wollte gerade bestätigen, dass wegen des Ausfalls von Yvonne und der Kündigung von Kiara kein einziger Termin für Neubehandlungen mehr frei sei, doch ihr stand der Sinn nicht mehr danach, als sie in das überhebliche Gesicht der Frau blickte. Musste die wegen jeder Kleinigkeit gleich das Beschwerdebuch verlangen? War es denn wirklich zu viel verlangt, dass jemand Dinge mit ein paar einfachen Sätzen klärte und nicht gleich jemanden feuern ließ? Statt sich zu entschuldigen, wie sie es vorgehabt hatte, fühlte sie, wie der Ärger über diese Kundin, die bekanntermaßen an all und jedem etwas auszusetzen fand, in ihr aufstieg und sich nicht unterdrücken ließ.
    „Wenn Sie sich eine eigene Therapeutin mitbringen, lässt sich das machen. Kabinen sind genügend frei, nur am Personal hapert es. Und daran sind Sie nicht ganz unschuldig“, äußerte sie bissig. Wegen dieser Dame würde sie wieder Doppelschichten machen müssen, damit wenigstens die bereits bestellten Patienten drankamen.
    „Was? Ich habe mich wohl verhört?“ Empört blieb die Elegante auf ihren hohen Absätzen stehen und schaute Myrtel ungläubig ins Gesicht.
    „Ganz und gar nicht! Und Sie haben Ihren Teil dazu beigetragen, dass es so ist! Fragen Sie in einer Woche wieder nach, dann kann ich Ihnen sagen, wann wir wieder Kapazitäten frei haben!“
    „In einer Woche? Sie sind wohl nicht bei Trost?“ Stefanie von Herzogenberg schnappte unwillkürlich nach Luft. Der zarte, von der Kosmetikbehandlung herrührende rosige Ton des perfekt geschminkten Gesichts verwandelte sich in ein unschönes Hochrot. „Ich brauche schnellstens eine Behandlung. Spätestens morgen oder übermorgen! Wie Sie wissen, warten mein Mann und ich darauf, dass ich schwanger werde, und meine kritischen Tage stehen an, so dass ich fit sein muss.“
    „Vergessen Sie’s!“
    „Sie wissen wohl nicht, wen Sie vor sich haben? Ich werde mich ganz sicher bei Ihrem Chef Aaron Logan über Ihre impertinente Art beschweren!“ Nahe daran, die Beherrschung zu verlieren, schnappte die Elegante noch während ihrer Drohung gekünstelt nach Luft. Doch das Drama half ihr nicht weiter. Im Gegenteil, denn bei diesen Worten brach sich die angestaute Wut über arrogante Ziegen wie Stefanie von Herzogenberg, die selbst keinen Finger krumm zu machen brauchten und sich für den Nabel der Welt hielten, bei Myrtel Bahn.
    „Beschweren, wenn mal etwas nicht nach Ihrer Nase geht, mehr können Sie wohl nicht?“, höhnte sie. „Wir schinden uns hier bis zum Umfallen, damit Damen wie Sie, die vor lauter Langeweile nicht wissen, was sie den ganzen Tag über treiben sollen, auf jugendlich getrimmt und wie aus dem Ei gepellt herumlaufen können. Friseur, Kosmetikstudio, Fitness. Der Gatte zahlt alles. Shopping und ein bisschen Klatsch und Tratsch über Mode mit anderen gelangweilten Gattinnen im In-Café ...“
    „Was erlauben Sie sich! Das geht jetzt aber wirklich zu weit ...“, versuchte die Kundin, die immer noch puterrot vor Myrtel stand, den Redefluss der Angestellten zu stoppen, doch Myrtel ließ sich nicht unterbrechen.
    „... und wenn das Köpfchen schmerzt oder vielleicht ein Fingernagel abgebrochen ist, lassen sie ihre schlechte Laune an Menschen aus, die sich nicht wehren können: die Haushälterin, den Gärtner, die Verkäuferin ...“
    „Hören Sie auf!“
    „... die Kellnerin oder unser Club-Personal“, zählte Myrtel ungerührt auf. Ihr war jetzt schon alles egal. Ob Logan sie

Weitere Kostenlose Bücher