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Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Titel: Tempel der Träume - Der Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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sie ein junger Mann um die Zwanzig, der die ganze Zeit neben dem Tresen gestanden und auf das Spiel geachtet hatte. „So alleine?“
    Sie nickte. „Ja. Und gerne alleine.“
    Er hob die Hand. „Kein Problem“, und wollte einen Schritt zurückweichen. Doch Samira hielt ihn zurück. „So war es nicht gemeint“, lenkte sie ein.
    Er grinste. Er hatte einen dunklen, lateinamerikanischen Teint, schwarze Augen und blendend weiße Zähne. Und ein nettes Grinsen.
    „Ich bin Rodrigo“, stellte er sich vor.
    „Ich bin Samira.“
    „Bist du Model oder Schauspielerin?“
    Sie lachte. „Wieso fragt das hier jeder?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Weil du so aussiehst, als wärst du es. Und weil hier fast jeder so etwas ist. Oder sein will.“
    „Und was bist du?“
    „Ich bin der Barkeeper hier.“ Er grinste erneut, und Samira entdeckte das große Portemonnaie, das in seiner Hosentasche steckte.
    Sie lächelte. „Alles klar. Vielleicht bringst du mir noch ein Bier?“ Sie deutete auf ihr leeres Glas, und er nickte.
    „Gern.“
     
    Nach zwei Bier, einer Pizza und mehreren netten Gespräche mit Rodrigo und einem Mann namens Toby verließ Samira das Restaurant. Sie konnte kaum noch laufen vor Müdigkeit.
    Auf der Straße winkte sie ein Taxi heran, das auch sofort anhielt und sie aufsammelte. Im Wagen sitzend sah sie noch einmal auf die Uhr.
    Es war Mitternacht. In Deutschland begann bereits der Arbeitstag. Zum wiederholten Mal wählte sie die Nummer vom „Pour Elles“, in der Hoffnung, das ganze Missverständnis sofort aufklären zu können.
    Es läutete mehrere tausend Kilometer weiter in dem Berliner Büro von Aaron Logan, wo jedoch niemand den Hörer abhob. Samira versuchte es ein weiteres Mal, mit genauso wenig Erfolg.
    Sie überlegte einen Augenblick, ob sie nun ihre Mutter oder Luca anrufen sollte, verwarf aber den Gedanken. Sie war zu müde, um jetzt ausführlich alles zu schildern. Außerdem war sie sich nicht sicher, ob sie von der erlebten Pleite wirklich berichten sollte. Das würde nur unnötige Aufregung bringen und ihre Lieben mit Sorgen belasten. Wenn sich morgen die Sache aufgeklärt hatte, konnte sie immer noch anrufen.
    Das Taxi hielt vor dem Motel, in dem sie sich einquartiert hatte. Es lag ein wenig abseits vom großen Rummel in einer ruhigen Seitenstraße in der Nähe der Berge.
    Samira zahlte und stieg aus. Dann lief sie müde und erschöpft zu ihrem Zimmer, das am hinteren Ende des Ganges lag. Sie konnte kaum noch die Augen offen halten.
    Sie holte ihre Keycard aus der Tasche, doch als sie sie einstecken wollte, gab die Tür nach. Sie war nicht mehr verschlossen. Mit einem Schlag war Samira hellwach.
    Sie stieß die Tür auf, schaltete das Licht ein und sah in den Raum hinein. Ihr Herz begann zu rasen, ihre Hand zu zittern. Ein Entsetzensschrei entschlüpfte ihrem Mund. Dann brach sie entsetzt zusammen.

KAPITEL 4
    Geheime Versprechen
    I
     
     
     
    Ein markerschütternder Schrei drang aus dem Behandlungsraum 1 und hallte über den Flur im ersten Stock des Gebäudes, in dem sich der Bereich „Health“ des Fitnessclubs „Pour Elles“ befand.
    Myrtels Hand stellte rasch den Knopf zurück auf Null, mit dem sie die Wechselstromimpulsstärke am Reizstromgerät regulieren konnte, das sie gerade für die Arthrose-Behandlung eines Patienten einstellte.
    Der Mann stöhnte nur noch.
    „Entschuldigung“, murmelte Myrtel. „Das Gerät scheint einen Wackelkontakt zu haben.“
    Verdammt, wie hatte sie sich nur so unbeherrscht verhalten und den Knopf bis zum Anschlag drehen können? Die lautstarke Reaktion des Patienten auf die unerwartet heiß werdenden Elektroden war durchaus verständlich. Doch was ihr Leon, der soeben kurz in den Behandlungsraum geschlüpft war, mitgeteilt hatte, traf sie wie ein Blitzschlag: Der Chef hatte Kiara Jonas rausgeschmissen, unerbittlich und ohne jede Diskussion. Das musste sie erst einmal verdauen. Sie kannte die Neue zwar kaum, aber ihr ging der Rausschmiss dennoch sehr nahe, da Kiara ihr ohne zu zögern zu Hilfe geeilt war und sie aus dem Pool gefischt hatte.
    Mit einem Ohr lauschte sie zur Tür hin, ob ihr Fehler mit dem Reizstromgerät andere aufgestört hatte. Doch auf dem Gang blieb alles ruhig, niemand klopfte an die Tür, um zu fragen, ob etwas passiert sei. Auch Leon kam nicht zurück.
    „Wollen Sie mich umbringen?“, protestierte dafür erneut der Patient vor ihr auf der Liege. Er war um die fünfzig, eigentlich noch zu jung für schwere Arthrose,

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