Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
gern einen Gefallen getan ...“
Aaron Logan warf einen unwilligen Blick auf die beiden Frauen, die noch immer vor seinem Schreibtisch standen. Er deutete mit dem Kopf in Richtung Tür und bewegte die freie Hand, als wolle er eine Fliege verscheuchen.
Myrtel begriff, dass sie gehen sollten und zog Kiara am Ärmel aus dem Büro.
„Es bleibt bei unserer Besprechung heute Abend. Das freut mich sehr ...“, schnappte Kiara noch auf, bevor sie die Tür des Büros leise hinter sich schloss und ihrer Nun-Wieder-Chefin mit dankbarem Herzen folgte.
II
Man bereut nie, was man getan, sondern immer, was man nicht getan hat, soll Marc Aurel vor mehr als zweitausend Jahren gesagt haben. Aber im Falle von Jack Logan im Jahre 2014 lag die Sache ein wenig anders. Er bereute eine Tat, die er bei vollem Bewusstsein und im Vollbesitz seiner geistigen und körperlichen Fähigkeiten in einem Moment der Unbeherrschtheit begangen hatte. Insofern bedauerte er vielleicht doch, dass er sich nicht besser im Griff gehabt, seinen Impuls im Augenblick der Verzweiflung nicht unterdrückt hatte. Aber egal, ob Marc Aurel Recht behielt, wie man es drehte und wendete, das Ergebnis war dasselbe: Jack hatte sein Telefon zerstört und musste nun den Rest des Tages in Paris ohne das Gerät auskommen.
Unwillig stieg er aus dem Taxi und hinkte über den Bordstein an der Avenue de Champs-Élysées, um zu seinem Hotel zu gelangen, das an dieser weltberühmten Straße lag. Er drehte sich für einen Moment um und betrachtete den Arc de Triomphe, der sich majestätisch über die Straße erhob und von unzähligen Autos umkreist wurde. Touristen mit Rucksäcken und in Windjacken fotografierten ihn von allen Seiten, von unten und sogar auf dem Rücken liegend. Auch die Prachtstraße Champs-Élysées war ein beliebtes Motiv bei den Paris-Besuchern.
Noch immer kreiste die Diagnose des Arztes in seinem Kopf herum. „Mit dem Sport ist es vorbei“, hatte Doktor Benoit gesagt, „endgültig.“ Ein vernichtendes Urteil für einen Spitzensportler wie Jack. Er fühlte sich hundeelend und am Boden zerstört. Aus diesem Grund hätte er jetzt gern seinen PR-Manager Lothar Richardson angerufen und alle Termine in der nächsten Zeit abgesagt. Aber er besaß kein Telefon mehr.
Innerlich grollend und niedergeschlagen lief er die Straße hinunter auf sein Hotel zu, als sein Blick an den Auslagen der teuren Geschäfte hängenblieb. Direkt vor ihm befand sich eine Boutique für edle Dessous, daneben ein Laden für Schweizer Taschenmesser. Neben diesem wiederum befand sich ...
Eilig lief Jack in das Geschäft für elektronische Geräte, um nur wenige Augenblicke später mit einem neuen Handy zurückzukehren. Immerhin war er so schlau gewesen, nach seinem Wutanfall in den Scherben des Telefons nach der SIM-Card zu suchen, um wenigstens seine Daten zu sichern. Die Karte war noch intakt. Er setzte sie in das neue Smartphone und wählte sofort Richardsons Nummer.
Der Mann klang angespannt, als er antwortete.
„Jack, wo steckst du? Ich bekomme hier ständig Anrufe von Reportern, die etwas über deinen zerrütteten Gesundheitszustand in Erfahrung bringen wollen. Wieso wissen die davon?“
Jack schluckte hart. „Nur wenige Leute sind eingeweiht, aber niemand von der Presse.“
„Dann hat jemand von deinen Bekannten etwas durchsickern lassen. Ich bereite gerade eine Presseerklärung vor. Was soll ich schreiben? Wann wirst du denn nun wieder starten? Soll ich nur ganz vage die Weltmeisterschaft angeben?“
Jack kratzte sich am Kopf und sah in die Menge der Spaziergänger, Weltenbummler, Touristen und Einheimischen auf dem Bürgersteig der Prachtstraße, auf die Autos, die sich auf dem Asphalt stauten. Doch er nahm nichts wahr. Er dachte erneut an Doktor Benoit und seine Diagnose. Die Weltmeisterschaft konnte er vergessen. Das ganze Jahr konnte er abschreiben. Es bestand wenig Hoffnung, dass er mit seinem Bein jemals wieder in der Lage sein würde, Höchstleistungen beim Profisport zu bringen. Er musste sich demnächst erneut operieren lassen, dann kam der lange Heilungsprozess ohne Garantie auf Schmerzfreiheit.
Und wenn Benoit sich irrte? Wenn es einen Arzt gab, der ihm vielleicht doch helfen konnte, so dass der Knochen und der Muskel von den Wucherungen befreit werden konnten, ohne Gewebe zu zerstören? Der junge Doktor war nur ein Militärarzt, kein hochgelehrter Spezialist an einer renommierten Klinik.
Jack schüttelte den Kopf. Er hatte die Adresse von einem
Weitere Kostenlose Bücher