Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
Die meisten dieser Wartenden sahen nicht aus wie Touristen, obwohl sie Fotoapparate in der Hand hielten. Einige standen gelangweilt da, betrachteten das elegante Ambiente oder lasen in der Zeitung. Er zögerte, bevor er weiterging.
In diesem Moment entdeckte ihn einer der Männer auf den Sofas. „He, da ist er!“, rief er. Und mit einem Schlag kam Leben in die gelangweilten Journalisten.
„Jack Logan, bitte beantworten Sie mir einige Fragen!“, rief eine Frau in einem hellen Mantel und stürmte auf ihn zu.
„Jack, une question!“, rief ein anderer.
Jack überlegte einen Moment, ob er stehenbleiben und den Sturm der Presse über sich ergehen lassen sollte, doch dann machte er auf dem Absatz kehrt und lief davon.
III
Mit vor Aufregung zitternden Fingern befreite Holger den Blumenstrauß aus der Papierhülle. Es war eine Kreation aus zarten Frühlingsblumen in Pastellfarben, die einen süßen Duft verbreiteten, so wie Kiara es liebte. Sie hatte jedenfalls mal etwas in der Richtung fallen lassen, und Holger wäre ein schlechter Verehrer, wenn er sich nicht an so etwas erinnern würde.
Bevor er auf den Klingelknopf drückte, zögerte der junge Mann. Hoffentlich war es Kiara recht, dass er so unangemeldet bei ihr aufkreuzte, aber er hatte es nicht mehr ausgehalten. Er musste sie einfach aufsuchen. Ihr Lächeln sehen, ihre Stimme hören
Auf sein Klingeln öffnete sich die Tür, doch nicht Kiara, sondern Lea stand vor ihm.
„Och!“ Enttäuscht verzog die Kleine das Gesicht bei seinem Anblick. „Ich dachte es ist Mama. Sie wollte früher kommen. Ich habe ein neues Action-Spiel, das kann man zu zweit spielen, aber Oma kommt mit sowas nicht zurecht“, plapperte sie los.
Jetzt war es an Holger, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. „Deine Mama ist nicht da? Wann kommt sie denn heim?“ Er senkte den Strauß, so dass einige der Blüten fast auf dem Boden schleiften.
„Weiß nicht!“ Lea zuckte die Schultern.
„Wer ist denn da an der Tür?“, drang die Stimme von Franziska Jonas zu ihnen hinaus.
„Holger“, antwortete die Kleine, den Kopf zum Flur wendend.
„Sag mal, kannst du nicht mit mir Computer spielen?“ Lea hüpfte von einem Bein auf das andere. „Wenigstens bis Mama kommt“, fügte sie hinzu.
Holger überlegte nicht lange. Er mochte die Kleine gern – und es bestand die Aussicht, Kiara doch noch zu sehen. „Gut, wenn ich darf.“
„Ja, komm rein, komm rein!“, jubelte die Kleine. „Oma, du kannst jetzt arbeiten, Holger kümmert sich um mich“, verkündete sie lauthals.
Holger putzte sich die Schuhe ab und wurde ungeduldig von dem Kind bis ins Wohnzimmer gezogen.
„Guten Tag, Frau Jonas“, begrüßte er Leas Oma. „Ich wollte mal nach Kiara sehen. Seit wir nicht mehr zusammen im Krankenhaus arbeiten, macht sie sich rar. Da habe ich gedacht: Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt ...“ Er hielt den Blumenstrauß unsicher in den Händen und überlegte, was er damit anstellen sollte. Schließlich überreichte er ihn verlegen der älteren Frau. „Ich hoffe, ich störe nicht.“
„Aber Sie doch nicht!“, lachte Franziska Jonas auf. Im Gegensatz zu ihrer Tochter ahnte sie seit langem, wie es um den jungen Mann stand. Doch Kiara sah in ihm nur den verlässlichen Freund, das hatte sie neulich herausbekommen. Überhaupt ließ die Tochter keinen Mann an sich heran. Langsam begann sie, sich Sorgen darüber zu machen.
„Was für ein schöner Strauß. Ich rette ihn für Kiara.“ Sie stellte die Blumen ins Wasser, während Lea langsam ungeduldig wurde.
„Was ist, spielst du nun mit mir?“, quengelte die Kleine. „Schau mal, ich habe ‚Asterix und Obelix‘ Wollen wir gegen die Römer kämpfen? Oder magst du lieber ‚Star Wars‘?“ Mit geübten Fingern bediente sie die Knöpfe der Spielkonsole. „Der ist abgeschossen, und der, und der...“
Interessiert trat Holger näher. Die Zehnjährige war wirklich geschickt. „Darf ich mal?“
„Ja, schieß die Klon-Krieger ab. Peng, peng, peng.“
„Aber Lea“, mischte sich Leas Großmutter aus dem Hintergrund ein. „Muss es denn so was sein? Gibt es nichts Netteres. ‚Unsere kleine Farm‘ oder ‚Siedler von Catan‘? Das haben wir doch neulich als Brettspiel ausprobiert.“
„Och, langweilig“, murrte das Kind. „Dann lieber ‚Super-Mario’ mit Jump-and-run. Da kann man wenigstens drüber lachen.“
Lea nahm Holger die Konsole aus der Hand und legte ein neues Spiel ein.
„Guck mal, tolle
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