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Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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wirklich noch mal Big Mamma gegenübertreten? Das war mir zuviel. Ich könnte ihn auch abschütteln und dann den Spieß umdrehen. Aber ich war müde, mich fröstelte, und ich hatte Hunger. Außerdem hatte ich es satt, allein in einer Stadt herumzulatschen, in der sich höchst eigenartige Leute viel zu sehr für mich interessierten. Ich sehnte mich nach einem Plätzchen, wo es warm war, wo ich was zu essen bekam und mir nicht den Rücken freihalten mußte.
    Dafür boten sich mein Haus und Morpheus’ Kneipe an. Zu Hause war das Essen besser, aber bei Morpheus konnte ich arbeiten, während ich äste. Wenn ich mich geschickt anstellte, konnte ich sogar, ohne einen Handschlag zu tun, Plaudertasche abschütteln. Der einzige Nachteil war der Fraß.
    Immer dieselbe alte Leier. Die Leute verstummten und glotzten, als ich eintrat. Es waren weniger als sonst. Mußte am schlechten Wetter liegen. Aber diesmal war es anders. Ich hatte nicht das Gefühl, ein Wolf aus einem anderen Rudel zu sein, der neugierig herumschnüffelte. Sondern diesmal sahen sie mich an, als wäre ich eins der Schafe.
    Eierkopf saß an seinem Lieblingstisch. Ich setzte mich unaufgefordert neben ihn und nickte der Süßen zu, die er bei sich hatte. Eierkopf hat ein Talent dafür, kleine Frauen anzuziehen. Sie geben sich ihm voll Inbrunst hin.
    »Ich nehme an, daß Jill Craight sich nicht bei dir gemeldet hat.«
    Er nahm meine Störung ziemlich ungnädig auf. Die Geschichte meines Lebens. »Sollte sie das?«
    »Ich habe es ihr empfohlen.« Irgendwie kam es mir so vor, als wäre er überrascht, mich zu sehen. »Sie braucht Schutz.«
    »Sie brauchte keinen.«
    »Zu schade. Entschuldige mich. Morpheus winkt.« Ich nickte seiner Freundin zu und ging zu Ahrm hinüber, der am Fuß der Treppe stand.
    Morpheus schien ebenfalls überrascht, mich zu sehen. Und er war besorgt, was kein gutes Zeichen war. Morpheus macht sich eigentlich nur dann Sorgen, wenn er den Hals in der Schlinge und einen halben Meter Luft unter den Füßen hat. »Schieb deinen Arsch in mein Büro, und zwar pronto«, zischte er mich an.
    Ich ging an ihm vorbei, und er ging hinter mir rückwärts die Treppe hoch. Wie merkwürdig.
    Er schlug die Bürotür hinter uns zu und verrammelte sie. »Bist du gekommen, um einen Auflauf in meiner Kneipe anzuzetteln, oder was?«
    »Auflauf? Das wär doch mal ein vernünftiges Abendessen.«
    »Nun werd bloß nicht noch zickig.«
    »Bin ich ja gar nicht. Was gibt’s denn?«
    Er glotzte mich an. »Das weißt du nicht?«
    »Nein. Weiß ich nicht. Ich habe eine zweihundert Jahre alte Phantom-Bruderschaft gejagt. Mildtätige Brüder. Also, hier hast du deine Chance. Was gibt es?«
    »Es ist ein wahres Wunder, daß du überlebt hast. Wirklich.« Er schüttelte den Kopf.
    »Nun komm schon. Hör auf mit der Show. Wie entzückend du sein kannst. Und sag mir, was deine Hämorrhoiden quält.«
    »Man hat ein Kopfgeld auf dich ausgesetzt, Garrett. Tausend Taler in Gold für den Mann, der deinen Hohlkopf auf einem Silbertablett serviert.«
    Ich sah ihn scharf an. Schließlich war er ein Meister dieses dunklen Dunkle-Elfen-Humors.
    Er meinte es ernst.
    »Als du hier reingelatscht bist, Garrett, bist du freiwillig in eine Schlangengrube gehüpft, in der die beiden einzigen Kobras, die dich nicht beißen, Zarth und ich sind.«
    Was Morpheus Ahrm anging war ich mir da gar nicht so sicher. Tausend Taler in Gold können eine Freundschaft ganz schön strapazieren. Das ist mehr Geld, als sich die meisten Leute überhaupt vorstellen können.
    »Wer?« fragte ich.
    »Er nennt sich Bruder Jerce. Er logiert im ›Delphin oder Thunfisch‹ in der Nordstadt. Dort nimmt er jederzeit die Lieferung entgegen.«
    »Wie dumm von ihm. Und wenn ich jetzt auf die Idee käme, dort aufzulaufen und ihn vorher allezumachen?«
    »Willst du es versuchen? Denk gut drüber nach.«
    Wahrscheinlich hatte er eine ganze Legion Schläger dort versammelt, die nur auf so einen Versuch warteten.
    »Verstehe, was du meinst. Dem alten Knacker muß ganz schön die Muffe gehen, daß ich ihm zu nah kommen könnte.«
    »Du arbeitest zufällig immer noch nicht an etwas, was dich möglicherweise ins Grab bringen könnte?«
    »Mittlerweile schon. Und zwar im eigenen Auftrag. Ich muß rausfinden, wer mich umbringen will. Und warum.«
    »Wer, weißt du ja jetzt«, meinte Morpheus. Er gackerte geradezu.
    »Sehr amüsant, Morpheus.« Ich holte eine meiner Tempelkupfermünzen heraus. Alle hatte ich dem alten Metallurgen nicht

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