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Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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den Toten Mann zu wecken. Er erinnerte sich noch an diese Zeit. Für uns andere sind sie nur ein Widerhall, Kern von Geschichten, an die man sich nur bruchstückhaft erinnert und die man selten versteht.
    Der Alte grunzte und wandte sich vom Tisch ab, um ein anderes Buch herunterzuholen. Als er wegging, konnte ich das erste Mal einen Blick auf den Namen des Tempels werfen, der die Münzen geprägt hatte. Der Tempel von Hammon.
    Nie davon gehört.
    Anscheinend war die Niederlassung in TunFaire ein mildtätiger Orden gewesen.
    Es gab keine weitere Information darüber, außer dem genauen Ort des Tempels. Das Metallurgische Büro interessierte sich für nichts anderes.
    Ich hatte am Ende der Fahnenstange zwar kein Gold gefunden, aber genug Spuren, um mich weiter auf Trab zu halten. Vor allem, wenn ich den Toten Mann endlich mal wachrütteln konnte.
    »Ich möchte Ihnen für Ihre Mühe danken«, sagte ich zu dem Alten. »Darf ich Sie zum Abendessen einladen? Haben Sie Zeit?«
    Er sah finster hoch. »Nein. Nein. Das ist nicht nötig. Ich habe nur meinen Job getan. Bin froh, daß Sie vorbeigekommen sind. Gibt nicht mehr viele Herausforderungen.«
    »Aber?« Sein Tonfall und seine Haltung verrieten mir, daß er mir noch etwas überbraten wollte, was ich gar nicht gern hören würde.
    »Es gibt in den Büchern ein Edikt über diese Münzen. Es ist immer noch in Kraft. Es wurde angeordnet, sie aus dem Umlauf zu nehmen und einzuschmelzen. Prian der Dritte. Ganz zu schweigen davon, daß für die Münzen, die Sie hier angebracht haben, gar keine Prägelizenz erteilt worden ist.«
    »Wollen Sie mir vorsichtig zu verstehen geben, daß ich mein Geld nicht behalten darf?«
    »So lautet das Gesetz.« Er konnte mir nicht in die Augen sehen.
    Richtig. »Dann werden das Gesetz und ich uns eben vor Gericht wiedersehen.«
    »Ich werde Ihnen einen Eigenwechsel ausstellen, durch den Sie Ihr Geld …«
    »Wie jung sehe ich aus?«
    »Wie?«
    »Sehe ich jung genug aus, um so dumm zu sein, einen Eigenwechsel von einem Angestellten der Krone zu akzeptieren?«
    »Sir!«
    »Sie zahlen gutes Geld, wenn jemand Ihnen Müll oder Fälschungen anschleppt. Sie werden doch wohl ein paar Heller übrig haben, um die vier Münzen hier zu ersetzen.«
    Seine Miene verfinsterte sich. Ich hatte ihn an seinem eigenen Haken aufgespießt.
    »Genausogut kann ich mit den Münzen hier rausspazieren. Dann haben Sie nichts mehr in der Hand, was Sie irgend jemandem zeigen können.« Ich hatte das Gefühl, daß es für ihn eine berufliche Genugtuung wäre, wenn er diese Münzen seinen Vorgesetzten zeigte. Und daß es ziemlich viel Wirbel veranstalten würde.
    Er wog die Argumente ab, grunzte verärgert und dampfte dann durch die Hintertür ab. Als er zurückkam, zählte er mir eine Goldmünze, zwei Silbermünzen und eine Kupfermünze auf den Tisch. Sie waren alle neu und stammten alle aus der königlichen Münzanstalt. »Danke sehr«, meinte ich.
    »Haben Sie eigentlich bemerkt«, sagte er, als ich mich zum Gehen wendete, »daß die abgenutzte Silbermünze ein Original ist?«
    Ich blieb stehen. Er hatte recht. Das hatte ich nicht bemerkt. Ich grunzte und ging raus. Gehörte das auch zu der Nachricht, die ich diesen Münzen entnehmen sollte?
    Ich wollte zwar die Nähe des Oberbosses vermeiden, aber mir dämmerte allmählich, daß mir nichts anderes übrigblieb, als ihn aufzusuchen. Er wußte vielleicht, was hier vorging.
     
     

 
25. Kapitel
     
    Es war dunkel geworden, und der Regen hatte aufgehört. Mein Kumpel Plaudertasche hatte aber nicht aufgegeben. Er stand immer noch da, wo ich ihn zurückgelassen hatte. Durchgeweicht und klappernd in der sanften Brise. Es war kalt. Sollte mich nicht wundern, wenn wir heute Nachtfrost bekämen.
    Ich ging einen knappen halben Meter an ihm vorbei. »Scheußliches Wetter, nicht?« Ich wünschte, es wäre heller gewesen, dann hätte ich seine Panik besser genießen können.
    Er kam zu dem Schluß, daß ich einfach nur freundlich gewesen war und ihn nicht enttarnt hatte. Er ließ mir einen knappen Vorsprung und folgte mir dann. Besonders gut war er nicht.
    Was sollte ich mit ihm anfangen? Er war irgendwie keine richtige Bedrohung. Und solange er mir auf den Fersen war, konnte er auch niemandem Bericht erstatten. Wenn es sich nicht sowieso um einen Betrunkenen handelte, der sich einfach einen Spaß draus machte, Leuten zu folgen.
    Ich überlegte kurz, ob ich zur Blauen Buddel zurückgehen sollte, um ihn auszutricksen. Wollte ich

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