Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
stürmte raus. Zuerst stattete ich Jills Wohnung einen Besuch ab. Ich kam problemlos hinein. Auf den ersten Blick hatte sich nichts verändert. Aber irgendwie fühlte es sich anders an. Ich sah mich um, bis ich darauf kam.
    Die Schublade mit den Münzen war leer. Die hätte sich jeder holen können. Aber eine schäbige alte Stoffpuppe war ebenfalls verschwunden. Wetten, daß niemand außer Hester Podegill sich für diesen Lumpen interessierte? Also war sie tatsächlich das Risiko eingegangen, hier aufzutauchen, wenn auch nur kurz. War sie wegen der Puppe und einem bißchen Kleingeld zurückgekommen? Niemals. Nicht die Eisprinzessin. Wahrscheinlicher war, daß sie Puppe und Kleingeld mitgenommen hatte, als sie hier eine wichtigere Mission erfüllte. Also stellte ich ihre Bude noch mal auf den Kopf. Aber ich fand nichts, was sie versteckt oder mitgenommen hätte.
    Ziemlich übellaunig verließ ich die Wohnung. Es mußte doch was geben … Ich musterte die Tür des Apartments gegenüber.
    Was sprach dagegen, einen Blick zu riskieren?
    Die Tür ging lautlos nach innen auf, als ich dagegen drückte. Keiner rannte mich über den Haufen. Ich ging rein. Da lag es, gut sichtbar, mitten auf dem Tisch.
     
    Darling,
    Der Schlüssel ist in Sicherheit. Ich muß verschwinden. Sie werden immer schrecklicher. Sei vorsichtig. Ich liebe dich.
    Marigold
     
    Marigold? Die Handschrift war dieselbe wie auf der Botschaft, die Hester Podegill mir geschrieben hatte. Stellte sie sich etwa jedem, den sie kannte, mit einem anderen Namen vor? Das machte es viel schwerer, sie zu finden. Denn dadurch wußte keiner, von wem ich sprach.
    Sie war Schauspielerin. Angenommen, sie wurde jedesmal, wenn sie einen anderen Namen annahm, tatsächlich diese andere Person? Das machte die Suche noch komplizierter.
    Ich mußte rausfinden, wer Jill früher gewesen war, bevor ich die Jill von heute suchen konnte. Diese Technik hatte Pokey benutzt, als er mal jemanden suchte, der vorsätzlich untergetaucht war. Er hatte mit Verwandten geredet, Freunden, Feinden, Nachbarn, Bekannten und sie mit allen Mitteln zum Reden gebracht. Bis er die verschwundene Person besser kannte als jeder andere lebende Mensch – solange, bis er wie seine Beute dachte.
    Aber das kostete Zeit, und genau die war knapp.
    Ich konnte nur auf Maya und die Racheengel setzen. Die waren greifbar. Und ich schuldete Maya noch eine Entschuldigung.
    Ich ging hinaus. Die unwahrscheinliche Möglichkeit, daß ich etwas Wesentliches übersehen haben könnte, bereitete mir Kopfzerbrechen. Aber was? Mir fiel nichts ein. Ich ging langsam und sah mich immer wieder um. Yo. Da waren die Jungs.
    Sie klebten schon an mir, seit ich einen Fuß vor meine Haustür gesetzt hatte. Und drei waren eben ganz offen hinter mir hergeschlichen. Aber sie rückten mir nicht näher auf die Pelle und stellten sich mir auch nicht in den Weg. Und sie bemühten sich auch nicht, unentdeckt zu bleiben. Ich konnte sie zwar nicht genau erkennen, aber sie hatten wenigstens nicht das abgehärmte Äußere meiner neuesten Feinde.
    Solange sie Abstand hielten, brauchte ich mich erst um sie zu kümmern, wenn es nötig wurde.
    Ich war noch einen Block von der Grotte der Racheengel entfernt, als ich bemerkte, daß diese Jungs nicht die einzigen waren, die mich beschatteten. Die Schwestern der Verdammnis pirschten auch hinter mir her.
    Die Leute achten nicht auf Kinder, schon gar nicht, wenn es unauffällige junge Mädchen sind. Ich selbst schnallte es nicht, bis mir auffiel, daß ich einige Gesichter schon ein paarmal gesehen hatte. Jetzt paßte ich auf und erkannte ein Pärchen, das ich schon einmal gesehen hatte.
    Was jetzt?
    Sie schlossen auf, als ich mich ihrem Versteck näherte. Ich mußte Mayas Gefühle doch stärker verletzt haben, als ich gedacht hatte.
    Sie war empfindlich und unberechenbar.
    Wenn eine Konfrontation unausweichlich wurde, dann lieber hier draußen, wo ich mir wenigstens einen Fluchtweg aussuchen konnte.
    Ich setzte mich auf die Stufen vor einem Haus.
    Das überrumpelte sie. Genau das wollte ich. Jetzt holten sie sicher Maya, die mir eine Gardinenpredigt halten würde, was für ein Trampeltier ich wäre.
    Aber es lief anders.
    Nach ein paar Minuten begriffen die Mädchen, daß ich ein Zeichen setzte. Sie rückten näher. Irgendwie lag plötzlich Ärger in der Luft. Die Straße war plötzlich wie leergefegt, obwohl keiner rannte und niemand brüllte. Die Mädchen rückten mir selbstbewußt – schließlich waren sie in

Weitere Kostenlose Bücher