Tempelhyänen
der Herde – auf den Pelz. Ich schob die Hand in die Tasche und befingerte eins von Peridonts Geschenken.
Ich pickte mir eine Sechzehnjährige raus, die ich erkannte, und sah ihr direkt in die Augen. »Maya übertreibt, Tey. Geh zu ihr und sag ihr, sie soll ihren Hintern hier rausbewegen, bevor jemand verletzt wird.«
Die Mädchen sahen sich verblüfft an. Aber diejenige, die ich angesprochen hatte, wollte sich nicht von dem blöden Gequassel eines alten Mannes ins Bockshorn jagen lassen. »Wo ist sie, Garrett? Was hast du mit ihr gemacht?«
Jetzt rückte die Gang noch näher. Sie wurden anscheinend immer wütender. Die Jungs, die ich vorher bemerkt hatte, tauchten hinter den Mädchen auf. Es waren fünf, und ich erkannte zwei von ihnen. Eierkopf Zarth und einen Schläger namens Coltraine.
Jetzt kapierte ich.
Kain glaubte offenbar, daß er Jills Wissen brauchte, bevor er mit dem Meister der Wolke klarkam. Und er war genauso davon überzeugt, daß ich der glückliche Finder war. Also hatte er Morpheus befohlen, mir eine Leibgarde zu beschaffen, die dafür sorgte, daß ich gesund blieb und ihn auf dem laufenden hielt.
Morpheus ist ein Freund, irgendwie. Allerdings ist er ein weit zuverlässigerer Freund, wenn man ihn im Auge behält. Dann bemüht er sein Gewissen, wenn er ein Geschäft macht.
Ich sah zu, wie die fünf Kerle hinter den Mädchen in Positur gingen, und lachte leise.
»Find’st du wohl komisch, häh, Garrett? Willst du wissen, was wir mit Komödianten machen? Versuch mal zu lachen, wenn deine Eier in deinem Hals stecken. Was hast du mit Maya gemacht?«
»Ich habe gar nichts mit ihr gemacht, Tey. Ich habe sie nicht gesehen. Deshalb bin ich hier. Ich will mit ihr reden.«
»Erzähl uns keine Scheiße, Garrett. Das letzte Mal, als jemand Maya gesehen hat, war sie bei dir. Sie hat dich angehimmelt wie eine Kuh den Mond.«
Eines der süßen kleinen Schätzchen bemerkte meine Schutzengel. »Tey. Gesellschaft.« Die Mädels sahen sich um. Sofort sank der Feindseligkeitslevel drastisch. Fünf Kerle wie diese hätten jedermanns Streitlust gedämpft.
»Tey …« Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. »Warum setzt du dich nicht neben mich, damit wir wie zivilisierte Karentiner miteinander plaudern können?« Ich klopfte neben mich auf die Stufe.
Tey zögerte. Ihre Freundinnen ebenfalls. Sie blickten noch mal in die Runde. Die Männer sahen nicht aus, als würde es ihnen den Schlaf rauben, wenn sie eine Bande Mädchen einstampften. Im Gegenteil: Sie sahen aus, als vernaschten sie kleine Mädchen zum Frühstück. Als Beilage zum Müsli.
Tey war eine von Mayas Unterführerinnen. Sie betrachtete sich als Mayas Thronfolgerin. Die Kleine war ziemlich bösartig, häßlicher als eine gekochte Rübe und hatte Manieren, gegen die Maya wohlerzogen wirkte. Aber sie war clever. Sie hielt ein Gespräch durchaus für eine angemessene Alternative zu den verbreiteteren Methoden, Zwistigkeiten zu lösen. Sie setzte sich. »Ich habe den Eindruck, ihr habt Maya verlegt«, sagte ich.
»Sie ist nicht nach Haus gekommen. Und sie schien bestimmte Pläne zu haben.«
»Sie war bei mir«, gab ich zu. »Wir sind rumgelatscht, um die Spur von einem Kerl zu erwischen, der einen meiner Kollegen umgenietet hat.« Ich schilderte kurz den Abend. Die Meute hing an meinen Lippen, als wollte sie mich bei einer Lüge ertappen.
»Du kennst Maya nicht halb so gut, wie du glaubst«, meinte Tey. »Du sollst sie ernst nehmen. Sie sagt nichts, wenn sie es nicht meint. Du weißt, was sie vorhat, oder?«
»Sie will diesen Kerlen folgen, um mir zu zeigen, was sie alles allein hinkriegt«, sagte ich.
»Ja. Manchmal ist sie richtig blöd stur. Was machst du jetzt?«
»Ich werd sie suchen, Tey.«
»Sie gehört zu den Racheengeln, Garrett.«
»Diese Jungs sind brutal. Das hier ist keine Balgerei um Gebietsansprüche: auf die Rübe und aus. Diese Kerle haben Kain Kontamin angegriffen. Und Zauberei eingesetzt.«
Sie zuckte nicht mit der Wimper. »Zauberer bluten genauso wie alle anderen.«
Ich sah sie scharf an. Sie meinte es wirklich ernst.
»Erinnerst du dich an die Blonde, die zu den Racheengeln gehörte? Sie benutzte viele Namen, hat eine Menge Lügen über sich erzählt, um sich wichtig zu machen.«
»Hester Podegill?«
»Das ist einer der Namen, die sie benutzt hat. Sie ist vielleicht ein bißchen verrückt.«
»Mehr als nur ein bißchen, Garrett. Klar erinnere ich mich an sie. Hester war ihr richtiger Name. Sie wollte
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