Tempelhyänen
Zusammen mit der quietschenden alten Rüstung und dem rostigen Schwert.
Wenigstens bezahlte mich diesmal jemand für den ganzen Ärger – obwohl ich nicht mal das tat, wofür ich das Geld bekam.
Aber ich mache nie, was die anderen von mir erwarten. Ich mache immer das, was meiner Ansicht nach getan werden muß. Deshalb loben mich alle meine ehemaligen Klienten auch über den grünen Klee.
Ich hatte immer noch keine Ahnung, was ich unternehmen mußte, und schlenderte in Richtung Alte Frachtstraße, dem Theaterviertel. Wer weiß? Vielleicht stolperte ich ja über etwas Blondes.
Mein Konvoi dampfte hinterher. In regelmäßigen Abständen wechselten die Visagen, aber es waren nie weniger als vier Männer in meiner Nähe. Ganz nett, so geliebt zu werden.
Ich fragte mich, warum die Jünger des Meisters nicht versucht hatten, sich auf mich zu stürzen. Diejenigen, die ich bisher erlebt hatte, waren so unfähig, daß sie meine Schutzengel nicht mal bemerkt hätten.
Ich redete mit allen, die ich am Theater kannte. Sie hatten ganze Wagenladungen wunderschöner Blondinen parat, aber keiner konnte mit einem Namen dienen, der zu Jill gepaßt hätte. Da sie keine besonderen Merkmale hatte, die sie von einer Legion anderer Blondinen unterschied, versiegten meine Quellen rasch. Sie konnten mir zu guter Letzt nur noch die erntefrischen Blondinen vorführen, die verfügbar waren. Einige waren sogar sehr verfügbar. Alle waren entzückend und keine davon Jill Craight.
Einige dieser Liebchen gaben mit Vergnügen spitze und wenig schmeichelhafte Kommentare über abwesende Kolleginnen ab, aber das brachte mich auch nicht weiter. Andere schnurrten nur und bettelten förmlich darum, gestreichelt zu werden.
Das Leben ist ganz schön hart.
Hätte ich bessere Laune gehabt, wäre ich auf Schatzsuche gegangen. Könnte wundervoll werden. Ich nahm mir vor, bei Gelegenheit noch mal eine ähnliche Geschichte zurechtzuspinnen und wieder durchs Wunderland zu streifen. Diesmal aber mit so viel Zeit, daß ich auch an den Blumen schnuppern konnte.
Woher kamen die bloß alle? Und wo waren sie sonntags, wenn ich frei hatte?
Irgendwann belauschte ich zufällig ein Gespräch zwischen Angehörigen der Stadtwache und ihren Frauen. Worüber sie redeten, war für die anderen hier schon schales Bier, doch ich hatte davon noch nichts gewußt.
Die Wache ist dafür berüchtigt, nie da zu sein, wenn man sie braucht. TunFaire beschäftigt tausend Männer im Dienste der Öffentlichen Sicherheit. Aber während des letzten Jahrhunderts ist die Wache zu einer Institution verkommen, in der man schmarotzende Neffen und andere peinliche Verwandte unterbringen kann, ohne daß sie den Familienetat belasten. Heutzutage geben neunzig Prozent dieser Kerls ihr Bestes, um jedem Ärger aus dem Weg zu gehen und auf keinen Fall in den unordentlichen Fortgang des Lebens einzugreifen. Tun sie trotzdem was, ist es unweigerlich das Falsche. Sie versauen die Sache auf jeden Fall.
Aber wenigstens kriegen die Beamten schicke Uniformen, und sie lieben es, darin rumzustolzieren. Das Theater ist genau der richtige Ort dafür.
Die hier brummelten von einem ungeheuerlichen Verbrechen. Es war so schlimm, daß der geballte Volkszorn ihnen möglicherweise in den Arsch treten und sie zwingen würde, etwas zu unternehmen. Die einhellige Meinung der Ehefrauen war, die Armee solle einfach die unteren Klassen und alle Nicht-Menschen aus der Stadt vertreiben.
Ob sie darüber nachdachten, wer dann für sie kochen und den Garten bestellen würde, wer die Wäsche wusch und ihre hübschen Schühchen und netten Kleidchen herstellen würde?
»Worum geht’s denn?« fragte ich den Kerl, der mich von Blondine zu Blondine führte.
»Haben Sie nichts davon gehört?«
»Noch nicht.«
»Der größte Massenmord seit Jahren, Garrett. Ein richtiges Massaker. Es ist Stadtgespräch. Waren Sie hinterm Mond?«
»Nö. Unter ‘ner Decke. Streichen Sie die Ausschmückungen. Was ist passiert?«
»Heute ist am hellichten Tag eine Gangsterbande in eine billige Absteige im Werftweg eingedrungen und hat alle Bewohner umgelegt. Es sollen mindestens zweiundzwanzig Tote gewesen sein, und ein halbes Dutzend hat man als Gefangene weggeschleppt. Angeblich steckt Kain Kontamin dahinter. Sieht so aus, als stünde uns ein neuer Bandenkrieg bevor.«
»Wenn Kain wütend wird, hat man jedenfalls keine Probleme, seine Mitteilungen zu verstehen«, meinte ich. Was Beutler und Sattler wohl aus ihren Gefangenen
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