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Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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ließ die rubinrote Phiole fliegen, die Peridont mir gegeben hatte. Ihr Inhalt bekleckerte dem Monster das Lätzchen. Ich wirbelte herum, rannte los und fegte locker an Morpheus und dem Oberboß vorbei.
    Das Monster kam rutschend zum Stehen, kratzte sich und schnaubte verwirrt, bevor es grauenvoll aufheulte. Ich stand mittlerweile in der Tür und drehte mich neugierig um.
    Das Fleisch tropfte wie Kerzenwachs von der Brust des Dings. Es zersetzte sich, wobei es roten Dunst verbreitete. Es brüllte und riß sich mit seinen gewaltigen Klauen gelatineartige Fleischklumpen aus dem Körper und schleuderte sie durch den Raum. Sie segelten klatschend auf den Marmor, lösten sich in rotem Nebel auf und hinterließen eklig rote Flecken. Das Monster wurde von Krämpfen geschüttelt, plumpste mit einem lauten Klatschen in den Pool und wälzte sich im Wasser, das tief rot aufschäumte.
    »Ein Glück, daß ich hier nicht den Putzmann spielen muß.«
    »Jetzt schulde ich Ihnen mein Leben, Mr. Garrett«, verkündete Kain.
    »Garrett, ich kriege langsam Schiß, daß ich eines Tages mit dir zusammen eine Nummer durchziehe und du keinen Trick mehr im Ärmel hast.«
    »Ich auch, Morpheus. Ich auch.«
    »Was war das denn für ein Ding?«
    »Sag’s mir, dann wissen wir’s beide.«
    »Vergessen Sie’s«, knurrte Kain. »Plaudern können Sie später. Rollen Sie mich vor die Tür.«
    Er hatte recht. Noch hatten wir es nicht überstanden. Draußen war ein heftiger Kampf im Gange.
    Wir kamen an, als das Blatt sich eben wendete. Die meisten Donnerechsen und die halbe Bande waren außer Gefecht. Aber dieser Erfolg erwies sich für die tollkühnen fliegenden Ritter als Pyrrhussieg. Eine besonders sportliche Donnerechse erwischte mit einem Riesensatz einen der Jungs und riß ihn zu Boden. Der andere segelte davon wie ein verirrter Komet.
    Beutler und Sattler bemerkten ihren Boß und kamen, so schnell es ging, zu uns gehumpelt.
    »Meine Herren, ich bin verärgert.« Er klang überhaupt nicht so. Kain ist einer dieser Kerle, die ihre Wut kalt genießen. Dann sind sie am bösartigsten. »Ich will keine weiteren Überraschungen mehr.«
    Das Haus und der Boden bebten. Roter Nebel stieg durch den Giebel des Herrenhauses auf und wurde vom Winde verweht.
    Eine dezimierte Gewitterwolke verschwand mit dem letzten Himmelsstürmer. Die Sonne spähte über den Horizont, als wollte sie sich vergewissern, daß sie nicht geröstet wurde, wenn sie aufging.
    »Sucht diese Kerle«, befahl Kain. »Legt sie um.« Was für ein Schätzchen! Er sah Morpheus und mich an. »Sorgt dafür, daß jemand diese Männer nach Hause fährt.« Es interessierte ihn absolut nicht, daß Beutler und Sattler wie Federbälle rumgeschleudert worden waren. »Da kommen Träne und Fletscher. Laßt euch ihren Bericht geben. Und dann – Bewegung.«
    Die beiden Gangster kamen den Weg zum Haus hinaufgekrochen, ihr Kinn dicht über dem Boden.

 
30. Kapitel
     
    Ich kletterte vor meinem Haus aus der Kutsche und hatte das Gefühl, in einen Abgrund zu fallen. »Ich bin zu alt für so was«, murrte ich. Die Sache war lebensgefährlich geworden. Mir blieb nicht mal eine Stunde, mich abzuspülen und eine kleine Siesta zu halten. Dann mußte ich mich auf die Suche nach Jill machen.
    Falls ich bis dahin wußte, wo ich anfangen sollte.
    Sie war bestimmt nicht in ihre Wohnung zurückgegangen, obwohl ich das überprüfen würde. Dafür war sie zu gerissen.
    Dean ließ mich ein. Er fütterte mich, und ich erzählte ihm die ganze Story, damit mein Hausparasit mithören konnte. Dean war angemessen beeindruckt, obwohl er vermutete, ich würde aus einem Moskito mal wieder ein Mammut machen.
    Anschließend ging ich rauf, legte mich aufs Bett und dachte über ein Problem nach, das mich den ganzen Heimweg beschäftigt hatte.
    Lief ich Gefahr, als Handlanger vom Oberboß zu gelten?
    Leute hatten reihenweise ins Gras gebissen, andere Leute hatten versucht, mich umzulegen, und ich dachte nur daran, daß vielleicht meine vielgerühmte Unabhängigkeit bekleckert worden war.
     
    Dean, der Mistkerl, ließ mich vier Stunden schlafen. Anschließend tobte ich, aber er lächelte bloß. Ich schrie auch nicht zu laut. Immerhin schien er wesentlich vernünftiger zu sein als ich. Wenn ich ausgeschlafen war, standen die Chancen besser, daß ich nicht so schnell eine Dummheit begehen würde, die mich vielleicht das Leben kosten konnte.
    Ich hüpfte von der Matratze, wusch mich und zog mich um, verschlang das Frühstück und

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