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Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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verrückt sein. Sie meinte, wenn du irre bist, ist die Wahrheit das, was du dazu machst. Sie wollte einfach nicht, daß ihre Erinnerungen Wahrheit waren.«
    Ich sah sie noch mal scharf an. »Wart ihr gute Kumpel?«
    »Ich war ihre einzige Freundin, weil ich die einzige war, die ihr zugehört hat. Die einzige, die sie verstand. Und nur ich wußte, was sie unbedingt vergessen wollte.«
    Manchmal überquert man den Fluß so schnell, daß man sich nicht mal nasse Füße holt, bevor man am anderen Ufer ankommt. Plötzlich ging mir ein Licht auf. »Sie hat das Feuer gelegt, in dem ihre Familie umgekommen ist.«
    Tey nickte. »Sie hat einen Fünfliterkrug Petroleum über ihren Stiefvater geschüttet, während der seinen Suff ausgeschlafen hat. Sie hat nicht überlegt, was ein Feuer anrichtet. Sie wollte ihm einfach nur weh tun.«
    Wenn ich meine ganze Familie ausgelöscht hätte, wäre ich auch gern jemand anders. Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als verrückt zu sein. Noch lieber wäre ich tot wie sie.
    »Was ist mit ihr?« wollte Tey wissen.
    »Sie ist der Schlüssel zu dem ganzen Mist, in dem Maya und ich herumgeschnüffelt haben.« Ich warf ihr ein paar Brocken Information hin, damit sie ihre Phantasie nicht überstrapazieren mußte. »Vielleicht kann sie uns ja was erzählen.« Ich redete leise. Es mußte sich nicht rumsprechen, daß nicht nur Garrett eine Verbindung zu Jill Craight hatte. In meinem Interesse und in dem der Racheengel.
    Wie ich schon sagte, Tey war clever. Ich hatte ihr viel erzählt, und sie konnte sich eine Menge zusammenreimen. »Du bist ‘ne Schlange, Garrett. ‘ne verdammt gerissene Schlange. Wir lassen dich ziehen. Wenn wir uns das nächste Mal sehen, bin ich vielleicht Mayas Brautjungfer.«
    Das erwischte mich mittschiffs, und sie lachte mich aus. Es war kein sehr freundliches Lachen. »Ich hab so eine Idee, wo ich Hester finden kann. Ich benachrichtige dich.«
    Ich wollte widersprechen, aber es war schon zu spät. Meine Begleiter dachten offensichtlich, ich wäre in Sicherheit. Sie waren verschwunden. Wenn ich jetzt motzte, würden die Feindseligkeiten wieder aufflammen. Also hielt ich die Klappe und blieb sitzen, während die Mädels abzischten, um selbst auf Jagd zu gehen.
    Mir fiel nichts Besseres ein als nach Hause zu gehen. Dean erzählte mir, es hätte niemand eine Nachricht abgegeben und es wäre auch kein Besuch gekommen. Ich sagte ihm, daß Maya vielleicht in der Klemme steckte. Das ging ihm nah, und er schwieg mich vorwurfsvoll an. Ich fragte ihn, ob sich die Laune des Toten Mannes gebessert hätte. Die Antwort war: »Der alte Fettsack ist wieder eingepennt.«
    »Gut. Wenn er will, streichen wir ihn eben aus unserem Leben. Wir werden ihn nicht mal über die neuesten Streiche von Glanz Großmond informieren.«
    Ich war sauer und gab mir auch die Schuld an Mayas mißlicher Lage. Ich mußte mich einfach an irgend jemandem abreagieren. Und der Tote Mann konnte das locker wegstecken.
     
     

 
31. Kapitel
     
    Ich nahm ein Bad, zog mich noch mal um, aß was und besuchte in Ermangelung eines brillanten Plans die Tate-Familie. Dort hatte ich ein langes Palaver mit Tinnie. Anschließend versöhnten wir uns.
    Die Versöhnung machte so viel Spaß, daß wir sie gleich noch mal wiederholten.
    Als wir mit der dritten Versöhnungsnummer fertig waren, wurde es schon dunkel. Ich mußte immer wieder an die Arbeit denken, also stritten wir uns wieder, damit wir uns anschließend wieder versöhnen konnten. Danach schlich ich mich raus.
    Auf dem Nachhauseweg stolperte ich zufällig über Tinnies Onkel Willard. Der stellte mir nach längerem Rumgedruckse die Frage, wann Tinnie und ich denn das Aufgebot bestellen wollten. Er hatte dasselbe Problem wie Dean.
    Fing das jetzt bei ihm auch an?
    Woher kommt das bloß, daß so viele Leute versuchen, andere Leute unter die Haube zu zwingen? Wären diese Leute etwas zurückhaltender und würden nicht dauernd von der Ehe sabbeln, würden die Männer ja vielleicht automatisch in die Falle gehen, noch bevor sie die Gefahr überhaupt witterten.
    Warum war ich bloß so gereizt?
    Weil es so ein schöner Nachmittag gewesen war. Weil ich mich rumgewälzt hatte, während die Bösen kräftig weiterpusselten. Weil ein ungebärdiges Mädchen, das ich mochte, bis über beide Ohren in Schwierigkeiten steckte und ich keinen Finger gerührt hatte, um ihr zu helfen.
    »O Junge. Da haben wir den Salat.« Ich kannte die Zeichen. Garrett kramte seinen Edelmut hervor.

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