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Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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setzte sich, und Bess flocht weiter ihr Haar. »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Sie wollten mich nicht unterhalten und auch nicht bekehren.«
    »Man schnappt immer mehr auf, als man denkt, Maya. Versuch es.«
    »Na gut. Ich wollte es dir ja unbedingt zeigen, deshalb bin ich den Kerlen gefolgt. Und ich hab nur erreicht, daß du jetzt tönen kannst: ›Ich hab’s dir ja gesagte«
    »Ich hab’s dir ja gesagt.«
    »Klugscheißer. Sie haben mich gepackt und weggeschleppt. Das Lagerhaus, in dem sie mich gefangengehalten haben, ist auch ihr Tempel. Ein merkwürdiger, ekliger Ort, den sie auch noch mit diesen häßlichen Malereien verunstaltet haben.«
    »Hab ich gesehen.«
    »Ich mußte die Gottesdienste über mich ergehen lassen. Dreimal täglich. Diese Kerle tun nichts anderes als fressen, schuften und beten. Und zwar für das Ende der Welt. Glaub ich jedenfalls. Meistens hielten sie ihre Gottesdienste nicht auf karentinisch ab.«
    »Klingt, als war es ein richtig lustiger Haufen.«
    Maya schnappte sich ein gebuttertes Brötchen von meinem Teller und grinste strahlend. Es war wie ein Frontalangriff. »Gewöhn dich dran, Garrett. Ja, sie waren echt lustig. Wie ein entzündeter Zahn.«
    Ich kaute auf meinem Würstchen herum und wartete.
    »Die sind echt schlecht drauf, Garrett. Ich hab bei den Racheengeln Leute kennengelernt, die mies waren, aber diese Jungs könnten ihnen ohne weiteres Lektionen erteilen. Es war mein Ernst. Sie haben für das Ende der Welt gebetet.«
    »Das wußte ich alles noch nicht. Red weiter.«
    Das Lob reichte, um sie zum Strahlen zu bringen. Manchmal ist es so einfach. Vielleicht schaffte sie es, wenn man sie ein bißchen ermunterte. »Erzähl mir mehr.«
    »Sie nennen sich ›Söhne Hammons‹. Hammon muß ein Prophet gewesen sein und ungefähr zur selben Zeit wie Terrell gelebt haben.«
    »Er war einer von Terrells ursprünglich sechs Gefährten. Und der erste, der ihn verließ. Es war ein bitterer Zwist wegen einer Frau.« Das war Dean. Mein alter Dean.
    Ich sah ihn überrascht an.
    »Das Dogma behauptete später«, fuhr er fort, »daß Hammon Terrells Versteck an Kaiser Cedric verraten hätte. Sofern er überhaupt erwähnt wird. Aber in den Apokryphen, die im selben Jahrhundert geschrieben wurden und seitdem geheimgehalten werden, steht es genau umgekehrt. Hammon starb zwei Jahre bevor Terrell eingekerkert wurde. Seine eigene Frau hatte ihn ausgeliefert. Sie ist uns als Heilige Medwa bekannt.«
    »Was?« Ich musterte den alten Mann gründlicher. Er hatte nie besonders viel Interesse an Religion und ihren besonderen Volkssagen gezeigt. »Was soll das denn? Woher weißt du das alles? Seit wann bist du Fachmann? Ich habe von diesem Hammon-Heini noch nie gehört, obwohl meine Mutter mich in die Kirche geschleppt hat, bis ich zehn war.«
    »Das Konzil von Ali, Mr. Garrett. Fünfhunderteinundzwanzig, nach kaiserlichem Kalender. Zweihundert Jahre vor der Großen Spaltung. Alle Bischöfe, Priester und Prediger haben daran teilgenommen, zusammen mit ihren Gastgebern, den Abgesandten des Kaisers. Damals hatte jede Diözese ihre eigene Häresie. Und jeder Ketzer war ein Fanatiker. Der Kaiser wollte ein Jahrhundert der Glaubenskriege beenden. In Costain, fünfhundertachtzehn, wurden bei einem Aufstand, der nur einen Tag dauerte, achtundvierzigtausend Menschen getötet. Der Kaiser war überzeugter Terrellite – und er hatte die Schwerter auf seiner Seite. Er befahl dem Konzil, die Erinnerung an Hammon auszulöschen, also entfernten die Ur-Kirche und die Sekten der Orthodoxen ihn aus ihren Geschichtsbüchern. Das weiß ich, weil mein Vater es mich gelehrt hat. Er war drei Jahre lang Seminarist der Cyniker und sein Leben lang Laiendiakon.«
    Man kennt nie jemanden wirklich ganz, oder?
    Mit einem Experten ist schlecht streiten. Außerdem waren die ›Tatsachen‹, die man mich gelehrt hatte, ohnehin nie besonders sinnvoll gewesen. Die Geschichten aus Terrells Epoche, außerhalb der religiösen Gemeinschaft, paßten nicht mit dem zusammen, was die Priester uns aufs Auge drücken wollten.
    Man hatte uns eingetrichtert, Terrell sei wegen seines Zeugnisses von den Massen ermordet und zum Märtyrer gemacht worden. Aber nach den weltlichen Geschichtsbüchern herrschte damals Religionsfreiheit. Jede Straßenecke in den Städten und jede Ackerkrume auf dem Land hatte ihren eigenen Propheten. Sie konnten toben, wie sie wollten. Außerdem war Terrell ein Prophet von Hano gewesen, der damals noch mehr Gefolgsleute

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