Tempelhyänen
hatte als heute.
»Warum hat Cedric ihn dann getötet?«
»Weil er den kaiserlichen Haushalt und die Oberschicht angriff. Er wurde politisch. Und er war nicht clever genug, den Mund zu halten, als sie ihn davor warnten, Hano weiter irgendwelche Worte in den Mund zu legen. Er könne sehr gut für sich selbst sprechen, meinten sie.«
Das hatte ich immer schon vermutet. Warum sollte Hano sich gedungene Killer auf dieser Welt suchen, wenn er doch selbst der Ober-Killer war? »Und wer waren die ›Söhne Hammons‹?«
»Da bin ich überfragt. Von ihnen habe ich nie gehört.«
»Es sind Teufelsanbeter, Garrett«, sagte Maya. »Sie sprechen nicht mal den Namen ihres Gottes aus. Sie nennen ihn nur den Großen Zerstörer und flehen ihn an, das Ende der Welt zu bewirken.«
»Verrückte.«
»Er antwortet ihnen, Garrett.« Sie fing an zu zittern. »Das war das Schlimmste an der ganzen Sache. Ich habe ihn gehört. In meinem Kopf. Er hat ihnen das Ende der Welt vor Ablauf dieses Jahrhunderts versprochen, wenn sie seine Befehle vertrauensvoll ausführen würden. Viele werden in den Kämpfen fallen, aber die Märtyrer werden belohnt. Er holt sie in sein Reich, in seinen Schoß, wo sie in Friede und Freude bis ans Ende aller Zeiten weiterexistieren.«
Ich wechselte einen Blick mit Dean. Mayas Augen glänzten, und sie plapperte wie besessen. »Heh! Maya! Wach auf!« Ich klatschte vor ihrer Nase in die Hände.
Sie zuckte zusammen und sah verwirrt in die Runde. »Tschuldigung. Bin wohl weggetreten. Aber es ging einem ganz schön unter die Haut, wenn diese Kerle einen Gottesdienst gefeiert haben und ihr Gott zu ihnen sprach. Verdammt, vorletzte Nacht war es am schlimmsten. Er ist höchstpersönlich aufgetaucht.«
»Ach ja?« Wollte ich das wirklich wissen? »Ein Ding wie ein Riesengorilla, mit sechs Armen, ungefähr vier Meter groß?«
»Das war die Gestalt, die er angenommen hat. Er war häßlicher als ein Faß voller Kröten. Woher weißt du das?«
»Ich hab schon seine Bekanntschaft gemacht. Draußen, bei Kain. Aber für einen Gott kam er mir ein bißchen schwach auf der Brust vor.«
»Das ist nicht der richtige Gott. Garrett. Ich habe sie nicht genau verstanden, aber das Ding ist etwas, was ihr richtiger Gott träumt. Nur er kann diese Traumgestalt kontrollieren, so wie man es manchmal im Traum tut. Verstehst du?«
Je mehr sie redete, desto nervöser wurde sie. Ich fragte mich, ob sie ihr was angetan hatten, über das sie entweder nicht reden wollte oder an das sie sich nicht erinnern konnte. »Geht dir das nah?«
»Ein bißchen. So was passiert einem Mädchen wie mir nicht jeden Tag.«
»Maya, Leuten wie mir auch nicht. Das erlebt niemand jeden Tag. Ich hatte schon miese Fälle, aber noch nie mußte ich mich mit einem Gott rumprügeln. Heutzutage hat keiner mehr mit Göttern zu tun, die wirklich auftauchen.«
Ich sah mich um. Dean war besorgt. Maya war besorgt. Selbst Bess war besorgt, obwohl sie dank des Hohlkörpers, den sie an Stelle eines Kopfes rumschleppte, keine Ahnung hatte, wovon wir überhaupt redeten. Was hatte ich gesagt?
Ein Gott, der wirklich auftaucht.
Das ist der Stoff, aus dem die Alpträume sind. Wer erwartet denn heutzutage noch von unseren Göttern, daß sie sich ihre heiligen Fingerchen schmutzig machen? Nicht mal ein Typ wie Peridont tut das. Seit der Antike haben die Götter sich nicht mehr vom Olymp weggerührt.
Was Maya erzählte, war interessant, aber ich konnte damit nur meine Bildungslücken schließen. Wichtiger war, daß ich Jill Craight in die Finger kriegte und sie vielleicht ein bißchen knetete. Irgendwas war für diese ganze hochgequirlte Scheiße verantwortlich.
Ich erinnerte mich an die Nachricht, die Jill in dem Apartment zurückgelassen hatte. Vielleicht hatte ich da einen Riesenmist gebaut, und das in meiner an Fettnäpfchen ohnehin nicht gerade ärmlichen Karriere.
Ich hätte es einfach aussitzen sollen, bis der Trottel wiederkam, ganz gleich, wie lange es dauerte. Irgend jemand mußte ja kommen und sich die Nachricht abholen. Und dieser jemand steckte zweifellos bis zum Sterz in dieser verdammten Geschichte.
Vielleicht hätte ich Jill ja gar nicht gebraucht. Wenn ich nur gewartet hätte, bis er kam … Aber dann hätte ich Maya nicht freibekommen …
Vielleicht war es ja noch nicht zu spät. »Ich muß los.«
36. Kapitel
Natürlich war es zu spät. Der Zettel war futsch. Ich verfluchte mich für meine Blödheit. Ich zerlegte das Apartment in seine
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