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Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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vorstellen, wie man sie zu einer Goldgrube machte – ohne jede Erpressung. Was die Leute vermissen, ist jemand, mit dem sie entspannt reden können, ohne das Risiko eingehen zu müssen, hintergangen zu werden.
    Und genau das wurde in dieser Bude geliefert. Polly verdiente genug Trinkgeld, um zufrieden zu sein. Aber einige ihrer Kolleginnen wollten mehr.
    »Es liegt daran, daß sie elfisch ist«, sinnierte Maya laut. »Sie muß sich nicht beeilen. Sie kann ihr Aussehen sehr lange verkaufen. Menschenfrauen altern nach ein paar Jahren.« Das war ein kräftiger Hieb mit dem Zaunpfahl. Das Mädchen hatte ihre eigene Art, jemanden abzulenken. War das angeboren? Mußte wohl sein. Wie hätte sie das als Anführerin einer Straßenbande auch lernen sollen?
    Wir kamen bei Morpheus an. Maya erntete einige anerkennende Blicke. Auf mich achtete niemand. Das war also das Geheimnis, wie man hier reinkam, ohne einen Spießrutenlauf durch ein Spalier feindseliger Blicke absolvieren zu müssen: Bring eine Frau mit, die sie ablenkt.
    Dattel stand hinter dem Tresen. Er nahm das Sprachrohr und deutete nach oben. Wir begriffen. Ich klopfte an die Tür. Morpheus ließ uns rein.
    »Dein Geschmack hat sich erheblich gebessert, Garrett.« Er beäugte Maya.
    Ich schlang meinen Arm um ihre Hüfte. »Sie hatte keine Zeit, in ihre Verkleidung zu schlüpfen, die wir benutzen, um sie vor Typen wie dir zu schützen.«
    Fast wären ihm die Augen aus den Höhlen getreten.
    »Sie sind die Lady, mit der er neulich hier war?«
    Sie lächelte geheimnisvoll.
    »Es geschehen doch noch Wunder«, sagte er. »Aber nie mir«, fügte er jammernd hinzu.
    Wie auf ein Stichwort kam eine wunderschöne Brünette, ein Elfen-Mensch-Mischlingsweib, aus dem Hinterzimmer und lehnte sich anschmiegsam an seine Schulter.
    »Wie ich sehe, hat dein Glück sich gerade gewendet, Morpheus. Eierkopf sagte, du hättest Neuigkeiten für mich.«
    »Ja. Erinnerst du dich an den Mann, dessen Namen du dem Oberboß gegeben hast? Der dich in der Nacht besucht hat, als du in den ganzen Schlamassel geraten bist?«
    Anscheinend wollte er den Namen Peridont nicht aussprechen. »Dieser religiöse Typ?«
    »Genau der.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Jemand hat ihn in sein gelobtes Land befördert. Und zwar mit Hilfe eines vergifteten Pfeils. Ungefähr vier Blocks von deinem Haus entfernt. Er wollte dich wohl besuchen. Jedenfalls gibt es keinen anderen Grund, warum er dort in der Verkleidung eines Gärtners hätte rumschleichen sollen.«
    Vielleicht nicht. »Verdammt! Wer war der Killer?«
    Morpheus spreizte die Hände und schaute mich undurchdringlich an. »Vermutlich einer aus dieser Bande von Spaßvögeln. Es passierte mitten am Tag, vor fünfzig Zeugen. Es war ein bäuerisch aussehender Typ, der nur ein paar Schritte hinter ihm aus einer Tür trat und es ihm besorgt hat.«
    »Zauberer sein reicht eben nicht.« Ich spürte ein Jucken zwischen meinen Schulterblättern. Das konnte jedem zustoßen. Wenn jemand es nur genug will, dann kriegt er dich. »Ich weiß nicht, ob ich das wirklich wissen wollte.«
    »Wir werden den Schutzring um dich enger ziehen, Garrett. Wenn sie dich umlegen wollen, haben sie ein schweres Stück Arbeit vor sich.«
    »Das ist ein schwacher Trost, Morpheus.« Peridonts Abgang machte mir übel zu schaffen. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich meinen besten Bundesgenossen verloren.
    »Glaubst du, ich will zu Kain gehen und ihm sagen müssen: Ich hab’s vermasselt?«
    Ich wußte, was er sagen wollte, aber er sagte es so tapsig, daß es schlimmer war, als hätte er nichts gesagt. Für Morpheus ist der direkte Ausdruck von Sorge um jemanden oder von freundschaftlichen Gefühlen für jemanden ein Ding der Unmöglichkeit.
    »Vergiß es«, sagte ich. »Hör auf, solange du noch vorn bist. Was gibt’s sonst noch?« Seine Freundin fuhr mit einem Fingernagel über seinen Hals. Er würde sich nicht mehr allzu lange auf das Geschäft konzentrieren können.
    »Nein. Geh nach Hause und bleib da. Solange du in Deckung bleibst, müssen wir wenigstens deine Reste nicht zusammenfegen.«
    »Richtig. Ich denk drüber nach.«
    »Denk nicht, mach’s einfach.«
    »Komm, Maya. Laß uns nach Hause gehen.«
    Morpheus und ich wußten, daß ich nicht mal drüber nachdenken würde.

 
40. Kapitel
     
    Es fing an, als wir noch zwei Blocks von meinem Haus entfernt waren. Es war ein Röhren und Rumpeln aus südlicher Richtung. Blitze zuckten in der Luft herum. Ich zog Maya in eine Tür.
    »Was ist

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