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Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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das?«
    »Etwas, das uns besser nicht bemerkt.« Ein großer, roter, widerlicher Klecks hüpfte in der Wolke auf und ab.
    Die Leute steckten die Köpfe aus den Fenstern, warfen einen Blick drauf und beschlossen, es sei doch wohl nicht so interessant.
    Der Mikroorkan bewegte sich geradewegs auf mein Haus zu.
    War klar.
    Diesmal jedoch wurde nichts aus der Nikolaus-Dachnummer. Eine eklige, rote Spinne stolzierte aus der Wolke herab und – etwas klatschte es einfach weg.
    »Heute wird der alte Lachsack seine Miete fürs ganze Jahr zahlen«, sagte ich leise.
    »Du zitterst ja.«
    Das stimmte, und zwar schlimmer, als wenn ich mittendrin gesteckt hätte. Mein Verstand arbeitete noch nicht richtig. Ich dachte nicht an Dean oder den Toten Mann. Ich konnte nur daran denken, was vielleicht mit meinem Haus passieren würde. Es war das einzige, was ich auf der Welt hatte. Ich war durch die Hölle gegangen, um das Geld dafür zu verdienen. Und ich war schon zu lange dabei, um noch mal von vorn anfangen zu können.
    Der Orkan heulte und brüllte. Die Spinne stürzte sich erneut auf das Haus, blutrote Feuerschweife blitzten aus ihren Augen. Bumm! Sie klatschte gegen eine unsichtbare Wand und prallte zurück.
    »Wußte gar nicht, daß er soviel Mumm hat.«
    Der Tote Mann hatte eine Menge mehr drauf, als ich angenommen hatte. Er versuchte nie, die Spinne anzugreifen, aber er wehrte jeden Angriff ab. Je mehr Attacken abgewehrt wurden, desto wütender wurde das Monster. Und es kümmerte sich nicht um die Flurschäden, die es anrichtete.
    Das würde mich bei meinen Nachbarn sicher sehr beliebt machen.
    Man kann nur eine gewisse Zeit überdreht sein. Als ich mich abregte, fiel mir was ein. »Das ergibt keinen Sinn. Ich war den Jungs vielleicht ein Dorn im Auge, aber so schlimm kann es nicht gewesen sein. Hier geht was anderes vor.«
    Das Blitzen und die Raserei erschütterten Maya weit weniger als mich. Das mochte an ihrer mangelnden Erfahrung mit der Zauberei liegen. »Denk nach, Garrett. Es ist das zweite Mal, daß man dein Haus angreift. Beide Male warst du nicht da. Vielleicht bist du ja gar nicht entscheidend. Vielleicht ist es das Haus.«
    »Oder das, was drin ist.«
    »Oder das, was drin ist. Oder jemand …«
    »Außer mir? Keiner …« Der Tote Mann? Aber er war schon zu lange tot, als daß noch irgendwelche seiner Feinde übrig sein könnten. »Weißt du, was ich glaube? Ich bin von Anfang an auf dem falschen Fuß gestartet. Und habe versucht, dem Ganzen einen Sinn zu verleihen.«
    Maya sah mich merkwürdig an. »Was plapperst du da eigentlich vor dich hin?«
    »Ich wollte was begreifen, was nicht rational ist. Ich wußte von Anfang an, daß Religion mit ihm Spiel war. Verschiedene Religionen, vielleicht. Du kannst bis zum Weltuntergang versuchen, daraus schlau zu werden … es wird dir nicht gelingen. So darf ich nicht an die Sache rangehen. Ich muß mich treiben lassen, untersuchen, wer jemandem was antut, und nicht nach dem Grund fragen.«
    Ihr Blick wurde noch seltsamer. »Hast du dir die Birne gestoßen? Du redest irre.«
    Vielleicht. Aber vielleicht steckte in diesem Geschwafel auch ein Fünkchen Wahrheit. Wenn ich mir den Aufruhr da so anguckte, sprach eine Menge dafür, sich ins Haus in Sicherheit zu bringen. »Warst du jemals in Leifmold, Kind?«
    »Was?«
    »Ich denke, das beste wäre, die Stadt zu verlassen. Soll dieses Ding doch machen, was es will.«
    Sie glaubte mir keine Sekunde. Und sie hatte recht. Vielleicht mangelt es mir ja an gesundem Menschenverstand. Vielleicht habe ich auch nur einen zu schwach entwickelten Selbsterhaltungstrieb. Jedenfalls würde ich bis zum Ende ausharren.
    Ich meine, mein Ruf wäre zum Teufel, wenn ich einfach kniff, weil es das sicherste war. Wenn jemand dich anstellt, will er auch, daß du dabei bleibst. Wenn du Arbeit haben willst, mußt du sie tun – jedenfalls bis dich der Ekel zwingt, abzuwinken. Kleinigkeiten wie eine volle Hose dürfen dich nicht aufhalten.
    Das Ding mit den acht Armen war jetzt auf dem Boden, stampfte um das Haus und ließ die Erde erzittern. Es brüllte, schnappte sich Pflastersteine und warf sie wie Papierkügelchen um sich. »Jeder Stadtbüttel wird jetzt hinter mir her sein«, flüsterte ich Maya zu. Darauf freute ich mich gar nicht. Ich verstand mich sowieso nicht gut mit diesen Leuten.
    Einer meiner Schutzengel hetzte geduckt durch das wabernde Hexenlicht. Ich erkannte Kuddel.
    »Erinnere mich daran, daß ich niemals auf die Idee komme, dir in deinem

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