Temptation: Weil du mich verführst
hättest gesagt, du bekämst Besuch.«
»Das stimmt, aber dann musste ich die ganze Zeit nur an dich denken. Deshalb wäre niemand anderes an deiner Stelle in Frage gekommen.«
Sie holte bebend Luft. Seine Aufrichtigkeit berührte sie zutiefst.
»Deshalb bin ich ins Atelier gegangen, um mir anzusehen, was du gestern gemalt hast. Es ist brillant, Francesca. Und da wusste ich plötzlich, dass ich dich sehen muss.«
Sie senkte den Kopf noch weiter, damit er nicht sah, wie sehr sie sich über seine Worte freute. »Gut. Ich bin mir sicher.«
Nun war er es, der kurz zögerte, doch dann öffnete er die Tür und bedeutete ihr einzutreten. Vorsichtig folgte sie ihm. Ian berührte ein Display an der Wand, worauf der Raum in warmes, indirektes Licht getaucht wurde.
Der Raum war wunderschön – gediegen, geschmackvoll und luxuriös, mit einem Kamin, vor dem behaglich aussehende Polstermöbel arrangiert waren. Auf einem Tisch hinter der Couch stand eine gewaltige Ming-Vase mit atemberaubenden roten Calla-Lilien und Orchideen, und über dem Kamin hing ein impressionistisches Gemälde, das ein leuchtendes Klatschmohnfeld zeigte. Wenn sie sich nicht irrte, war es ein echter Monet. Unfassbar! Ihr Blick fiel auf das breite Himmelbett zu ihrer Rechten, das wie der restliche Raum in satten Braun-, zarten Elfenbein- und tiefen Rottönen gehalten war.
»Die Privaträume des Hausherrn«, murmelte sie mit einem zittrigen Lächeln.
Er deutete auf eine andere Tür, worauf sie ihm in ein Badezimmer folgte, das größer war als ihr Zimmer zu Hause. Er zog eine Schublade auf und nahm einen in Plastik verpackten Morgenmantel heraus, den er auf die Ablagefläche legte.
»Geh unter die Dusche, und dann zieh den Morgenmantel an. Sonst nichts. Lass all deine anderen Sachen hier. In diesen beiden Schubladen findest du alles, was du brauchst. Du riechst nach Whiskey und Zigaretten.«
»Tut mir leid.«
»Ich nehme deine Entschuldigung an.«
Für einen kurzen Moment spürte sie neuerlich Wut aufflackern, als sie den Anflug eines Lächelns um seine Mundwinkel spielen sah. Offenbar hatte er genau mit dieser Reaktion gerechnet.
»Du bereitest mir große Freude, Francesca. Sogar sehr große.«
Wann würde sie endlich lernen, seine Gesichtszüge korrekt zu interpretieren?
»Und nun musst du lernen, mir auch im Schlafzimmer Vergnügen zu bereiten«, fügte er hinzu.
»Das würde ich gern tun«, gab sie leise zurück, erstaunt über ihren Freimut.
»Gut. Dann geh jetzt duschen. Wenn du fertig bist, kommst du zu mir ins Schlafzimmer, damit ich deine Strafe verhängen kann.«
Er wandte sich zum Gehen, blieb an der Tür jedoch noch einmal stehen. »Oh, und bitte wasch dir auch die Haare. Es sollte verboten werden, dass eine solche Pracht wie ein Aschenbecher stinkt«, murmelte er, ehe er hinausging und die Tür hinter sich schloss.
Einen Moment lang stand sie reglos auf den blitzsauberen Fliesen. Er mochte also ihr Haar? Sie bereitete ihm große Freude? Wie konnte er so über sie denken? Wie konnte er sie küssen, sodass sie glaubte, im nächsten Moment vor Lust zerspringen zu müssen, und sie im nächsten Moment ansehen, als wäre sie etwa so interessant wie die Farbe an der Wand?
Sie duschte ausgiebig. Innerhalb weniger Minuten beschlug die gläserne Duschkabine, während das köstlich warme Wasser ihre nackte Haut liebkoste. Sie genoss es, sich mit Ians handgeschöpfter englischer Seife zu waschen und damit in den Genuss jenes sauberen, würzigen Dufts zu kommen, den sie so sehr mochte. Zum Glück hatte sie sich rasiert, bevor sie ins McGill’s aufgebrochen waren, sodass sie sich keine Gedanken wegen störender Härchen an den Beinen zu machen brauchte.
Würde er sie nackt versohlen?
Natürlich werde ich nackt sein , dachte sie und trat aus der Dusche. Er hatte doch klipp und klar gesagt, dass sie unter dem Morgenmantel nackt sein sollte. Sie nahm den Mantel aus der Plastikhülle. War er nagelneu? Hatte er einen Vorrat für all die Frauen, die »zu Besuch« zu ihm kamen? Bei dem Gedanken überkam sie ein leises Unwohlsein, deshalb schob sie ihn eilig beiseite und richtete ihre Aufmerksamkeit stattdessen auf die Sachen, die für sie bereitlagen: ein Kamm, mit dem sie ihr nasses Haar auskämmen konnte, ein Deo, eine frische Zahnbürste und ein Fläschchen Mundspülung, alles scheinbar mit so großer Sorgfalt hergerichtet, dass sie die Sachen wieder in derselben Reihenfolge arrangierte, wie sie sie vorgefunden hatte.
Sie faltete ihre
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