Temptation: Weil du mich verführst
einem hämischen Kichern quittierten, noch dazu vor den Augen eines jungen Sportlehrers, der ihrer Verächtlichkeit mit auffallender Milde begegnete, war schlicht und einfach zu viel für sie gewesen. Ihre Eltern hatten den wahren Grund für ihre Abwehrhaltung geahnt und sie nicht gedrängt.
Wahrscheinlich war ihnen die Vorstellung, welcher Tortur ihre Tochter dort ausgesetzt wäre, ebenso unangenehm gewesen wie Francesca selbst.
»Als ich nach Chicago gezogen bin, gab es keinen Grund mehr, ihn zu machen. Ich kann mir sowieso kein Auto leisten, von den Parkgebühren und der Versicherung ganz abgesehen, deshalb stand es nicht zur Debatte«, erklärte sie.
»Und wie bewegst du dich dann?«
»Mit der Hochbahn. Mit dem Fahrrad … zu Fuß«, antwortete sie grinsend.
Er schüttelte brüsk den Kopf. »Das ist absolut inakzeptabel.«
Ihr Lächeln verflog. »Was meinst du damit?«, fragte sie gekränkt.
Er warf ihr einen verärgerten Blick zu, als er feststellte, dass sie sich wieder einmal gemaßregelt fühlte. »Ich finde nur, dass eine junge Frau wie du die Grundpfeiler ihres Lebens unter Kontrolle haben sollte.«
»Und Autofahren ist so ein Grundpfeiler für dich.«
»Ja«, antwortete er so sachlich, dass sie unwillkürlich auflachte. »Den Führerschein zu machen ist ein Meilenstein in der persönlichen Entwicklung, so wie der erste Schritt auf eigenen Beinen … oder zu lernen, seinen Zorn im Zaum zu halten«, fügte er vielsagend hinzu, als er sah, dass sie den Mund öffnete, um zu widersprechen. Das Eintreffen ihres Essens zwang sie, die Fortführung ihres Gesprächs auf später zu verschieben.
»All die Sprichwörter haben durchaus ihre Berechtigung«, sagte er einen Moment später und sah zu, wie sie Dressing auf ihrem Salat verteilte. » In Fahrt kommen , das Steuer in der Hand haben und solche Dinge …«
Abrupt hob sie den Blick, während sie sich in lebhaften Details ins Gedächtnis rief, mit welcher Entschlossenheit er gestern Abend im Museum das Steuer in die Hand genommen hatte. Sein leises Lächeln verriet ihr, dass er wusste, was sie dachte.
»Ich könnte dir doch Autofahren beibringen«, meinte er.
»Ian …«
»Das heißt ja nicht, dass ich dich kontrollieren will. Ich finde vielmehr, du solltest mehr Kontrolle über dein Leben übernehmen«, unterbrach er sie und schnitt einen Bissen von seinem Hähnchenfilet ab. Als sie schwieg, hob er den Kopf. »Los, Francesca. Sei doch ein bisschen spontan.«
»Haha«, ätzte sie, konnte sich jedoch ein Lächeln nicht verkneifen und spürte, wie sie dahinschmolz, als sie das verruchte sexy Funkeln in seinen Augen sah. »Du tust ja gerade so, als wolltest du gleich nach dem Essen damit anfangen.«
»Genau.« Er zog sein Telefon heraus.
Sie blieben im Bistro sitzen und tranken ihren Kaffee, während sie auf Jacob warteten, der den bestellten Wagen vorbeibringen sollte.
»Da ist er ja«, sagte Ian schließlich, als eine schwarze BMW -Limousine mit Automatik und getönten Scheiben vorfuhr. Ians Anruf lag gerade einmal eine halbe Stunde zurück, und schon stand Jacob bereit. Es war unglaublich, welche Wünsche man sich aus einer Laune heraus erfüllen konnte, wenn man nur das nötige Kleingeld dafür hatte.
Sie konnte nicht fassen, dass sie sich dazu hatte überreden lassen.
»Sollen wir Sie denn nicht irgendwo absetzen?«, fragte sie lächelnd, als Jacob Ian die Schüssel überreicht hatte und sich zum Gehen wandte.
»Nein, nein, ich gehe zu Fuß zum Hotel zurück. Es sind nur ein paar Meter«, erwiderte Jacob gut gelaunt und marschierte mit einem Winken davon.
Ian hielt ihr die Beifahrertür auf. Das bedeutete, er würde sie nicht kopfüber in den Pariser Verkehr werfen, dachte sie erleichtert. Trotzdem war sie sicher, dass ihnen eine Katastrophe bevorstand.
»Das ist ein ausgesprochen hübsches Auto«, bemerkte sie, während Ian den Sitz in die richtige Position brachte. »Hättest du nicht eine alte Schrottkarre nehmen können? Was ist, wenn ich eine Beule hineinfahre?«
»Das wirst du nicht«, erwiderte er und fädelte sich in den Verkehr ein. In der Ferne zogen Wolken auf und verdeckten die goldene Herbstsonne. »Du hast hervorragende Reflexe und gute Augen. Das ist mir bei unserer Begegnung auf der Planche sofort aufgefallen.«
Er warf ihr einen Seitenblick zu und ertappte sie dabei, dass sie ihn beobachtete. Hastig wandte sie den Blick ab. Sie hatte ihn nur ein einziges Mal am Steuer gesehen – an jenem Abend, als er sie aus dem
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