Temptation: Weil du mich verführst
für die Füße handelte. Mit angespannter Miene trat sie um die lächelnde Frau herum und baute sich vor Ian auf.
»Hör auf damit. Ich will keine neuen Kleider«, zischte sie mit einem Seitenblick auf die höflich-verwirrt dreinsehende Margarite.
»Aber vielleicht möchte ich gern, dass du mich zu einigen Veranstaltungen begleitest, bei denen eine etwas förmlichere Garderobe vonnöten ist«, gab er zurück und zog mit einer abrupten Bewegung den Reißverschluss an seiner Aktenmappe zu.
»Tut mir leid. Vermutlich werde ich nicht daran teilnehmen, wenn du mein Outfit nicht für angemessen hältst.«
Die Schärfe ihres Tonfalls ließ ihn aufmerken. Seine Nasenflügel blähten sich leicht.
Margarite fragte etwas auf Französisch. Ians Blick schien sie förmlich zu durchbohren, trotzdem hielt Francesca ihm stand. Er trat an ihr vorbei und richtete einige Sätze an Margarite, worauf diese nickte, mit einem freundlichen Lächeln ihre Sachen nahm und den Raum verließ.
»Würdest du mir bitte verraten, was das hier sollte?«, fragte Ian, nachdem er hinter der Französin die Tür geschlossen hatte. Sein Tonfall war kühl, doch in seinen Augen stand die blanke Wut.
»Tut mir leid. Mir ist klar, wie großzügig dein Angebot ist, aber ich weiß genau, wie die Garderobe aussehen würde, die du Margarite für mich aussuchen oder anfertigen lassen würdest. Ich bin Studentin, Ian. Ich kann mir solche Sachen nicht leisten.«
»Das ist mir klar. Und deshalb kaufe ich sie ja für dich.«
»Ich habe dir gesagt, ich bin nicht käuflich.«
»Und ich habe dir gesagt, dass solche Dinge zu den Erfahrungen gehören, die ich dir bieten kann«, erwiderte er barsch.
»Ich bin an diesen Erfahrungen aber nicht interessiert.«
»Und ich habe klipp und klar gesagt, dass das Ganze nur zu meinen Bedingungen ablaufen wird, und du warst damit einverstanden. In kleinen Dosen kann ich mit deiner Sturköpfigkeit umgehen, aber diesmal gehst du zu weit.« Drohend trat er auf sie zu.
»Nein. Du gehst du weit. Ich durfte mir fast mein ganzes Leben lang von irgendwelchen Autoritätspersonen anhören, dass mein Outfit nicht passend ist und dringend verändert werden sollte. Glaubst du ernsthaft, ich würde mir genau dasselbe jetzt von dir einreden lassen? Ich bin, wer ich bin. Wenn du mich so nicht willst, dann tut es mir leid.« Ihre Stimme zitterte.
Er blieb vor ihr stehen. Sie wünschte, er würde sie nicht mit diesem blauen Laserblick anstarren, der geradewegs in ihr Innerstes zu dringen schien. Tränen stiegen ihr in die Augen. Aus irgendeinem Grund schmerzte die Erkenntnis, dass er sie lieber anders haben wollte. Sie wusste, dass es völlig irrational war – schließlich hatte er nicht behauptet, sie ändern zu wollen, sondern nur ihren Kleidungsstil –, trotzdem sah sie sich nicht imstande, ihren Gefühlsausbruch unter Kontrolle zu bringen. Schweigend standen sie da, während sie um Fassung rang.
»Egal«, sagte er nach einem Moment leise. »Vielleicht können wir ja später darüber reden. Ich will mich jetzt nicht streiten. Es ist ein wunderschöner Tag, den ich gern mit dir gemeinsam genießen möchte.«
Sie sah ihn hoffnungsvoll an. War er tatsächlich bereit, ihr zu verzeihen, dass sie seine Großzügigkeit ausschlug?
»Was … was hattest du denn vor?«
Er trat näher. »Ich hatte an einen kleinen Einkaufsbummel und ein spätes Mittagessen gedacht, aber jetzt, wo ich weiß, wie du über das Thema Einkaufen denkst, ist wohl eine kleine Planänderung angesagt.«
Sie verkniff sich eine Grimasse. Sie wusste ganz genau, wie sehr er Planänderungen hasste.
»Wie wäre es stattdessen mit einem Besuch des Musée d’Art Moderne und einem späten Mittagessen?«
Forschend blickte sie in seine ausdruckslose Miene, auf der Suche nach Hinweisen auf seine Stimmung. Vergeblich. »Ja. Das wäre wunderbar.«
Er nickte kurz und streckte auffordernd den Arm aus. Sie ging an ihm vorbei, blieb jedoch beim Klang ihres Namens abrupt stehen und drehte sich zu ihm um.
»Ich will keineswegs Kritik an deinem Äußeren üben. Es ist wichtig, dass du das weißt. Ich finde dich äußerst attraktiv, egal, ob du eine Perlenkette um den Hals hast oder ein einfaches T-Shirt trägst. Vielleicht ist dir das ja noch nicht aufgefallen.«
Verblüfft stammelte sie: »Ich … Es ist mir aufgefallen. Wirklich. Ich habe nur gemeint …«
»Ich weiß, was du gemeint hast. Du bist eine bildschöne Frau. Ich wäre sehr froh, wenn du dir diese Tatsache auch zunutze
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