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Tempus (German Edition)

Tempus (German Edition)

Titel: Tempus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maud Schwarz
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Hedda direkt in die Arme. Die beiden waren bereits von ihrer Arbeit aus dem Krankenhaus zurück. Damit hatte ich nicht gerechnet. Verdammt, auch das noch! Blieb mir denn heute gar nichts erspart?!
    »Mensch, Elina, wo warst du? Ich habe extra heute früher Schluss gemacht. Ich dachte, wir wollten einen Einkaufsbummel ...« Erik brach ab und sah mich an. »Was ist mit deinen Locken passiert?« Er klang entsetzt. Hedda boxte ihm in die Rippen.
    »Sieht doch gut aus«, meinte sie. Ihr Blick verriet das Gegenteil. »Du hättest ruhig anrufen können, wir haben uns Sorgen gemacht.«
    »Tut mir leid. Hatte ich ganz vergessen.« Ich drängelte mich an ihnen vorbei in mein Zimmer und schmiss mich auf mein Bett. Was hatte ich bloß getan? Diese glattgefönte Stufenfrisur sah bei mir schrecklich aus. Unabhängig davon hatte der Friseur viel zu viel abgeschnitten. Meine Haare reichten mir nur noch gerade über die Schultern. Zumindest an den Seiten. Hinten waren sie etwas länger. Ich sah völlig verändert aus. Bis die Haare nachgewachsen waren, würden Monate vergehen.
    Mein Leben war eine einzige Katastrophe. Ich hatte meine afrikanische Heimat verloren, Harry, und nun auch noch meine Haare. Alles, aber auch wirklich alles ging den Bach runter. An die Schule mochte ich gar nicht erst denken. Und schuld daran waren allein meine Eltern. Verzweifelt schluchzte ich in mein
Kissen.
    »Elina, so schlimm ist das nicht.« Hedda war unaufgefordert in mein Zimmer gekommen.
    »Doch. Ich sehe grauenvoll aus!«
    »Du übertreibst. Außerdem wachsen sie nach.«
    »Das kann Jahre dauern.«
    »Du übertreibst schon wieder.« In ihrer Stimme schwang ein leiser Tadel mit.
    »Und du verstehst mich nicht. Lass mich. Geh weg!«
    »Elina, du machst es uns wirklich nicht leicht.«
    »Ihr mir auch nicht!« Ich schüttelte ihre Hand ab, die über mein Haar strich. Mit einem Seufzer erhob sich Hedda von meiner Bettkante und ging hinaus.
    Warum hatten Erik und Hedda mir das bloß angetan? Wenn sie nicht über meinen Kopf hinweg beschlossen hätten, aus Kenia fortzugehen, wären Harry und ich jetzt noch zusammen. So aber hatten sie mein Leben ruiniert. Für immer und ewig.
    Wie hatte das überhaupt mit Susan und der kleinen Katie geschehen können? Harry liebte doch mich! Bis zu unserem Tod wollten wir zusammenbleiben. Er hatte es mir versprochen. Galt das denn nicht mehr? Natürlich war eine Fernbeziehung schwierig. Aber andere schafften das auch. Warum nicht wir?
    Ein Gedanke schlich sich in meinen Kopf, einer, den ich bislang erfolgreich verdrängt hatte. Langsam tröpfelte die Erkenntnis in mein Bewusstsein, dass Harry nur zwei Monate nach meiner Abreise, also im August, mit Susan geschlafen haben musste. Im Juni hatten wir Kenia verlassen. Jetzt war Mai – also elf Monate später. Elf Monate minus neun Monate Schwangerschaft machte zwei Monate. Um das auszurechnen, musste man eigentlich kein Rechenkünstler sein.
    Ich verspürte einen Stich in der Herzgegend. Nur zwei Monate nach meinem Abflug! Wieso war mir das nicht früher aufgefallen? So ein Mistkerl! Ich war noch nicht ganz weg gewesen, da hatte er sich schon eine Neue gesucht. Ausgerechnet diese langweilige Susan. Ich konnte es kaum glauben. Wütend rollte ich mich auf den Rücken und stierte an die Decke, die Erik vor Kurzem hellblau gestrichen hatte. »Dein Himmel«, hatte er mit einem Lächeln zu mir gesagt, als er mit den Malerarbeiten fertig geworden war. Ich hatte nichts geantwortet, sondern nur den Mund verzogen.
    Ganz still lag ich da und betrachtete die blaue Zimmerdecke. Mein Leben war alles andere als himmlisch . Vielleicht hatte mich Harry ja schon mit Susan betrogen, als ich noch in Kenia war? Einmal hatte ich sie zufällig zusammen auf der Straße vor einem Geschäft gesehen, mir aber nichts dabei gedacht. Bei Janes Geburtstagsfeier hatten sie sogar miteinander getanzt. Ich fand das damals nicht schlimm, eher normal. Ich tanzte ja auch mit anderen Jungen. Früher wenigstens. Doch vielleicht war es nicht so harmlos gewesen, wie ich geglaubt hatte? Vielleicht hatte ich mir die ganze Zeit über nur etwas vorgemacht? Vielleicht hatte er mir etwas vorgemacht? Vielleicht, vielleicht, vielleicht! Immer mehr hässliche Gedanken kamen mir in den Sinn.
    Erschöpft schloss ich die Augen und versuchte, an etwas anderes zu denken. An etwas Schönes. Aber an was? Mir fiel nichts ein. Ich bemühte mich, wenigstens an nichts zu denken, was nicht so einfach war. Immer wieder drängten sich

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