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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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er ritt fort und überließ es mir, darüber nachzudenken.
     

  KAPITEL VIII
    An diesem Tag legten wir ungefähr fünf Meilen zurück, und am nächsten wieder fünf. Mit dem Ochsengespann kamen wir nur langsam voran, aber nichts ging schief. Am folgenden Tag übernahm Schwester Winterridge die Spitze, und wir bogen wieder nach rechts, bis wir auf Westkurs waren, oder sogar ein wenig nördlich davon. Offenbar war sie zufrieden, dass wir die Schlachtfelder hinter uns hatten. Oder vielleicht dachte sie, dass wir weiter südlich genauso leicht in Schwierigkeiten kommen konnten.
    Die Tage verliefen im Gleichmaß. Oft regnete es, wenn kalte Luft aus dem Osten schwere graue Wolken heranführte. Wenigstens bekamen wir ihn von rückwärts, aber die Ochsen beklagten sich. Ein Pferd bekam eine Sattelwunde, die eine Woche zum Ausheilen brauchte.
    Inzwischen ragte das Gebirge in den westlichen Himmel. Ich hatte es noch nie so nahe gesehen - eine zerrissene Kette scharf gezackter Gipfel und tief eingeschnittener Schluchten, noch dunstig und blau in der Ferne, aber schneebedeckt, und bald war deutlich zu erkennen, dass auch die Hänge bereits Schnee trugen.
      »Sind Sie sicher, dass der Pass noch offen sein wird?«, fragte ich Schwester Winterridge, als ich zur Mitternacht vor meiner Wache am Feuer kauerte. Für die Stunden im Wind versuchte ich Wärme zu speichern. Vergebliche Hoffnung. Sie schlürfte Tee aus Rainfarn. Er ist so bitter wie ein Rechtsstreit in einem Dorf, aber heiß.
    »Sollte offen sein«, sagte sie und blickte zu mir auf. »Der Pass liegt viel tiefer als diese Berggipfel und wir werden in einer Woche dort sein. Allerdings ist es kälter, als es sein sollte. Wir werden dieses Jahr einen frühen Winter bekommen, denke ich.«
    Ich grunzte. Sie schlürfte von ihrem Tee, ohne den abschätzenden Blick von mir zu wenden, sagte aber nichts weiter, und nach einem Augenblick stapfte ich hinaus in die Dunkelheit, um meine zwei Stunden Wache abzuleisten.
    Gegen Morgen hörte der Regen auf, und ich war nicht völlig steifgefroren, als wir aufbrachen. Trotzdem war das Aufsatteln eine gute Übung für mich. Es wärmte.
    Ich übernahm die Nachhut, was günstig war. Die Chance, dass etwas von rückwärts kam, war gering. Man würde es leicht sehen, denn was immer es war, würde beritten sein müssen. Oder fliegen… nun, das war ein unangenehmer Gedanke. Immerhin konnte ich genug Aufmerksamkeit nach vorn richten, um zu bemerken, dass die Vorhut - Eumas - zurückgetrabt kam. Einen Augenblick später hielt das Fuhrwerk und Silvus winkte mich heran.
    Was konnte es sein? Ich gab meinem Pferd einen Kniedruck und wir schlossen auf.
    Eumas sprach mit dem Grafen. »Nur Rauch«, sagte er. »Eine dünne Rauchsäule. Könnte ein Lagerfeuer sein, denn sie ist zu klein, um viel mehr zu sein. Noch ein gutes Stück voraus, vielleicht eine halbe Meile hinter dem nächsten Hügel.«
    »Ein Lager? Hier?«  Ruane wandte den Kopf zur Schwertjungfrau. »Sie sagten, die Moore seien unbewohnt.«
    »So ist es, Durchlaucht«, bestätigte sie mit einem kaum merklichen Anflug von Schärfe. »So ist es seit undenklichen Zeiten gewesen. Aber wer weiß, was Menschen in den Sinn kommt? Landhunger mag einen Siedler sogar hierher bringen. Oder einer der Einsiedler, die Ihr erwähntet, hat sich in diese Einöde zurückgezogen.«
    Wir mussten die Sache auskundschaften, teilten uns in drei Gruppen auf und näherten uns von drei Seiten. Schwester Winterridge und ich übernahmen den linken Flügel, Silvus und ein Söldner den rechten, und der Rest ging mit dem Fuhrwerk. Aber als wir den Kamm des Hügels erreichten und zur anderen Seite hinabspähten, gab es nicht viel zu sehen. Es war ein breiteres Tal, durchströmt von einem reißenden, aber seicht aussehenden Fluss, an dessen Ufern vereinzelt kümmerliche Erlen und Mooreichen wuchsen, aber keine Weiden, denn hierzulande waren die Winter kalt und die Sommer zu kurz. Und dort war der Ursprung des Rauches.
    Es war kein Lagerfeuer. Am jenseitigen Hang, ein kleines Stück über dem Talboden, kauerte eine bescheidene Behausung aus Grassoden, gerade weit genug über dem Fluss, um den jahreszeitlichen Überschwemmungen zu entgehen. Ich musste zweimal hinsehen, um es zu entdecken, denn die Wände und das Dach verschmolzen geradezu mit dem Hang, aus dessen Erde sie gemacht waren. Das Auffallendste daran war der Schornstein, obwohl er gedrungen und niedrig war und sich an der Hangseite hinter dem Haus befand. Ein

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