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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Hatte aber nicht genug Raum zum Zustoßen. Ich hielt sie mit einem Stück der Decke nieder, aber sie glitt vorwärts, und ich hatte Mühe, sie überhaupt noch zu halten. Schon hatte sie den Körper ellenlang freibekommen, genug, um sich umzudrehen und die Zähne in mein Gesicht zu schlagen, als ich den muskulösen, glatten Rumpf unter den Decken zu halten suchte. Ich zog mich unwillkürlich zurück…
    Und ein Hackbeil sauste darauf nieder, eine Daumennagelbreite vor meinen Fingern. Die schwere Klinge durchschnitt das Tier unmittelbar hinter dem Kopf, der zu Boden fiel. Der dicke Körper unter mir wand und krümmte sich in krampfhaften Zuckungen.
    Raol schleuderte den Kopf mit seinem Hackbeil ins Feuer. Der Körper ringelte und wand sich.
    Ich wälzte mich herum und kam auf die Füße, riss die Decken von der dunkel glänzenden Blutlache am Boden zurück. Sogar das Blut dieser Tiere sollte Berichten zufolge tödlich sein.
    Silvus krabbelte rückwärts aus dem Bereich des Körpers. Dieser war länger als ich und so dick wie mein Oberarm. Zu lang sogar, um im Feuer Platz zu finden. Ich hielt den allmählich erschlaffenden Rumpf in die Höhe und Silvus und ich sahen einander an.
    Die Söldner hatten sich in ihren Decken aufgesetzt. De Reave und Raol waren auf der anderen Seite meine Nachbarn gewesen. Es war eine kalte, klare Herbstnacht, und die Sterne brannten mit dem harten Glitzern, das sie annehmen, wenn der Frost nicht weit ist. Wir hatten uns alle so nahe wie möglich ans Feuer gelegt.
    Ich untersuchte den Boden um meine Decken und die der Nachbarn. Kein Loch.
    Rennende Schritte näherten sich. Schwester Winterridge kam von ihrer Wache talabwärts, der Graf einen Augenblick später von der anderen Seite. Das Geschrei und die Aufregung im Lager hatten sie beide angelockt. Aber es gab nichts zu tun. Schwester Winterridge nahm den langen Körper in Augenschein. »Wasserschlange«, sagte sie. »Eine große. Musste sich hierher verirrt haben, denn der Bach führt zu wenig Wasser. War vielleicht auf der Suche nach einem Winterquartier.« Sie blickte gedankenvoll zu dem kleinen Bach hinunter. »Ich habe noch nie gehört, dass sie so weit heraufkommen, in solcher Kälte. Sie hätte schon im Winterschlaf sein sollen.«
    Raol reinigte die Klinge seines Hackbeils mit Sand und Wasser, trocknete sie und tat sie zu den Küchenutensilien im Fuhrwerk.
      »Danke«, sagte ich.
    Er nickte, dann überblickte er das Muster der ums Feuer angeordneten Schlafplätze.
    »Sie kam an anderen vorbei, um zu Ihnen zu kommen«, sagte er zu Silvus. Silvus sah mich an. Ich nickte.
    »Scheint so«, sagte er nur. Raol beobachtete ihn einen Augenblick lang. Und danach gab es nichts mehr zu sagen.
    »Wieder unser Freund?«
    »Ich glaube es. Kann nicht sicher sein. Der Traum war übel. Könnte das Dunkel gewesen sein.«
    »Traum?«
    »Gebunden und geknebelt irgendwo in einem Loch. Blind, taub. Schmutz und Gestank.«
    »Hört sich nach ihm an.«
    »Ja. Ich konnte mich nicht befreien. Dann hörte ich dich schreien und kam zu mir.«
    Silvus schwang sich auf sein Pferd. Wir ließen die Tiere abwechselnd ausruhen; dies war mein Tag, zu Fuß mit den Ochsen zu gehen. Mein Pferd war mit dem Zügel ans Wagenheck gehängt, ungesattelt. Silvus würde die Spitze übernehmen.
    »Ein Glück, dass er dem Reptil kein künstliches Wachstum gegeben hat«, sagte ich. »Ein Ungeheuer hätte ich nicht niederhalten können.«
    Silvus hob eine Schulter. »Ungeheuer zu schaffen kostet Zeit. Selbst der Größte kann nicht sofortiges Wachstum erzwingen. Dafür würde er Tage benötigen.«
    Das Lager um uns war abgebrochen, aber es war noch früh. Niemand hatte viel geschlafen. Er blickte vom Sattel zu mir herab. »Das ist zweimal, Will. Du stelltest dich vor diesen Kadaver und du hieltst mir eine Wasserschlange vom Leib. Danke dir.«
    Ich zuckte verlegen die Achseln. Silvus war früher des öfteren zwischen mir und einer spitzen Waffe gewesen.
    Vielleicht so oft, wie er mir gesagt hatte, ich solle mich waschen.
    »Ich bin auch Raol eins schuldig«, sagte ich. »Mit dem Hackbeil ist er so gut wie mit seinem Bogen.«
    »Ja.« Silvus' Augen wurden schmal, als er hinüberblickte. Raol hatte bereits verstaut, was vom Frühstück übrig geblieben war, hatte die Holzschalen gewaschen und mit dem Wasserkessel bei seinem Küchengeschirr untergebracht und war bereit zu gehen. »Ein guter Mann, der mit seinen Händen umzugehen weiß. Als Koch ist er allerdings nur mittelmäßig.«
    Und

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