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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Strähnen, die sich aus ihrer straff zurückgekämmten Frisur befreit hatten, hingen um die harten Flächen ihres Gesichts.
    »Vielleicht«, sagte sie schließlich widerwillig. »Aber was wird es Ihnen bedeuten, wenn ich Ihnen sage, dass er ein Raschsaya ist? Sie würden die Sprache der westlichen Küste kennen müssen, um so viel zu verstehen, und trotzdem bedeutet es nur ›kurzgeschoren‹. Um die wirkliche Bedeutung zu verstehen, würden Sie unsere Geschichte kennen müssen.«
    »Geschichte?«
    »Ja. Die Geschichte des Ordens und der Leute.«
    »Erzählen Sie mir.«
    Sie seufzte, diesmal einen echten Seufzer. »Alles zu erzählen, würde dem Inhalt einer Bibliothek gleichkommen. In Ys gibt es eine, und Sie werden davon Gebrauch machen können, wenn wir hinkommen - falls es Sie interessiert. Erzählen Sie mir, wie ein Mann wie Sie in die Stadtwache von Tenabra gekommen ist?«
    »Ich schlage einen Handel vor. Eine Geschichte für eine Geschichte.«
    »Hmm. Bei dem Handel würde ich schlechter abschneiden. Aber meinetwegen. Wo soll ich anfangen?«
    »Vielleicht mit Shanhis Krieg.«
    »Sie wissen davon? Nun, nach diesem Krieg, als das Dunkel nach Ctersi vertrieben worden war, erbaute der Orden sein Mutterhaus in Ys, auf einem felsigen Vorgebirge, das dort wie eine Halbinsel in den Westlichen Ozean hinausreicht. Es wurde dort errichtet, um darüber zu wachen, dass das Dunkel bliebe, wohin die Priorin Barbara und ihre Verbündeten es verbannt hatten; und die Leute, die dort und in der Umgebung unter dem Dunkel gelebt hatten, verpflichteten sich, den Orden zu versorgen und zu unterstützen, wenn er ihnen Schutz gewährte.«
      »Ich kenne nur das Ergebnis des Krieges. Nichts davon, was später geschah.«
    Sie nickte. »Also legten die Leute einen Eid ab, und sie taten gut daran. Jeder, der unter der Peitsche eines Trolls gearbeitet oder gesehen hat, wie Bruder, Ehegatte oder Kind starben und wieder gebraucht wurden, als Untote umhergingen, bis ihre Knochen auseinanderfielen, würde alles tun, um frei zu sein. Und so wurde die Vereinbarung getroffen. Sie, die Leute, lieferten Nahrung und bearbeiteten das Land, und der Orden bewachte und schützte sie. Ihre Töchter konnten kostenlos dem Orden beitreten und seine Ausbildung erhalten. Der Orden wiederum konnte unter den Landesbewohnern Arbeitskräfte anwerben. So wurde die Festung Ys errichtet, um die Meerenge zu bewachen, wo das Binnenmeer dem Westlichen Ozean begegnet, auf dem kleinen Vorgebirge, wohin Priorin Barbara sich nach dem Krieg zurückzog. Manche sagen, sie sei dort begraben. Die Errichtung der Festung dauerte drei Generationen. Die Steine für die Mauern wurden von der Halbinsel gebrochen, bis die See durch die so entstandene Lücke strömte - die Inselfestung ist heute durch die Eiserne Brücke mit dem Festland verbunden. Die Mauern der Festung sind hundert Fuß hoch, vierzig Fuß dick und mit Eisenstangen im gewachsenen Fels verankert. Eine Mauer ragt hinter der anderen, eine Brustwehr blickt auf die andere herab, sodass ein Angreifer, der eine der mächtigen Mauern erstürmt, sich nur der nächsten gegenübersehen würde, ungeschützt einem Geschosshagel ausgesetzt.«
    Es hörte sich wie ein Zitat an, eine Litanei.
    »Eindrucksvoll«, meinte ich. Sie warf mir einen ungeduldigen Blick zu.
    »Eindrucksvoll. Nun ja. Ich denke, das muss einstweilen reichen, bis Sie die Festung mit eigenen Augen sehen. Die stärkste von allen Fesrungen auf Erden, sagte ich einmal, und es ist wahr.«
      »Ein gigantisches Werk. Eine gewaltige Arbeitsleistung.«
    »Ja. Und eine Hand voll Verteidiger könnte die Festung gegen eine Armee halten. Wir werden mehr als eine Hand voll haben, aber dem Dunkel wird seinerseits mehr als eine Armee zur Verfügung stehen. Ich wünschte, wir könnten sehen, wer dahintersteckt…« Sie presste die Lippen zusammen.
    Themenwechsel, dachte ich, denn mein Fingerspitzengefühl war durch ungezählte Verhöre von Übeltätern verfeinert. Auf dieser Linie war nicht viel aus ihr herauszuholen. »Was geschah dann?«, fragte ich.
    Sie zuckte ein wenig abwehrend die Achseln. »Dem Orden nichts. Die Abmachung wurde besiegelt, die Leute beschützt, die Festung erbaut…«
    »Und die Jahre, die Jahrzehnte und dann die Jahrhunderte vergingen, und vom Dunkel keine Spur.«
    »Richtig«, sagte sie, und wieder blickte sie forschend zu mir auf. »Sie haben es erraten.«
    »Vielleicht. Sehen wir, ob es stimmt, was ich denke. Lange Zeit waren die Leute dankbar, wie

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