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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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im Nu hatte der Wind es erfasst und mitgenommen, und sie stand barhäuptig.
    Wirklich barhäuptig. Ihr Schädel war kahl bis zum Hinterkopf, wo der sorgsam gepflegte Zopf wuchs, und er war gefurcht. Ich starrte ungläubig hin. Plötzlich hatte das unbestimmte Unbehagen, das ich im Umgang mit diesen Leuten gespürt hatte, einen Grund gefunden; ich blickte in das Gesicht eines Kobolds.
    Sie ließ die Becher fallen, bedeckte den Kopf mit den Händen und zog sich in gebückter Haltung Schritt für Schritt zur Tür zurück. Ihr Vater und wir alle standen wie versteinert. Nur ihre Mutter war sofort in Bewegung und eilte zu ihr, stieß die Jüngere hinter sich und riss ihr eigenes Kopftuch herunter, sodass wir das Blutrot ihrer Augen sehen konnten. Sie war kahl wie ein Ei, mit breitem Mund und dicken Brauen, und die Haut, die wir bloß für wettergegerbt gehalten hatten, zeigte sich jetzt stumpfrot und in der Kälte etwas purpurn verfärbt.
    Ein Kobold.
      Der Bauer erwachte aus seiner Erstarrung und griff zu der Armbrust, die er an die Wand seiner Behausung gelehnt hatte. Gleichzeitig lief sein Sohn wie ein Hase zum Haus und verschwand im Eingang. Schwester Winterridge stieß einen hellen Ruf aus, und ich hörte das Wispern von Stahl und Leder, als sie das Schwert zog. Raol, der auf dem Karren stand, bückte sich nach etwas, und wir anderen blieben, wo wir waren, nutzlos und verblüfft.
    Die Schwertjungfrau saß ab und rannte mit gezogenem Schwert auf die Koboldfrau zu. Ihr Gesicht war zu einer starren Maske verzerrt. Schon holte sie zum Schlag aus. Die kleine Koboldtochter, die sich ängstlich hinter ihrer Mutter duckte, sah sie mit entsetzt geweiteten Augen kommen. Wir verfolgten das Geschehen in schrecklicher Begeisterung.
    Der Bauer hob seine Armbrust an die Schulter. Ein Bolzen lag in der Rinne, die Sehne war gespannt - und auf Schwester Winterridge in Anschlag. Aber Gross, der seine Tochter geküsst hatte, reagierte schneller. Er gab seinem Pferd die Sporen, dass es den hünenhaften Mann mit der Schulter rammte und zu Boden stieß. Die Armbrust ging los, und der Bolzen flog himmelwärts. Gross sprang aus dem Sattel, den Dolch in der Hand. Schwester Winterridge war weniger als fünf Schritte von der Koboldfrau entfernt, und noch immer konnte ich nichts tun; noch immer saß ich wie ein nichtsnutziger Dummkopf starr im Sattel.
    »Halt!«, brüllte eine gewaltige Stimme. Wir fuhren herum und sahen Raol auf dem Karren stehen, den Langbogen voll durchgezogen und den Pfeil auf den gepanzerten Rücken der Schwertjungfrau gerichtet. Sie sah über die Schulter und die Koboldfrau schlüpfte davon.
    »Halt, sage ich. Friede - habe ich gesagt, und Friede wird sein. Auch du, Gross. Lass den Dolch fallen oder ich hefte dich an dein Pferd.«
    »Und das sage auch ich«, erklärte Silvus und zog das Schwert. Er war aus Prinzip immer gegen eine Schlägerei. Sein Verhalten gab für mich den Ausschlag.
    »Und ich«, sagte ich und lenkte mein Pferd zwischen die Frauen. Schwester Winterridge sah mich an, als ob ich den Verstand verloren hätte. Ich erwiderte ihren Blick mit einem ganz ähnlichen Ausdruck.
    Die Tür knarrte. Der Junge stand dort, eine zweite Armbrust an der Schulter. Er zielte auf Gross, der über seinen Vater gebeugt stand, den Dolch in der Hand. Der Abstand betrug fünf Schritte und der Junge hatte den Finger am Abzug.
    Der Bauer sagte etwas, zwei Worte in einer rauen Sprache. Die Armbrust zielte auf den Söldner. Der richtete sich ganz langsam auf, hielt den Dolch zwischen Daumen und Zeigefinger, die Spitze nach unten gerichtet. Langsam streckte er den Arm und ließ die Waffe fallen. Das stumpfe Ende der Armbrust mit dem aufgelegten Bolzen hob sich ein wenig.
    Raols Arm ließ der Bogensehne wieder etwas Spiel. Die Spannung in der Luft löste sich.
    »Das ist Wahnsinn. Und Blasphemie.« Schwester Winterridge hatte eine Stimme, die sich schlecht für ein heiseres Zischen eignete. »Sie, de Castro, haben gegen das Dunkel gekämpft. Wie können Sie dies erlauben? Dies sind Kobolde, Kreaturen des Dunkels. Machen Sie jetzt gemeinsame Sache mit ihnen?«
    Silvus musterte sie grimmig. »Ich sage Ihnen, dass es hier kein Dunkel gibt. Glauben Sie einfach, dass ich es weiß.«
    Sie schüttelte zornig den Kopf. »Kein Dunkel? Immer haben diese… Bestien auf seiner Seite gekämpft. Was sind sie, wenn nicht seine Agenten?«
    »Seine Opfer, Schwester. Nicht mehr als das.« Der Bauer kam auf die Beine und schüttelte müde den Kopf.

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