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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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brauchte eine kleine Weile, um das zu verdauen. Es war jene Art einer als selbstverständlich vorgebrachten logischen Bemerkung, die einen zum Schweigen bringt, auch weil man selbst daran hätte denken sollen. Wie die Sache mit dem Lampenöl.
    »Kann ich dann meine Kleider haben?«, fragte ich nach einer Pause und versuchte gesund und robust auszusehen. »Ich würde gern frühstücken, wenn es möglich ist.«
    »Es ist möglich. Hier kommt es schon.«
    Es war Leber und Speck, warmes Brot und Bier, von einem anderen Mädchen auf einem Tablett gebracht. Und hinter ihr kam Silvus.
    Er und die Heilerin tauschten Blicke und dann schickte sie das Mädchen hinaus und zog den Vorhang zu. Ich hörte ihre sich entfernenden Schritte. In der darauf folgenden Stille hörte ich eine ferne, aber vertraute Litanei. Jemand zählte den Marschrhythmus und rief Kommandos zum Geräusch gestiefelter Füße. Es wurde exerziert.
    Silvus zog den Hocker heran und setzte sich. Ich begann zu essen.
    »Wie ist es, berühmt zu sein?«, fragte er, lehnte sich zurück und umschloss das angezogene Knie mit beiden Händen.
    Ich sah mit vollem Mund zu ihm auf, überrascht. Dann schluckte ich mühsam. »Berühmt?«
    »Wirklich. Anscheinend hast du eine Armee von Kobolden zurückgeschlagen, einen gefallenen Kameraden zu Füßen, und deinen Schlachtruf gebrüllt. Dann decktest du unseren Rückzug und warst der Letzte, der die Hochburg der Kobolde verließ, und so weiter und so fort. Damit nicht genug, du schenktest deinen schweren Verwundungen keine Beachtung, um andere in Sicherheit zu bringen. Sehr eindrucksvoll, finde ich«, fügte er hinzu, nahm ein Stück Brot und tunkte es in die Soße. »Bestimmt sind sie schon dabei, Balladen darüber zu dichten.«
    Er grinste. Ich nicht. Er aß mit gutem Appetit, und ich musste mich beeilen, zu meinem Frühstück zu kommen. Wie schon des öfteren hatte ich das dringende Bedürfnis, an seinem heiteren Gleichmut zu kratzen.
    »Hat jemand den braven Schwestern erzählt, dass der ganze Grund zu dieser gottverdammten Expedition in besagter Koboldfestung zurückgeblieben ist?«
    Er kaute und schluckte, nickte. »Sie wissen es. Sie wissen auch, dass sie fünf erprobte Kämpfer gewonnen haben, darunter einen vorzüglichen Bogenschützen. Bogenschützen sind kostbarer als Gold. Das Bedürfnis des Ordens, Bogenschützen hinter ihren Zinnen aufzustellen, lässt sie ihren Sinn für Proportionen verlieren.«
    »Dann ist es so ernst?«
    »Es scheint so. Wenn wir nicht erschienen wären, hätten sie diese Burg in ein paar Tagen verlassen, um die Garnison in Ys zu verstärken. Darum ist die Priorin selbst hier. Nun wollen sie noch eine Woche warten, bis Hubert auf einer Bahre befördert werden kann. Viel länger können sie nicht warten, weil das Risiko besteht, dass Stürme die Straße in Schlamm verwandeln werden.«
    »Ich dachte, es sei schon Winter. Weiter oben in den Bergen ist er jedenfalls eingekehrt.«
    »Richtig. Aber hier ist das Wetter mild gewesen. Sie waren ziemlich verblüfft, als sie von unseren Schwierigkeiten hörten.«
    »Schwierigkeiten! Wir wären fast erfroren!«
    »Zweifellos.« Er überlegte in seiner ruhigen Art, die mich immer aufbringt. »Das war kein zufälliger Kälteeinbruch mit Schneesturm da oben, weißt du.«
    »Das sah ich deinem Gesicht an, als es anfing.«
    Er zog die Brauen hoch. »Ganz recht. Er bemühte sich, einen unbedeutenden Sturm schlimmer zu machen. Und das ist seltsam.«
    »Weshalb? Dieser Magier hat es die ganze Zeit auf uns abgesehen gehabt… seit Tenabra, glaube ich.«
    »Ja. Aber warum hat er es gerade auf uns abgesehen? Anscheinend hat der Orden von überall Schulden eingefordert und um Waffenhilfe gebeten, hat auch seine eigene Schatzkammer bedenkenlos geplündert. Seit einem Monat treffen Truppen aus allen Himmelsrichtungen ein. Aber keine der Streitkräfte von der anderen Seite des Gebirges ist so verfolgt und geplagt worden wie wir. Erst vor einer Woche marschierte eine starke Söldnerkompanie Pikeniere aus Nessanland durch und sie hatten keine Probleme. Keine Untoten, keine Schneestürme, keine Kobolde.«
      Er kaute auf dem letzten Bissen Brot und musterte mich ruhig. Ich kam mir vor wie ein Student, dem eine Aufgabe gestellt wird; glücklicherweise wusste ich die Antwort. Oder vielmehr die Frage.
    »Und was du dir nicht erklären kannst, ist der Grund, warum wir diejenigen waren, die so geplagt wurden. Warum schenkte das Dunkel ausgerechnet uns so viel Aufmerksamkeit?

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