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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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als einen Helden zu pflegen.«
    »Was?«
    »Einen Helden«, wiederholte sie. »Gut, dass Sie nicht gehört haben, was Schwester Winterridge in der Versammlung über Sie gesagt hat. Es würde Ihnen den Kopf verdrehen.«
    Held? Ich war kein Held. Bisher war ich immer an dem Ende gewesen, wo die Prügel eingesteckt werden.
    Sie kümmerten sich um meine Bedürfnisse, und - um die Wahrheit zu sagen - ich hatte Schwierigkeiten, mich zu bewegen. Später, als sie vergangen waren, hatte ich Zeit, darüber nachzudenken, was sie gesagt hatte. Aber meine Gedanken gingen im Kreis und wiederholten sich. Kobolde grinsten mir ins Gesicht, während ihre Waffen meine Eingeweide durchbohrten, der Geruch von Lampenöl und die Erinnerung an bittere Kälte verfolgten mich. Silvus' Gesicht, lang und forschend, beugte sich naserümpfend über mich wie über einen schlechten Geruch. Eumas weinte und die Tränen zogen ätzende Bahnen über seine Wangen. Und Ruane warf sich in die Mitte seiner Angreifer, wurde von ihnen überwältigt und riss sich dann in den letzten Augenblicken los, bevor die steinerne Tür sich schloss. Ich sah diese Abfolge immer wieder, bis sie zu einem Traum wurde; und dann schrumpfte sie zu einem Punkt und verlor sich im Nichts.
    Der Morgen brachte Frost und das Gekrächze von Krähen. Silbriges Licht sickerte durch den Schlitz der Schießscharte und etwas mehr drang durch den Vorhangstoff von der Galerie herein. Andere Wahrnehmungen kamen hinzu: Stimmen und Stiefeltritte von jenseits der Trennwand, Küchengerüche.
    Ohne an meinen Zustand zu denken, stemmte ich mich im Bett hoch. Der stechende Schmerz in meiner Seite verschlug mir den Atem und ich musste für einen Moment die Augen schließen. Als ich wieder in der Lage war, von meiner Umgebung Notiz zu nehmen, sah ich meine Rüstung, die den größten Teil des Raumes zwischen dem Fußende des Bettes und der Wand ausfüllte. Sie war frisch gereinigt und jeder Rostfleck schien wegpoliert. Sogar im gedämpften Licht schimmerte das Metall. Sie sah wunderschön aus, auch die Dellen darin sahen wunderschön aus, und ich begann zu überlegen, wie viel Zeit und Mühe es gekostet haben musste, diesen Glanz zu erzeugen.
    Viel Zeit und viel Arbeit. Das einzige Problem war, dass die Rüstung alles an Kleidung war, was ich sehen konnte, und ich konnte schlechterdings nicht in Harnisch und Beinröhren zum Frühstück hinuntergehen.
    Aber ein Bündel beim Türvorhang ächzte und wälzte sich herum - es war eines der halbwüchsigen Mädchen, eine Novizin, die dort in eine Decke gewickelt schlief. Das machte es mir unmöglich, das Bett zu verlassen - ich war splitternackt - und ich wartete, bis sie den Schlaf aus den Augen geblinzelt hatte, bevor ich Bewegungen des Kleideranziehens machte, während ich unter den Decken blieb.
    Sicherlich war es einfältig. Schließlich hatte ich meine Nacktheit nicht selbst herbeigeführt. Oder hatte ich mich während des Schlafwandelns ausgezogen? Und wo waren meine Kleider?
    Sie schüttelte ihre Decke aus, legte sie zusammen und ging. Aber bald darauf kam sie mit der Heilkundigen zurück, nicht mit meinen Kleidern.
      »Siehe da. Und wie geht es uns heute Morgen?«, fragte die Heilerin in einem Ton professioneller Munterkeit. Dabei sah sie müde aus und ihr langes Gewand war zerknittert. Wahrscheinlich hatte sie die Nacht an Huberts Krankenlager verbracht, vermutete ich. Aber ich widerstand dem Drang, sie zu fragen, wie es ihr gehe.
    »Viel besser, danke«, antwortete ich statt dessen. »Hungrig bin ich.«
    »Hm. Gut. Sie haben hübsch viel Blut verloren. Es kann nicht schaden, neues zu bilden. Aber keine großen Mahlzeiten, nicht zu plötzlich.«
    Sie sagte etwas zu der Novizin, die hinausging, und kam ans Bett, um meinen bandagierten Brustkorb zu untersuchen. »Sieht nicht schlecht aus«, meinte sie nach der Untersuchung. »Das Fieber ist zurückgegangen, die Blutung hat aufgehört. Sieht auch nicht so aus, als hätte die Heilsalbe Sie überfordert.«
    Mich überfordert? Ich sah sie fragend an.
    »Ich dachte, es sei offensichtlich. Dieses Zeug heilt Sie nicht wirklich. Es ist nicht magisch. Es unterstützt nur die Selbstheilung, und das sehr wirksam, sodass sie schnell vonstatten geht. Es ist nicht Mana, das ihr Kräfte verleiht, sondern die Kraft des Körpers selbst. Darum kann man die Salbe nicht bei Leuten verwenden, die nicht viel eigene Kraft in Reserve haben, sozusagen. In solchen Fällen treibt sie Kranke umso schneller in den Tod.«
    Ich

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