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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Warum uns, einer Hand voll belangloser Amateure?« Ich wollte ihn zusammenzucken sehen -und er tat es. Und mir tat es sofort Leid. Aber die Frage war berechtigt; und obwohl er sie widerwillig beantwortete, merkte ich, dass er sich bereits damit beschäftigt hatte. Immer der Realist, Silvus.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er zögernd. »Entweder sind - oder waren - wir wichtig in keinem Verhältnis zu unserer Zahl, oder es gibt etwas, was ich nicht verstehe. Wenn wir wichtig sind, warum sind wir es? Besitzt einer von uns den Schlüssel zu der ganzen Sache?«
    »Wenn es einer von uns ist, musst du es sein.«
    Er sah mich amüsiert an. »Warum glaubst du das?«
    »Das Dunkel verbrachte die meiste Zeit mit Versuchen, dich auszuschalten. Die Wiedergänger im Moor beachteten mich nicht, oder taten es erst, als ich zwischen sie und dich trat. Die Schlange kroch an anderen vorbei, um zu dir zu kommen. Sogar die Banditen konzentrierten sich auf dich. Und die Sandasti.«
    Silvus schnaubte. »Wenn das so ist, weiß ich jedenfalls nicht, was der Schlüssel sein könnte.«
    »Dein Talent? Der Magier des Dunkels möchte mögliche Rivalen ausschalten.«
    Das gab ihm zu denken. »Es ist ein schwaches Talent, und ich mache nie bewusst Gebrauch davon. Und wir sind bloß ein nachträglicher Einfall, zumindest was den Orden betrifft. Sie glaubten nie, dass Nathan ihnen mit größeren Verstärkungen zu Hilfe käme, und sie hatten Recht. Sie wollten nur nichts unversucht lassen, in ihrer gründlichen Art. Sie kennen die Lage in Tenabra so gut wie jeder andere, weißt du.«
    »Aber sie schickten jemanden auf diesen weiten Weg… noch dazu eine von ihren Besten.«
    Orden oder nicht, es konnte nicht viele wie Schwester Winterridge geben.
    »Mmh. Aber sie schickten nur eine, und die hatte den Auftrag, in jedem Fall zeitig zurückzukehren.«
    »Zeitig wofür?«
    »Für die Belagerung von Ys, was sonst?«
    Silvus stand auf und spähte durch die Schießscharte hinunter ins Tal. Dann blickte er über die Schulter zu mir. Das Licht betonte die hohlen Wangen seines hageren Gesichts.
    »Kopf hoch.« Er grinste, und es war wie das Grinsen eines Totenschädels. »Wir kommen auch noch rechtzeitig.«
     

  KAPITEL XII
    Diesen ganzen und den nächsten Tag lag ich flach wie ein Spiegelei. Jedes Mal, wenn ich Anstalten machte, aufzustehen, hörte jemand meine Bemühungen und kam herein, um sich zu erkundigen, was ich wollte. Und jemandem seine Hosen vorzuenthalten, ist eine gute Methode, um sicherzugehen, dass er nicht herumspaziert. Silvus besuchte mich von Zeit zu Zeit, aber jeder von uns beschäftigte sich hauptsächlich mit seinen eigenen Gedanken über die Bruchstücke von Mitteilungen, die er bekommen konnte. Den Rest lernte ich von den Geräuschen ringsum: den Stiefeltritten auf der schmalen hölzernen Galerie draußen, den Rufen der Wache, den Gesprächen der Novizinnen und Ordensschwestern, dem Hufgetrappel und Lärm vom Burghof.
    Es war nicht alles, woran ich zu denken hatte, aber es war genug. Dies war eine Ordensburg. Und wie man es auch sah, es war alles sehr geordnet.
    Durch die dünnen Trennwände konnte ich vieles von dem hören, was vorging. Wecken, Frühstück, Exerzieren, Arbeitsdienst, Unterweisung, Mittagsmahl, Waffenübungen, mehr Exerzieren, Abendmahlzeit, Einteilen der Wachen, Zapfenstreich. Alles so regelmäßig wie der Stuhlgang eines Soldaten der Stadtwache und durch Glockentöne angezeigt. Vertraute Routine. Aber mit nervigen Einzelheiten. Fanatische Reinlichkeit, zum Beispiel. Kein Fluchen. Kein Alkohol. Kein Tabak.
    Die meisten Unterweisungen waren für die Novizinnen, halbwüchsige oder noch jüngere Mädchen, während die fertigen Ordensschwestern diese Stunden meistens mit Waffenübungen zubrachten. Ich lag da und hörte mir alles an.
    Meine eigene flüchtige Berührung mit Schulbildung hatte mich genug Buchstaben und Zahlen gelehrt, um eine Rechnung zusammenzuschreiben oder eine Wachliste zu lesen. Den Rest hatte ich mir selbst beigebracht. Aber was ich mir an Wissen angeeignet hatte, war ziemlich planlos geschehen. Dies war durchdacht.
    Silvus kam vorbei. Ich hatte ihn vieles zu fragen, angefangen mit der Burg.
    »Die Garnisonsstärke beträgt nominell ungefähr sechzig«, sagte er. »Davon sind die meisten Ausbilderinnen. Außerdem gibt es ungefähr dreihundert Novizinnen, von vierzehn Jahren aufwärts.«
    »Die alle für den Dienst im Orden ausgebildet werden«, sagte ich und stellte mir dreihundert Schwester

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