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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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fallen.
    Schließlich zog sich das Dunkel zurück, um in der Stunde vor Morgengrauen einen weiteren Versuch zu machen, diesmal angeführt von formlosen Klumpen wie Felsblöcken auf Beinen. Trolle. Aber Trolle sind schwer, keine gewandten Kletterer, und auch sie sind durch Feuer verwundbar. Es war das Gleiche. Wir setzten ihre Sturmleitern in Brand und stießen sie von den Mauern zurück und sie schlugen zerschmettert auf die Steine oder plumpsten brennend in die rauschende Brandung. Nicht einmal das Wasser konnte die Flammen ersticken. Das goldene Feuer ließ sich nur mit Essig löschen.
    Es wurde Tag und das Dunkel wich zurück. Die leeren Hüllen der Säue kauerten noch immer auf der Aufschüttung, umgeben von zerschmetterten, teils geschwärzten Körpern. Viele andere hatte die See aufgenommen und mit einsetzender Ebbeströmung hinausgetragen, wo ihre schuppigen Bewohner ein Festmahl erwartete. Und die Festung stand unverändert. Die Mauern schienen unverändert, ein wenig rußig, aber unbeschädigt. Wir konnten uns auf unsere Waffen stützen, die kalte weiße Morgendämmerung beobachten und uns den Schweiß aus den Augen wischen. Allmählich setzte die Reaktion ein und das kalte Grausen zog mir den Magen zusammen.
    »Hirnlos«, sagte ich zu Silvus.
    »Das Dunkel ist so«, stimmte er mir zu, und wir vermieden es, einander anzusehen, denn jeder von uns teilte mit dem anderen die Scham. Ja, Scham. Dies war kein Kampf gewesen. Wir hatten sie abgeschlachtet wie arme, hilflose Tiere, und das war keine Arbeit für Soldaten. Nur Generäle als erfolgreiche Schlächter aus der Ferne konnten sich dazu gratulieren lassen. Diese Horde hatte keine Chance, nicht gegen Feuer und unüberwindliche Mauern. Was für eine Art von Krieg war dies?
    Wir meldeten uns ab, wurden entlassen und gingen zum Speisesaal, um ein Frühstück hinunterzuwürgen. Dann suchten wir unser Quartier auf, um zu schlafen. Am vergangenen Abend war die Kompanie sechsundvierzig Köpfe stark gewesen, jetzt waren es zweiundvierzig. Drei Verwundete, von denen eine wahrscheinlich nicht durchkommen würde. Eine Weitere hatte einen Armbrustbolzen in die Lunge bekommen und war tot, bevor sie zum Verbandplatz geschafft werden konnte. Schwester Hanna Amaire. Ich hatte nie mir ihr gesprochen. Bald würde sie eine Hand voll Asche in dem anonymen Scheiterhaufen sein, der gerade im inneren Burghof aufgeschichtet wurde.
    Wir mussten uns zum Frühstück anstellen, obwohl ich weder Hunger noch Durst verspürte. Schwitzende Köchinnen gaben einen Schlag Haferbrei in unsere Schalen, dazu gab es getrocknete Äpfel. Auf Wunsch konnte man außerdem eine warme Semmel und Speck bekommen. Frühstück zu essen war ein Befehl. Nun, wenigstens war der Tee aus Rainfarn heiß und würzig und belebend. Wir aßen schweigend, ohne einander anzusehen, außer gelegentlich von der Seite. Eumas stieß die Schale von sich, dann zog er sie wieder näher und zwang sich grimmig, drei Löffel Haferbrei zu essen. Silvus und Hubert -der war seit drei Tagen wieder auf den Beinen - aßen sparsam. Raol und ich schlangen wie die derben, ungehobelten Söldner, die wir waren. Dann ab ins Bett.
    Um die Mitte des Nachmittags rüttelten uns Novizinnen wach. Wir hatten keine Zeit, unsere Ausrüstung zu säubern, und die rußige, kalt verschwitzte Rüstung fühlte sich schmutzig an. Trotzdem legten wir sie in aller Eile an. Soldaten gewöhnen sich an Schmutz. Wir stiegen zum Bergfried hinauf, und als wir auf dem Dach antraten, stiegen Merceda und ihr Stab durch die Luke und traten hinüber zur landseitigen Brustwehr. Ich war der Flügelmann und nahe genug, sie zu hören.
    »Sie sind wieder in Bewegung«, bemerkte die hoch gewachsene Adjutantin. Merceda spähte an ihr vorbei und ihre Miene verriet etwas wie Verwirrung.
    Ich reckte den Hals, um an ihr vorbeizuspähen. Die Höhe der vorgelagerten Mauern verbarg die Bilder der Verwüstung, aber ich konnte die rückwärtigen Enden der Säue sehen, die auf dem zugeschütteten Graben kauerten wie ihre Namengeberinnen an einem Trog. Jenseits davon, auf der langen, leicht ansteigenden Landzunge, stand eine Reihe von Bogenschützen, anscheinend Kobolde, die mit den Verteidigern der äußeren Mauer Pfeilschüsse austauschten, anscheinend ohne Wirkung. Eine Wurfmaschine schleuderte ihr Steingeschoss hinüber, aber sie waren gut verteilt, und nicht einmal ein Brandgeschoss konnte etwas bewirken.
    Hinter den Bogenschützen, am oberen Ende des Hanges, formierten sich Truppen,

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